5000 Menschen warteten am Montag in Endlos-Schlangen am Hamburg Airport, weil das Sicherheitspersonal streikte. Ver.di spricht von einem „Paukenschlag“. Flughafen-Betrieb normalisiert sich am Dienstag.

Hamburg. Nach dem Warnstreik des Sicherheitsgewerbes in Hamburg lief der Flugbetrieb am Hamburger Flughafen am Dienstagmorgen wieder normal. „Um 4 Uhr haben die ersten Sicherheitskontrollen geöffnet, um 6 Uhr hob das erste Flugzeit ab“, sagte Flughafensprecherin Stefanie Harder. Insgeamt 12 Passagiere haben die Nacht auf dem Airport verbracht, nachdem am Abend zuvor um 21 Uhr die letzte Kontrollschleuse geschlossen hatte. Für sie waren Feldbetten im frühren Urlauber-Terminal aufgestellt worden, der heute als Veranstaltungsraum genutzt wird.

Der Flughafen stellte sich für Dienstag auf mehr Reisende ein, weil viele auf die nächstmögliche Maschine umgebucht haben könnten, so die Sprecherin. Die Gewerkschaft plant im festgefahrenen Tarifkonflikt zunächst keine weiteren Warnstreiks.

Am Montagmorgen gegen 7.45 Uhr war das Gedränge nach Beginn des Warnstreiks so beängstigend geworden, dass die Polizei anrückte: Zum ersten Mal in der 103-jährigen Geschichte des Hamburger Flughafens ist der Airport wegen Überfüllung geschlossen worden. Ob Touristen oder Geschäftsreisende – rund zwei Stunden lang wurde niemand mehr in das Gebäude gelassen.

In den Terminals 1 und 2 drängelten sich mehr als 5000 Menschen in endlosen Schlangen. Nur drei der 24 Sicherheitsschleusen waren geöffnet. Am frühen Nachmittag war es sogar nur noch eine.

Bei Fragen zu Verspätungen, Ausfällen, Umbuchungen sollten sich Passagiere direkt an die Fluggesellschaften wenden

„Die Situation ist katastrophal“, sagte Flughafensprecherin Stefanie Harder. Es entstehe ein „maximaler Schaden“. Helfer versorgten die Wartenden in den Terminals und draußen vor den Türen mit Getränken. Die meisten nahmen es gelassen, aber es gab auch Unmut. „Wir sind schon ein bisschen wütend“, sagte die Passagierin Heike Kohrs, die nach La Palma wollte: „Dass das immer auf dem Rücken von so vielen ausgetragen wird, ist nicht so schön.“ Über den Rundfunk wurden Flugreisende aufgefordert, erst gar nicht mehr zum Airport zu kommen. Eigentlich hätten am Montag – traditionell ein Hauptreisetag – insgesamt 40.000 Passagiere abgefertigt werden sollen. 160 der 400 Flüge wurden bis zum Abend gestrichen.

Die meisten der erst am Nachmittag am Flughafen Eintreffenden mussten demnach entweder wieder nach Hause fahren, auf eigene Kosten im Hotel oder im Flughafen übernachten. Zum Abend baute der Flughafen 100 Feldbetten für die gestrandeten Passagiere auf. Etwa zehn Menschen hätten die Betten genutzt, sagte eine Flughafen-Sprecherin am späten Montagabend. Aber: „Die meisten Gäste gehen lieber in ein Hotel.“

Die Gewerkschaft Ver.di, die für ihre Mitglieder bis zu 2,50 Euro mehr Stundenlohn fordert, sprach von einem „Paukenschlag“ vor der morgigen neuen Verhandlungsrunde: „Die Streikbeteiligung ist grandios.“ Der Druck sei notwendig, wenn der Tarifstreit vor der Ferienzeit im März beendet werden solle. Der Flughafenverband ADV kritisierte den Warnstreik dagegen scharf. Er sei eine „Zumutung“ für Zehntausende Passagiere – Ver.di überspanne den Bogen, ein „zwingendes Schlichtungsverfahren“ sei „dringend erforderlich“. Die Fluggesellschaft Germanwings verlangte „klare Spielregeln für den Ablauf von Arbeitskämpfen“. Streiks schadeten dem Luftverkehrsstandort Hamburg, der sich in einer kritischen Wettbewerbssituation befinde.

Auch an den Flughäfen in Stuttgart und Hannover kam es gestern zu Arbeitsniederlegungen. Während in Stuttgart ebenso wie in Hamburg zahlreiche Flüge ausfielen, waren in Hannover für Passagiere kaum Auswirkungen zu spüren. Dort demonstrierten lediglich Dutzende Mitarbeiter mit Trillerpfeifen, Fahnen und Transparenten.