In Windeln gewickelt: Neujahrsbaby Emilia kam am 1. Januar um 0.04 Uhr zur Welt. Schon jetzt 3,4 Prozent mehr Geburten als 2013 in Hamburg.

Rahlstedt. Ein Kind wird geboren – und obwohl das etwa 135 Millionen Mal pro Jahr geschieht, ist der Vorgang einmalig. Und er verändert das Leben der Eltern komplett. Für Anna und Lukas Opalko war es am 1. Januar dieses Jahres um vier Minuten nach Mitternacht so weit. Emilia kam auf die Welt.

Sie war nicht nur das erste Kind der überglücklichen Eltern, sondern auch das erste, das 2014 in Hamburg geboren wurde – dem Jahr, das sich später als besonders geburtenreich herausstellen sollte. Mehr als 22.440 Kinder erblickten bisher in den Krankenhäusern der Hansestadt das Licht der Welt. Ein neuer Rekord.

Auf den Tag genau vier Jahre vor Emilias Geburt hatte es bei ihren Eltern „gefunkt“. Eigentlich war es gleich ein ganzes Feuerwerk. „Wir haben uns in der Silvesternacht 2010 kennengelernt, an der Elbe. Wir wussten sofort, dass wir füreinander bestimmt sind und zusammenbleiben würden“, erinnern sich die beiden gebürtigen Polen. Anna war mit fünf, Lukas im Alter von vier Jahren nach Hamburg gekommen.

Das Paar, das in Steilshoop und Osdorf groß wurde, nahm sich vor: „Wenn wir eine Familie gründen, tun wir das in einer besseren Lage.“ Kurz vor Emilias Geburt zogen sie nach Rahlstedt, in eine ruhige Wohngegend. „In der Nachbarschaft gibt es viele Kinder, mit denen Emilia später spielen kann“, sagt Anna Opalko. Schon jetzt hat Emilia gerade ihre Eingewöhnungszeit in der Kita.

Die Mutter findet das viel zu früh: „Sie fängt gerade an zu laufen, dabei würde ich sie so gern begleiten.“ Doch Anna Opalko muss wieder anfangen zu arbeiten – in ihrem Beruf als kaufmännische Angestellte. Gerade versucht sie bei ihrem Arbeitgeber durchzusetzen, dass sie in Teilzeit arbeiten darf. Ganz zu Hause bleiben kann sie nicht. Denn nach Emilias Geburt hat Zahntechniker Lukas Opalko sich zwar einen besser bezahlten Job gesucht, doch die Familie ist auf Annas Verdienst angewiesen.

Mutter und Vater sind jeweils 30 Jahre alt. Damit hatten sie bei Emilias Geburt ziemlich genau das Durchschnittsalter, das deutsche Eltern bei der Geburt ihres ersten Kindes haben (29,3 Jahre); in Hamburg liegt der Schnitt mit 30,5 Jahren etwas höher (Stand 2012). Emilia kam im im Evangelischen Amalie-Sieveking-Krankenhaus in Volksdorf zur Welt; dort wurden im Verlauf des Jahres 1125 weitere Babys geboren (Stand 21. Dezember). Die fünf geburtshilflichen Abteilungen der Asklepios Kliniken registrierten fast 9000 Neugeborene, das UKE etwa 3100.

Insgesamt gibt es in Hamburg zwölf Geburtskliniken. Im bisherigen Rekordjahr 2013 kamen dort insgesamt 21.702 Babys zur Welt. Diese Zahl wurde schon jetzt übertroffen: Nach einer Abendblatt-Umfrage waren es bis zum 22.Dezember schon mehr als 22.440 – das sind schon 3,4 Prozent mehr als im gesamten Jahr 2013.

Bei der Geburtenzahl liegt das Marienkrankenhaus mit 3468 Babys an der Spitze. Die katholische Einrichtung in Hohenfelde hat von der Weltgesundheitsorganisation und der Unicef das Zertifikat „Babyfreundliches Krankenhaus“ bekommen. Der Grund ist unter anderem das Bonding, die Stärkung der Mutter-Kind-Bindung. So können Mütter ihr Neugeborenes gleich nach der Geburt selbst hochnehmen und abtrocknen. Auch die ersten Untersuchungen werden, soweit medizinisch vertretbar, auf dem Körper der Mutter durchgeführt. So kann das Baby in Ruhe nach der Mutterbrust suchen.

Von Mamas Brust will Emilia seit ein paar Tagen nichts mehr wissen. „Ganz plötzlich wollte sie nicht mehr gestillt werden“, sagt Anna Opalko. Noch am Tag zuvor habe sie mit der Kindergärtnerin über das Abstillen gesprochen. „Vielleicht hat sie das verstanden“, sagt Anna und lacht.

Zum Einschlafen nimmt Emilia jetzt ein Fläschchen – ein erster Schritt in die Unabhängigkeit. Auch sonst entwächst sie dem Babyalter. „Zum Geburtstag bekommt sie ein Bobbycar“, sagt Lukas Opalko. „Es ist schön zu sehen, wie sie größer wird.“ Viel hat er nicht von seiner Tochter. Wenn er abends nach Hause kommt, muss sie schon bald ins Bett. Er genießt, dass sie auf seinen Arm will, sobald er die Wohnung betritt. „Tata“, sagt sie, das polnische Wort für Papa. Emilia wächst zweisprachig auf, in der Kita wird sie Englisch lernen. „Wir möchten, dass sie später alle Möglichkeiten hat“, sagen die Eltern. Sie wünschen sich, dass Emilia Abitur macht und studiert. Und vielleicht als Ärztin die Welt etwas besser macht. Die der Eltern ist es schon.