Wegen des Ausstands haben viele Passagiere ihre Flüge auf den Folgetag umgebucht. Einige Gestrandete nutzen extra aufgestellte Feldbetten am Flughafen. Am Dienstag soll der Flugverkehr wieder normal laufen.

Hamburg. Nach dem Warnstreik des Sicherheitsgewerbes in Hamburg soll der Flugbetrieb am Hamburger Flughafen am Dienstag wieder normal laufen. Das kündigte eine Flughafen-Sprecherin an. Der Flughafen stellte sich für Dienstag auf mehr Reisende ein, weil viele auf die nächstmögliche Maschine umgebucht haben könnten. Die Gewerkschaft plant im festgefahrenen Tarifkonflikt zunächst keine weiteren Warnstreiks.

Am Montag war der Flughafen – ebenso wie der in Stuttgart – von dem Ausstand nahezu lahmgelegt worden. Zehntausende Passagiere mussten umbuchen oder nahmen stundenlange Wartezeiten vor ihrem Abflug in Kauf. Polizisten mussten vorübergehend die Eingänge absperren, weil das Gebäude überfüllt war. Der Warnstreik lief bis Mitternacht.

„Gerade am Flughafen war die Beteiligung sehr hoch“, sagte Peter Bremme von der Gewerkschaft Verdi in Hamburg. Er erwartet an diesem Mittwoch Bewegung bei den Arbeitgebern. Dann wird in Hamburg wieder verhandelt. Zuletzt hatten die Arbeitgeber für eine dreijährige Vertragslaufzeit eine Gesamterhöhung um 14,3 Prozent in drei Schritten vorgeschlagen. Verdi fordert für den Bewachungsdienst einen Lohnzuwachs von 8,05 Euro auf 9,20 Euro pro Stunde sowie für die Luftsicherheitsassistenten 15,00 Euro statt bislang 14,00 Euro pro Stunde. Außerdem verlangt Verdi neue Entgeltstufen.

Im Bewachungs- und Sicherheitsgewerbe sind in Hamburg 8000 Mitarbeiter beschäftigt, davon 900 am Flughafen.

Ein Warnstreik des Sicherheitspersonals hat am Flughafen Hamburg am Montag für Chaos bei der Abfertigung gesorgt. Nachdem die Polizei am Morgen die Eingänge zu den Terminals wegen zu hohen Passagierandrangs schließen musste, konnten sie am Vormittag nach Augenzeugenberichten wieder geöffnet werden.

Die Reisenden mussten äußerst lange Wartezeit in Kauf nehmen. Lediglich zwei bis fünf der 24 Sicherheitschecks konnten geöffnet werden, ab 16.30 Uhr stand nur noch einer zur Verfügung, ab 21 Uhr dann gar keiner mehr. „Wer nach 15.30 Uhr anreist, hat keine Chance mehr, mitzufliegen, da die Wartezeit derzeit schon bei mindestens vier Stunden liegt“, sagte eine Flughafen-Sprecherin am Nachmittag.

Mehr als 100 Flüge wurden gestrichen


Die Situation war zwischenzeitlich dramatisch. Bereits drei Passagiere hätten ins Krankenhaus transportiert werden müssen.

Sprecherin Harder forderte die Fluggäste auf, ihre Reise zu verschieben und nicht mehr zum Flughafen zu kommen. Bereits eineinhalb Stunden nach Beginn des Flugbetriebs haben die Fluggesellschaften mehr als 100 Flüge gestrichen.

Bei Fragen zu Verspätungen, Ausfällen, Umbuchungen sollten sich Passagiere direkt an die Fluggesellschaften wenden.

Am Morgen waren bereits 100 der 400 Flüge für den Tag gestrichen worden. Augenzeugen berichteten von riesigen Schlangen vor den Kontrollen. Über Durchsagen würden die Passagiere darauf hingewiesen, dass die Wartezeit vier Stunden betrage.

