Das Premierenpublikum war begeistert. Das Thalia-Theater bringt den Roman von Siegfried Lenz auf die Bühne. Die Schauspieler bewegen sich auf einem aufgeklapptem Buch durch die Geschichte.
Hamburg. Siegfried Lenz’ „Deutschstunde“ in einer verknappten Zweistunden-Fassung auf der Bühne, ja, das geht. Regisseur Johan Simons brachte einen der meist gelesenen deutschsprachigen Romane mit einem sechsköpfigen Ensemble auf die Bühne des Thalia-Theaters und bekam am Ende jubelnden Applaus.
Im Mittelpunkt seiner Inszenierung steht eine Bühne (Bettina Pommer), auf der die Schauspieler wie in einem aufgeklappten Buch schwankend herumlaufen müssen. Das Leben läuft schief in der Geschichte, in der der Dorfpolizist Jepsen (Jens Harzer) zur Nazizeit das Malverbot beim Maler Max Ludwig Nansen überwachen soll und will. Jepsens Sohn Siggi (Jörg Pohl) versucht, sich zwischen beiden zurecht zu finden. Glänzende Schauspieler, ein gelungener Abend.
Es auch um den typisch deutschen Pflichtbegriff
Als Niederländer habe er einen unbefangenen Blick von außen auf den 1968 erschienenen Roman werfen können, sagte Simons. Der Roman arbeite die Nazizeit auf und problematisiere den typisch deutschen Pflichtbegriff. Außerdem geht es um ein Vater-Sohn-Verhältnis, um Freundschaft und persönliche Verantwortung. Für ihn sei es aber vor allem eine menschliche Geschichte, sagte Simons.
Eine erste Bühnenfassung des Romans für eine Tournee-Theaterproduktion hatte am 5. November in der Schwarzwald-Stadt Lahr Premiere gefeiert.