Das Erzbistum sucht noch immer nach einem Nachfolger für Werner Thissen. Erfahrungsgemäß wird ein leitender Geistlicher gesucht, der neben spiritueller Qualifikation auch über wissenschaftliche Expertise verfügt.
Hamburg. Der Wochentag für die Einführung des neuen Erzbischofs von Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern steht fest: Es ist ein Sonnabend, 10 Uhr. Auch der Ort steht fest: der Dom St. Marien in St. Georg, die Kathedrale des Erzbistums mit seinen 399.700 Katholiken.
Nur: Noch immer ist öffentlich nicht bekannt, wen Papst Franziskus gern in diesem Amt sehen würde. Zwar gibt es intern mehrere Listen mit Personalvorschlägen. Sie kommen aus Hamburg und aus anderen Bistümern, denn neben dem Hamburger Domkapital haben auch Bischöfe aus 14 Bistümern ihre Kandidatenvorschläge unterbreitet. Aus allen Namen hat die in Rom zuständige Bischofskongregation eine Liste erstellt, die dem Papst vorliegt. Erst wenn der Heilige Vater diese Liste endgültig festgelegt hat, gelangt diese über den Nuntius in Deutschland an das Domkapitel. Daraus wählt das Gremium schließlich den neuen Erzbischof.
Erfahrungsgemäß wird ein leitender Geistlicher gesucht, der neben spiritueller Qualifikation auch über wissenschaftliche Expertise verfügt. Zudem muss die Führungskraft bereit sein, die katholische Kirche in einer weitgehend säkularisierten und von der evangelischen Kirche geprägten Region zu repräsentieren. Nach den bisherigen Erfahrungen diente das Bistum Münster als personelle Ressource für die Diaspora im Norden. Die beiden Erzbischöfe Ludwig Averkamp (im vergangenen Jahr verstorben) und Werner Thissen (in diesem Jahr emeritiert) stammen aus diesem Bistum. An der Spitze des Bistums Münster steht der 58 Jahre alte Seelsorger und Sanierer Felix Genn. Die Situation im hohen Norden kennt er nicht zuletzt aus persönlichen Gesprächen mit Werner Thissen, mit dem er häufig von Xanten nach Kevelaer pilgerte. Genn gilt als empathischer Seelsorger und kluger Sanierer.
Aber auch aus der Riege der fünf Münsteraner Weihbischöfe könnte der Nachfolger von Erzbischof Werner Thissen ernannt werden. Im Gespräch sind zum Beispiel Christoph Hegge (Borken-Steinfurt) und Stefan Zekorn (Münster-Warendorf). In den vergangenen Monaten rekrutierte die Weltkirche ihr bischöfliches Personal auch aus dem Erzbistum Köln. So stammt der neue Bischof des Bistums Dresden-Meißen aus Köln. Dort gibt es drei Weihbischöfe. Auch auf sie könnte die Wahl fallen. Im Erzbistum Hamburg wartet man nun auf eine endgültige Entscheidung. Doch je näher das Weihnachtsfest rückt, desto unwahrscheinlicher ist, dass der Name noch in diesem Jahr verkündet wird. Zwischen Ernennung und Amtsführung müssen zwei Monate vergehen.