„Digitales Leben“ in der Hansestadt – ein Thema mit vielen Aspekten. Fünf Jungpolitiker stellten sich auf dem Podium den Fragen der Schüler. Eine Frage machte die Politiker allerdings ratlos.
Hamburg. „Den ganzen Tag lang stehen die Leute vor dem Apple Store am Jungfernstieg und gucken in ihre Smartphones – nur weil sie da kostenlosen Empfang haben. Das kann’s ja wohl auch nicht sein. Da geht doch so vieles verloren, was wollen Sie dagegen tun?“, fragte Schülerin Annika, 17 – keine leichte Frage für die fünf Jungpolitiker, die an der Stadtteilschule Bergedorf auf dem Podium saßen.
Bei der jüngsten Station der „It’s your choice“-Tour, mit der Jugendliche zur Teilnahme an der Bürgerschaftswahl am 15. Februar motiviert werden sollen, ging es auch um diese Fragen: Was darf, was kann Politik überhaupt regulieren? Wo gibt es Verbesserungsbedarf, wo liegen die Probleme? „Digitales Leben“ in der Hansestadt – ein Thema mit vielen Aspekten.
Rund 500 Schüler nutzten die Gelegenheit, den Antworten zuzuhören, die von den Volksvertretern vom Podium aus auf die vielen Fragen gegeben wurden. Deutlich wurde dabei: Auch Kinder und Jugendliche, die sich in der digitalen Welt gut auskennen und sie kräftig nutzen, sind nicht blind für deren Schwächen. Verbesserungen beim WLAN-Angebot – diese Forderungen unterstützten alle jungen Vertreter der in der Bürgerschaft vertretenen Parteien. Annkathrin Kammeyer (Junge Sozialdemokraten), die zwar jung ist, aber schon eine Legislatur für die SPD in der Bürgerschaft sitzt, wägte ab: Die richtige Mischung aus Freiheit und vernünftiger Dosierung zu finden, sei nicht Aufgabe der Politik.
Auch Ria Schröder (Junge Liberale) wollte die Digitalisierung „nicht verteufeln“, schließlich müssten auch Schulen mit der Zeit gehen. „Das Leben verändert sich dauernd“, so Schröder, die noch Studentin ist, „aber wir brauchen keine Angst davor zu haben.“
Phasenweise gab es fast etwas viel parteiübergreifende Einigkeit auf dem Podium in Bergedorf – zum Beispiel bei der grundsätzlichen Bereitschaft, das WLAN-Angebot auszuweiten. So viel Übereinstimmung reichte Schüler Max, 17, dann irgendwann sichtlich: „Sagen Sie doch mal, was an Ihnen jeweils das Besondere ist“, schlug er freundlich vor, „machen Sie mir doch mal deutlich, warum ich ausgerechnet Sie wählen soll.“ Donnernder Applaus.
Handyverbot im Unterricht – nicht nur für die Schüler in Bergedorf ist das sicherlich ein großes Thema. Doch wie stehen die Politiker dazu, wollte Lena, 16, wissen. Und Lisa, 17, stellte klar: „Es ist doch Unfug, immerzu neue Technik zu fordern, wenn die alten Geräte noch völlig in Ordnung sind.“
Schnell kam man da zum Thema Internetsucht, das Moderator Ralf Nehmzow (Hamburger Abendblatt) mit aktuellen Nutzerzahlen unterfütterte. Mareike Engels (Grüne Jugend) schlug ein erweitertes Hilfsangebot für Netz-Süchtige vor, wollte das Thema aber auch nicht verteufeln. Es dürfe nicht darum gehen, die Technik zu verurteilen, sondern den richtigen Umgang damit zu schulen. „Wenn ich mich in der Uni langweile, gucke ich auch die ganze Zeit auf mein Handy“, gab sie zu, „das wird euch im Alltag ja wohl ähnlich gehen.“
Ratlos waren die Politiker bei einer Frage von Schüler Erik, 17, der wissen wollte, wie die Stadt genau „Hackerangriffe auf Stromanbieter“ abwehre. „Man muss wissen, dass es immer Datenlücken geben kann“, mahnte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Dennis Gladiator an, der für die Junge Union auf dem Podium saß. Und Lia Schröder erinnerte daran, dass der Datenschutz „bei aller Eigenverantwortlichkeit“ nicht unterlaufen werden dürfe.
Der zunehmende Einsatz von Tablets im Unterricht war eines der Themen, bei denen es auch mal Dissens gab. Die sollten höchstens als Zusatzangebot eingesetzt werden, forderte Dennis Gladiator, während Florian Muhl (Linksjugend) befand: „Da muss sich die Politik raushalten. Das sollte den Schulen individuell überlassen bleiben.“
Dennis Gladiator, mit 33 Jahren der älteste Politiker auf dem Podium, warb auch dafür, Bücher nicht außer Acht zu lassen – „aber das mag meinem Alter geschuldet sein“.