Schüler des Walddörfer Gymnasiums sprachen mit Nachwuchspolitikern über die Themen Kraftwerke und Umweltpolitik. Der Anlass der Debatte war die Bürgerschaftskampagne „It's your choice“.
Volksdorf. Schwerpunktthema war Energiepolitik, aber die Schüler des Walddörfer Gymnasiums fühlten den Nachwuchspolitikern auch in Sachen Terrorangst und Flüchtlinge auf den Zahn. Anlass war eine Podiumsdiskussion im Rahmen der Bürgerschaftskampagne „It's your choice“: Die Agentur DSA youngstar tourt derzeit durch Hamburgs Schulen, um Schüler ab 16 Jahren am 15. Februar zur Wahl zu bewegen.
Moderator und Abendblatt-Redakteur Ralf Nehmzow wollte zunächst von den Politikern wissen: „Wie lässt sich eine umweltfreundliche und wirtschaftsverträgliche Energiepolitik mit einer wachsenden Stadt vereinbaren und wie gut ist Hamburg gerüstet?“
„Unser Ziel ist es, Windhauptstadt in Deutschland zu werden und von Atom- und Kohlekraft wegzukommen“, sagte Annkathrin Kammeyer von den Jungen Sozialdemokraten. „Wir brauchen möglichst moderne Gas- und Kohlewerke, um die Energieversorgung zu gewährleisten“, widersprach Sören Niehaus (Junge Union). Konstantin Kuhle (Junge Liberale) vertrat die Ansicht, dass die Energiewende nur gelingen könne, wenn Unternehmen damit Geld verdienten. Er hält daher das Engagement der Stadt in Sachen Hamburg Energie für „kontraproduktiv“. Maximilian Bierbaum (Grüne Jugend) hielt dagegen. „Wir können durch den Netzrückkauf eine dezentrale Energiewende einleiten. Schon 2030 könnten wir auf erneuerbare Energien umsteigen.“
Julian Georg (Linksjugend) kritisierte: „Die SPD hat verbindliche Ziele aus dem Masterplan gestrichen und das Geld für den Klimaschutz gekürzt.“ Nach den Eingangsstatements durften die Schüler ihre Fragen loswerden. „Finden Sie es gerechtfertigt, dass Hamburg 2011 Umwelthauptstadt war?“, fragte die Zwölfklässlerin Valena. „Ja“, sagte Niehaus. Hamburg sei eine sehr grüne Stadt, mit – für ihre Größe – guter Luft. „Wir müssen aber daran arbeiten, das zu halten“, sagte er. „Dazu gehören unter anderem die Landstromanlagen im Hafen.“ Grünen-Politiker Bierbaum sagte: „Der Titel ist an konkrete Ziele gebunden. 2011 gab es die noch, doch hat der SPD-Senat sie gekippt. Wir müssen wieder dahin zurück.“ Es sei „falsche Politik“, den Klimaschutzetat zu halbieren und die Naturschutzverwaltung zu entmachten, sagte Julian Georg. „Man muss Naturschutz in der Stadt hochhalten, auch wenn er mit Wohnungsbau kollidiert.“
Elftklässler Robin gab zu bedenken: „Muss man nicht die Energiewende auch mit Hinblick auf Wirtschaftsunternehmen betrachten, damit sie nicht wegen zu hoher Kosten abwandern?“ SPD und CDU waren sich einig: „Wir müssen die Wirtschaftsunternehmen berücksichtigen. Strom aus erneuerbaren Energien darf nicht zu teuer werden.“ Man müsse bei der Ökostromzulage Ausnahmen machen, sagte auch Bierbaum. „Es ist aber nicht einzusehen, dass Vattenfall für den Braunkohleabbau in Brandenburg nichts zahlen muss.“
Ob das Freihandelsabkommen TTIP die Energiepolitik gefährde, wollte Valena wissen. „Nach dem Abkommen mit den USA war in Kanada plötzlich Fracking erlaubt“, antwortete Bierbaum. „Ich möchte nicht, dass auch hier Umweltstandards gefährdet werden.“
Nachdem Moderator Nehmzow grünes Licht für Fragen aus anderen Bereichen gegeben hatte, fragte ein Junge aus der ersten Reihe die Politiker, ob sie Angst vor Terroranschlägen hätten und wie sie auf die Bedrohung reagierten. „Auf Gewalt sollte man mit Offenheit und Demokratie reagieren“, sagte Annkathrin Kammeyer. Und Sören Niehaus fügte hinzu: „Wir dürfen nicht immer nur stärkere Überwachung fordern.“ Zu viel Sicherheit gefährde die Freiheit.
Dann brachte Pauline aus der 12. Klasse die Flüchtlingspolitik ins Spiel. „Was halten sie von dem Scheitern in Harvestehude?“, fragte sie. Unisono gaben die Politiker ihr Entsetzen über das „fatale Gerichtsurteil“ (Kuhle) zum Ausdruck.