Dennoch gibt es beim Übergang von der Schule in die Berufswelt Probleme. Der Anteil der Schulabgänger, die nach der Schule keinen Ausbildungsplatz bekommen, ist unverändert hoch.

Hamburg. Die Tonlage von Schulsenator Ties Rabe (SPD) war auffällig bescheiden. „Das ist ein Erfolg, aber wir sollten das Problem nicht kleinreden“, sagte Rabe bei der Vorstellung der aktuellen Zahlen zum Übergang von der Schule in die Berufswelt.

Der Erfolg: Seit 2012 ist der Anteil der Schulabgänger, die direkt in eine berufliche Ausbildung wechseln, von 25 auf 37,4 Prozent gestiegen. „So viele wie nie zuvor“, betonte Rabe. Noch einmal rund 15 Prozent gelingt dieser Sprung im Laufe des ersten Jahres nach der Schulentlassung.

Das Problem: Der Anteil der Abgänger, die unmittelbar nach der Schule keinen Ausbildungsplatz bekommen, ist mit 37,8 Prozent (2012: 38,7) nahezu unverändert hoch. „Wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass nur knapp die Hälfte der Abgänger direkt in den Beruf einsteigt“, mahnte Rabe.

Es ist einer der bildungspolitischen Schwerpunkte des 2011 ins Amt gewählten SPD-Senats: Jeder Schulabgänger soll eine Anschlussperspektive erhalten, keiner durchs Raster fallen („Kein Abschluss ohne Anschluss“). In einem ersten Schritt ging es darum, jeden Jugendlichen nach dem Schulabschluss zu erfassen und seinen weiteren Bildungsweg im Blick zu behalten.

Das ist in Kooperation von allgemeinen Schulen, Berufsschulen und Jugendberufsagenturen zu fast 100 Prozent gelungen. Von den 5059 Jungen und Mädchen, die im Sommer 2014 die Schulen vor Eintritt in die Oberstufe (in der Regel nach der neunten oder zehnten Klasse) verlassen haben, ist Verbleib und Aufenthalt nur bei elf ehemaligen Schülern unklar. „Wir haben ihre Adressen und die ihrer Eltern, wir haben sie nur noch nicht angetroffen“, sagte Rainer Schulz, Geschäftsführer des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung (HIBB). „Früher sind 1000 der rund 5000 Schüler durchs Raster gefallen. Heute ist die Phase zwischen Schule und Berufswelt erstmals praktisch lückenlos dokumentiert. Keiner geht mehr verloren“, sagte Rabe.

Viel kritisierte „Warteschleifen“ wurden abgebaut


In einem zweiten Schritt wurden die Angebote für die Jugendlichen neu geordnet und verbessert. An den Stadtteilschulen wurde von Klasse acht an das Fach Berufs- und Studienorientierung eingeführt, um frühzeitig Bewusstsein und Interesse zu wecken. Schließlich hat die Bürgerschaft noch zu schwarz-grünen Zeiten in einem interfraktionellen Antrag die sogenannten Übergangsmaßnahmen zur beruflichen Qualifizierung neu geordnet.

Die als teuer und ineffektiv kritisierten „Warteschleifen“ sollten abgebaut werden. Das ist auch geschehen. 2012 besuchten noch 1241 Schüler die teilqualifizierende Berufsfachschule, die es heute nicht mehr gibt. Neu ist die sogenannte Ausbildungsvorbereitung (AV): Hier lernen die jungen Menschen in der Berufsschule, haben aber auch zwei oder drei Praxistage pro Woche in einem Betrieb, um den Kontakt mit dem Berufsalltag herzustellen.

Alle Schulabgänger, die keinen Ausbildungsplatz erhalten haben, landen erst einmal in der AV oder einer der Produktionsschulen. Im Sommer 2014 waren es 1910 Jungen und Mädchen – 37,8 Prozent aller Schulabgänger. Rund die Hälfte dieser Gruppe konnte spätestens nach einem Jahr eine Ausbildung oder Beschäftigung beginnen – meist in dem Praktikumsbetrieb. Von den 1910 Jungendlichen haben 42 Prozent keinen Schulabschluss und rund 30 Prozent waren Förderschüler.

In der Gruppe der 1893 Schüler (37,4 Prozent), die direkt nach der Schule eine Ausbildung beginnen, ist der Anteil der dualen Ausbildung am höchsten: 1270 Jugendliche (25,1 Prozent). Zum Vergleich: 2012 lag der Anteil bei 17,3 Prozent. Deutlich gestiegen ist auch die schulische Berufsausbildung (Erzieher, Pflegeberufe usw.): von 4,2 auf 9,5 Prozent. Noch einmal 24,6 Prozent (2012: 36 Prozent) der Schulabgänger wechseln zur Bundeswehr, leisten ein freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst. Genau 4,9 Prozent haben sich aus Hamburg abgemeldet – auch das wird erfasst.