Wähler fast aller Parteien und Altersgruppen für weniger Autoverkehr. Während nur 54 Prozent der Männer für den Radwegeausbau sind, liegt die Zustimmung bei den Frauen mit 64 Prozent deutlich darüber.
Hamburg. Die Fortbewegung auf zwei Rädern steht bei den Hamburgern offensichtlich hoch im Kurs. Fast zwei Drittel sprechen sich für einen Ausbau des Radverkehrs in der Stadt aus. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut GESS Phone & Field im Auftrag des Abendblatts Ende Oktober/Anfang November durchgeführt hat.
„Soll in Hamburg der Radverkehr ausgebaut werden, auch wenn das zulasten des Autoverkehrs geht?“, lautete die Frage, die 1002 Wahlberechtigten gestellt wurde. 60 Prozent antworteten mit Ja, 37 Prozent votierten mit Nein. Interessant: Nur zwei Prozent war das Thema egal, ein Prozent antwortete aus anderen Gründen nicht.
Aufschlussreich ist der Blick auf die Details: Die „Radfahrlobby“ ist vor allem weiblich. Während nur 54 Prozent der Männer für den Radwegeausbau sind, liegt die Zustimmung bei den Frauen mit 64 Prozent deutlich darüber. Entsprechend votieren nur 31 Prozent der Frauen dafür, den Autoverkehr nicht einzuschränken, aber immerhin 41 Prozent der Männer.
Es ist wenig überraschend, dass die Grünen die Radfahrerpartei sind. Von denjenigen, die erklären, bei der Bürgerschaftswahl Grün wählen zu wollen, sprechen sich 86 Prozent für den Bau von Radspuren auf der Straße, mehr Radwege und Velorouten aus. Nur 14 Prozent der Grünen-Wähler stärken den Autofahrern den Rücken. Auch im Lager der Linken-Wähler gibt es mit 69 Prozent eine überdurchschnittliche Zustimmung für eine Verbesserung der Radfahrbedingungen.
Nicht unbedingt zu erwarten war die hohe Akzeptanz bei den Wählern der wirtschaftsnahen FDP: 65 Prozent der Befragten aus dem liberalen Spektrum sind für den Ausbau des Radverkehrs, 31 Prozent dagegen. Nur in einem politischen Lager hat die Radfahrlobby keine Mehrheit: 51 Prozent der CDU-Wähler lehnen Einschränkungen des Autoverkehrs zugunsten der radelnden Verkehrsteilnehmer ab, während 45 Prozent bereit wären, dies in Kauf zu nehmen. Bei den Wählern der Senatspartei SPD überwiegt die Zustimmung mit 63 Prozent gegenüber der Ablehnung mit 33 Prozent.
Die Sympathie für den Fahrradverkehr ist offensichtlich auch abhängig von der individuellen Mobilität: Nur eine knappe relative Mehrheit von 46 zu 43 Prozent spricht sich bei der Gruppe der über 65-Jährigen für den Ausbau aus. Am höchsten ist die Zustimmung bei den 35- bis 49-Jährigen mit 70 Prozent. Deutlich dahinter liegen die bis 34-Jährigen mit 62 Prozent und den „Mittelalten“ mit 60 Prozent.
Mit dem Bildungsgrad nimmt das Engagement für das Radfahren zu: 68 Prozent der Menschen mit Abitur wollen den Ausbau des Radverkehrs, aber nur 42 Prozent derer mit Haupt- oder Volksschulabschluss.