An Silvester gehen die Vorlieben weit auseinander. Während es die einen laut lieben, machen es sich die anderen auf dem Sofa gemütlich.

Hamburg. Sag mir, was Du Silvester machst und ich sag Dir, wer Du bist. Ganz so einfach ist es mit der Psychologie natürlich nicht. Interessant ist es trotzdem, wie weit die Vorlieben am 31. Dezember auseinandergehen. Während die einen sicherstellen, dass genügend Ohropax im Haus sind, können es die anderen nicht erwarten, dass es um 24 Uhr endlich richtig laut wird. Die einen suchen Menschenmassen, den anderen ist es zu zweit auf dem Sofa am Behaglichsten. Alles eine Typfrage. Eben.

Mit Unterstützung von Diplom-Psychologe Michael Thiel hat Abendblatt.de die verschiedenen Silvester-Typen einmal unter die Lupe genommen:

1. Der Partygänger

Laut, schrill, bunt und - Hauptsache nicht langweilig. Der Partygänger will an Silvester was erleben. Er ist ein Typ, der den Wechsel braucht. Deshalb besucht er gleich mehrere Partys an einem Abend. Langweilig? Taxi! Nächste Location. So zieht er durch die Nacht. Um sich kräftig zu amüsieren, ist er bereit, viel Geld auszugeben. Hauptsache, die Musik ist laut und es wird getanzt. Klar, dass der Partygänger niemand ist, der in der zweiten Reihe steht. Ihn zieht es in die Mitte der Tanzfläche, wo er hofft, Gleichgesinnte zu finden: Singles, die das Großstadtleben lieben.

2. Der Knaller

Der „Knaller“ wird an Silvester wieder zum kleinen Jungen - egal, wie alt er ist. Der letzte Tag des Jahres ist für den Böller-Fan die Verlängerung der Pubertätsphase. Erwachsen und vernünftig sein muss er schließlich das ganze Jahr über. Nur Silvester nicht. Seit seiner Kindheit kauft er in den Tagen vor Silvester haufenweise Böller und Raketen. Ist dann der 31. Dezember gekommen, kann er es nicht erwarten, bis es endlich dunkel ist. Dann trifft er sich mit anderen „Knallern“, die zu nahezu hundert Prozent männlich sind. Spätestens um 17 Uhr wird angeböllert. Schluss ist erst, wenn alle Böller und Raketen aufgebraucht sind - dann geht‘s ins Bett und zurück ins Erwachsenenleben.

3. Der Romantik-Typ

Für den Romantik-Typ darf es in der Neujahrsnacht nicht an Emotionen fehlen. Nicht der Spaß ist wichtig – vielmehr die Gefühlslage. Er will einen ruhigen Abend verbringen und in Ruhe seine Bilanz für das vergangene Jahr ziehen. Was lief gut? Was schlecht? Was könnte man nächstes Jahr besser oder anders machen? Der romantische Typ schaut emotional auf das neue Jahr und ordnet seine Wünsche und Gefühle. Dafür ist er am liebsten zu zweit – da kann man sich schließlich besser austauschen. Gemeinsam mit seinem oder seiner Liebsten kann er dabei durchaus auch das ein oder andere Tränchen verdrücken. Der klassische Romantiker-Typ ist meistens weiblich.

4. Der Silvester-Muffel

Für den Silvester-Muffel ist die Neujahrsnacht vor allem eines: zu laut. Viel zu viele Menschen kommen zusammen, machen Lärm und feiern, was dem Silvester-Muffel unbegreiflich ist. Für ihn springt lediglich der Zeiger der Uhr von 23.59 auf 0.00 Uhr um – das ist alles. Am liebsten verschläft er den Jahreswechsel und geht damit der Gefühlsduselei und wilden Partys aus dem Weg. Silvester gehört für ihn eigentlich abgeschafft. Zu den Silvester-Muffeln zählen eher ältere Menschen, die in jüngeren Jahren alle bekannten Feiereien bereits ausgiebig durchlebt haben. Und natürlich der gemeine Partymuffel - eine Vorstufe des Silvester-Muffels.

5. Der häusliche Typ

Die Welt da draußen ist hart und ungerecht. Der häusliche Typ aber sucht Sicherheit und Ruhe. Die findet er in den eigenen vier Wänden. Dort umgibt er sich mit vertrauten Personen, mit der Familie oder Freunden. Es gibt Fondue, Raclette und Gesellschaftsspiele. Alkohol-Exzesse und übertriebene Knallerei überlässt er anderen. Schließlich sind oft auch Kinder dabei. Es sind besonders häufig Ehepaare und junge Familien, die es sich am liebsten zu Hause gemütlich machen. Im besten Falle auf dem Land. Da, wo die Welt noch in Ordnung ist.

6. Der Verreiser

London, Paris, New York: Den Silvester-Urlauber zieht es in die Ferne. Damit beim Kurzurlaub alles glatt geht, plant er ihn oft Monate im Voraus, vorzugsweise allein mit dem Partner oder der Partnerin. Die Silvesterreise soll schließlich etwas Exklusives sein. Das gilt auch für die Wahl des Hotels und des Restaurants. Geknausert wird nicht. Der Verreiser verdient entweder genug Geld oder hat auf den großen Ausflug hingespart. Weil er die Abwechslung liebt, fährt er zum Silvesterfeiern nie zwei Mal an den selben Ort. Aber spektakuläre Silvester-Spots gibt es ja zum Glück genügend. Für das nächste Jahr hat er schon über Dubai nachgedacht. Oder doch lieber Rom? Eigentlich egal. Hauptsache weg.

7. Der Arbeiter

Augen auf bei der Berufswahl. In vielen Jobs ist das Arbeiten zum Jahreswechsel Pflicht. Zu den Werktätigen zählen in der letzten Nacht des Jahres Feuerwehrleute, Polizisten, Ärzte, Krankenschwestern- und Pfleger, Piloten, Flugbegleiter, Busfahrer und Lokführer – und Journalisten. Häufig findet sich in der Gruppe der Arbeiter allerdings der Typ „Silvester-Muffel“ (siehe oben), der froh ist, eine glänzende Ausrede parat zu haben, wenn er Einladungen zu Silvesterparties ablehnt. Dem Arbeiter ist nicht nur das Mitgefühl der Menschen sicher – er genießt zudem ein sehr hohes Ansehen in der Silvestergesellschaft.

Hinweis der Redaktion: Dieser Text erschien erstmals zum Jahreswechsel 2012/2013. Da die Silvester-Typen aber noch immer aktuell sind, wünscht abendblatt.de viel Freude beim Lesen - und der Einordnung in den jeweiligen Feier-Typ.