Die Spielesoftwarefirma Goodgame Studios bezieht weitere Büroräume in Bahrenfeld – der alte Standort in Hamburg reicht nicht mehr aus.
Hamburg. Gleich hinter der Caféteria, abgetrennt durch eine Glaswand, stehen ein Billardtisch und mehrere Tischkicker, die auch sofort umlagert sind: Zumindest in den Pausen und nach der Arbeitszeit wird in den neuen Räumen der Hamburger Spielesoftwarefirma Goodgame Studios auch gern analog gespielt.
Weil der Platz am bisherigen Standort im „Westend-Village“ in Bahrenfeld wegen des rasanten Wachstums nicht mehr ausreichte, hat das Unternehmen rund einen halben Kilometer entfernt, am Albert-Einstein-Ring gegenüber der Trabrennbahn, in drei Gebäuden weitere Büroflächen von insgesamt 13.000 Quadratmetern angemietet. In zwei Häusern sind noch die Handwerker im Einsatz, die Räume im dritten Gebäude hat das Management von Goodgame Studios am Dienstag offiziell eröffnet.
„Wir haben aktuell etwa 1200 Beschäftigte, in diesem Jahr werden voraussichtlich gut 400 weitere hinzu- kommen“, sagt Firmensprecher Andreas Haase. Am Albert-Einstein-Ring hat sich der nach eigenen Angaben mitarbeiterstärkste Entwickler von Spielesoftware in Deutschland Platz für rund 900 Beschäftigte gesichert, fast 400 Personen arbeiten bereits in den neuen Büros.
Vor dem Umzug wurden erhebliche Veränderungen in dem Gebäude vorgenommen: „Als ich im Frühsommer 2014 zum ersten Mal durch dieses Haus gegangen bin, habe ich mich gefragt, ob das wirklich ein guter Platz für Goodgame Studios sein kann“, erinnert sich Markus Kruse, der Leiter des Teams, das für die Flächenerweiterung verantwortlich war. Mehr als 750 Wände hat man entfernt, um die Räume nach den Wünschen des neuen Mieters zu gestalten.
„Ziemlich cool“ findet Kruse jetzt das Ergebnis der Arbeiten. Bei der Umgestaltung der Etagen, die auffallend großzügig und luftig wirken, hatte das firmeneigene „Feelgood Team“, das sich um das Wohlbefinden der Mitarbeiter kümmert, ein gewichtiges Wort mitzureden.
So gibt es im fünften Stock ein Fitnessstudio, an zwei Nachmittagen pro Woche geben zwei Personal Trainer Tipps für die Übungen. Außerdem werden dort Kurse für Yoga, Zumba und Pilates angeboten. Auf den Etagen darunter finden sich Lounge-Bereiche und Räume mit Wohnzimmerbücherregalen von Ikea sowie gemütlichen Ohrensesseln für Besprechungen im kleineren Kreis. Dies passt zu den Umgangsformen in der Firma, in der selbst die Geschäftsführer geduzt werden.
Schließlich sieht man bei Goodgame Studios eine „angenehme Arbeitsatmosphäre“ als eine „wesentliche Ursache für den Unternehmenserfolg“ des Spieleentwicklers an. Nicht zuletzt für die Personalgewinnung ist das ein wichtiger Faktor, denn allein in Hamburg konkurrieren mehrere große Anbieter um qualifizierte Mitarbeiter.
Hamburg ist Spieleentwickler-Hochburg
Mit 4700 Beschäftigten per Ende 2014 ist die Hansestadt die Hochburg dieser Branche in Deutschland. So hat der Wettbewerber Innogames mit zuletzt gut 350 Mitarbeitern in den Jahren 2013 und 2014 je 80 Personen eingestellt, für 2015 ist ein Zuwachs in ähnlicher Größenordnung geplant.
Bigpoint, einer der Pioniere der Anbieter von Onlinespielen, hat sich in den zurückliegenden zwei Jahren mit 110 Mitarbeitern verstärkt. Derzeit arbeiten in Hamburg mehr als 400 Menschen für das Unternehmen, das zwischenzeitlich allerdings auch schon Stellen abbauen musste.
„Der Verdrängungswettbewerb in unserer Branche hat schon begonnen“, sagt Goodgame-Studios-Sprecher Haase. Er sieht für die Bahrenfelder Firma jedoch noch reichlich Wachstumspotenzial auch für die nächsten Jahre. Eine wesentliche Triebfeder seien die Spiele für mobile Geräte, also für Smartphones und Tablet-Computer. Hinzu kommt die regionale Expansion des Marktes. Aktuell bietet Goodgame Studios seine Spiele bereits in mehr als 25 Sprachen an. Wachstumsmöglichkeiten gebe es derzeit unter anderem in Indien und in Brasilien, sagt Haase.
Schon um die Nutzer in all diesen Ländern mit Beschäftigten aus der jeweiligen Nation betreuen zu können, arbeiten bei dem im Jahr 2009 gegründeten Unternehmen Menschen aus mehr als 50 Ländern.
Im Oktober hat der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungskonzern Deloitte die Bahrenfelder als die am schnellsten wachsende Technologiefirma Deutschlands ausgezeichnet. Im Vergleich zum Jahresende 2013 hat sich die Mitarbeiterzahl bis heute verdoppelt – und der Ehrgeiz lässt nicht nach. Laut Kai Wawrzinek, Mitgründer und Chef von Goodgame Studios, besteht das Ziel darin, die weltweit führende Spielefirma zu werden. Dabei kommt auch der Ertrag nicht zu kurz. Im ersten Halbjahr 2014 erzielte die Hamburger Firma bei einem Umsatz von 98 Millionen Euro einen Gewinn von immerhin 20,9 Millionen Euro.