Der Geistliche und HSV-Fan Werner Thissen ist nun Pensionär und bezieht in St. Georg eine neue Wohnung. „Ich bin sehr gern Erzbischof von Hamburg gewesen.“ Ein Nachfolger für sein Amt als Erzbischof wird allerdings noch gesucht.
St. Georg. Erzbischof Werner Thissen hatte am Freitag seinen letzten Arbeitstag. Es fällt ihm nicht leicht, Abschied zu nehmen von seinem Amt: „Ich bin sehr gern Erzbischof von Hamburg gewesen“, sagte er. Thissen hatte am 3.Dezember 2013 die Altersgrenze von 75 Jahren erreicht, bei der Bischöfe dem Papst laut Kirchenrecht ihren Amtsverzicht anbieten müssen.
Der Vatikan teilte nun am Freitag um 12 Uhr das Ergebnis mit: Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch angenommen. Seinen Ruhestand will Thissen in Hamburg verbringen. „Aus so einer schönen Stadt wie Hamburg geht man doch nicht weg.“ Er wird aus seiner Dienstwohnung in St. Georg in eine neue Wohnung im 6. Stock im selben Stadtteil umziehen. Thissen ist ein volksnaher Seelsorger, der mit seiner freundlichen, offenen Art und mit Humor Menschen überzeugen kann. Thissen sei bescheiden, verbindlich und ein Brückenbauer zwischen katholischer Kirche und Stadt, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Seit Anfang 2003 leitete Thissen als Erzbischof das flächenmäßig größte Bistum Deutschlands.
Das entspannte Verhältnis des Erzbistums zur evangelischen Nordkirche ist auch sein Verdienst. Die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Kirsten Fehrs, würdigte den Geistlichen so: „Er hat das noch junge katholische Erzbistum hier in Hamburg gefestigt, und er hat das in ökumenischem und geschwisterlichem Geist getan.“ Der Schuldezernent des Katholischen Schulverbandes Hamburg, Erhard Porten, dankte dem scheidenden Erzbischof für sein „außergewöhnliches Engagement“ für junge Menschen.
Werner Thissen wurde 1938 in Kleve am Niederrhein geboren. Er hätte sich auch eine Karriere als Fußballprofi oder Trainer vorstellen können, verriet er einmal. Der überzeuge HSV-Fan wolle im Ruhestand häufiger HSV-Spiele besuchen. Jetzt werde er seinen Lebensrhythmus umstellen müssen.
Als Erzbischof sei er jeden Tag um 5Uhr aufgestanden. „Das wird in der Gewohnheit noch passieren, aber die Tage werden langsamer gehen“, so Thissen. Er werde mehr Zeit für Verwandte und Freunde haben. Auch wolle er mehr Opern und Konzerte sowie Kino und Theater besuchen und wandern. Bis zur Wahl eines Nachfolgers wird das Erzbistum von einem Diözesan-Administrator geleitet, der in wenigen Tagen gewählt werden soll. Bis dahin leitet Norbert Werbs aus Schwerin als dienstältester Weihbischof das Erzbistum.