Einige Passagiere in der Schlange berichteten, dass sie seit 4.00 Uhr morgens vor den Kontrollen gewartet hätten. „Es ist keine schöne Situation“, sagte Flughafensprecherin Harder. Drei Fluggäste wurden in Krankenhäuser gebracht.

Die meisten der erst am Nachmittag am Flughafen Eintreffenden müssen entweder wieder nach Hause fahren, auf eigene Kosten im Hotel oder im Flughafen übernachten. Zum Abend baute der Flughafen dann 100 Feldbetten für die gestrandeten Passagiere auf.

Etwa zehn Menschen hätten die Betten genutzt, sagte eine Flughafen-Sprecherin am späten Montagabend. Aber: „Die meisten Gäste gehen lieber in ein Hotel.“ Nach Angaben der Sprecherin wurden am Montag insgesamt 160 Flüge gestrichen, etwa 40.000 Passagiere waren von dem Ausstand betroffen.

Flughafen erwartet mehr Reisende am Dienstag

Am Montagabend habe sich das Terminal geleert, erklärte die Sprecherin. Der Warnstreik lief bis Mitternacht. Am Dienstag solle der Flugbetrieb in Fuhlsbüttel wieder normal laufen. Gleichwohl stelle sich der Flughafen auf mehr Reisende ein, weil viele auf die nächstmögliche Maschine umgebucht haben könnten.

An diesem Mittwoch werden in Hamburg die Tarifverhandlungen für die Branche mit rund 8000 Mitarbeitern fortgesetzt. Die Gewerkschaft plant im festgefahrenen Tarifkonflikt zunächst keine weiteren Warnstreiks.


Peter Bremme von der Gewerkschaft Ver.di zeigte sich mit dem bisherigen Verlauf des Arbeitskampfs zufrieden: „Die Streikbeteiligung ist grandios. Auch die Bodenverkehrsdienste haben sich solidarisch gezeigt und mitgemacht.“ Ver.di fordert für das Sicherheitspersonal der untersten Stufe einen Mindestlohn von 9,20 Euro pro Stunde.

Auch in Hannover und Stuttgart wurde am Montag die Arbeit niedergelegt. In Hannover war die Lage allerdings weniger dramatisch. „Wir haben keine Ausfälle und keine nennenswerten Verspätungen“, sagte Airport-Sprecher Sönke Jacobsen. „Es ist ein vollkommen unnötiger Streik. Wir haben kein Verständnis dafür.“ Laut Verdi-Fachbereichsleiterin Ute Gottschaar haben sich in Hannover rund 100 Mitarbeiter an den Streiks beteiligt.

Airlines müssen nicht haften

Auch wenn Airlines angesichts zahlreicher Flugstreichungen kostenlose Umbuchungen oder auch Bahn-Tickets anbieten, Anspruch auf eine Entschädigung haben Reisende nicht. Grund: Fluggesellschaften können nicht für einen Streik des Sicherheitspersonals verantwortlich gemacht werden, da sie keine Möglichkeit haben, die nötigen Kontrollen mit eigenem Personal durchzuführen, erklärte die Deutsche Gesellschaft für Reiserecht. B

Bei Flugausfällen oder großen Verspätungen wegen eines Streiks handelt sich laut Rechtsprechung um einen Fall von höherer Gewalt. Normalerweise steht Passagieren bei Flugausfall oder Verspätung von mehr als drei Stunden eine Entschädigung von (je Flugstrecke) 250, 400 oder 600 Euro zu.

Bei Air Berlin, die 25 Flüge ab, aber auch nach Hamburg streichen musste – insgesamt waren 2000 Fluggäste betroffen – hieß es: Wir bieten „Passagieren, die aufgrund des Streiks von Flugstreichungen betroffen sind, kostenlose Stornierungen oder Umbuchungen auf Flüge bis einschließlich 16. Februar 2015 an“, sagte Pressereferentin Janina Zitz.

„Wir sind selbst Opfer des Streiks“, sagte Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber. Den Reisenden seien aber Tickets für die Bahn als kostenloser Ersatz angeboten worden. „Außerdem haben wir möglichst viele Passagiere auf spätere Flüge umgebucht.“