Die Bürgerinitiative Alstertal Walddörfer ist verärgert. Grund dafür ist die Ablehnung der Fluglärmschutzkommission zu Praxiserprobungen von längeren Sinkflügen Richtung Fuhlsbüttel.

Hamburg. Die Bürger im Hamburger Nordosten müssen weiter mit hohen Fluglärmbelastungen leben. Die Fluglärmschutzkommission hat sich für die verkürzten und damit lauteren Anflüge entschieden. Die Bürgerinitiative Alstertal Walddörfer konnte sich mit ihrer Forderung nach längeren Standardanflügen auf Fuhlsbüttel nicht durchsetzen; den von der Bürgerschaft erbetenen einjährigen Probebetrieb mit langen Anflügen über zehn Nautische Meilen (NM) wird es nicht geben.

Die Bürgerinitiative reagierte verärgert. Der Beschluss sei mit dem unabhängigen Beratungs- und Lärmschutzauftrag der Kommission unvereinbar. Hauptargument für das Nein der Fluglärmkommission ist, dass eine Verlängerung der Anflugkorridore „neue Lärmbetroffenheiten“ in Schleswig-Holstein schaffen würde.

Für die Lärmbelastung am Boden ist es entscheidend, wann und in welcher Höhe der im Gleitflug vorgenommene, strikt geradeaus verlaufende Sinkflug auf die Landebahn beginnt. Das Eindrehen auf den Sinkflug erfordert Schub und streut den Lärm, der Sinkflug selbst dagegen erfolgt als Gleitflug und ist vergleichsweise leise. Der Sinkflug sollte nach dem Willen der Bürgerinitiative daher in großer Höhe und also großer Entfernung vom Flughafen beginnen, weil dann von den lauten Flugbewegungen in großer Höhe wenig am Boden ankomme.

Der Beschluss der Fluglärmkommission sieht dagegen vor, in Hamburgs Nordosten weiterhin kürzere Anflüge zuzulassen. Die Jets müssen spätestens in 762 Metern Höhe (2500 Fuß) auf den Einflugkorridor eindrehen, der dann eine Länge von sieben NM hat. Das gilt jetzt auch für Sichtanflüge. Im Frühjahr hatten Bürgerschaft, Initiativen, Flugsicherung und Fluglärmschutzkommission vereinbart, die für Hamburg leiseren längeren Standardanflüge über zehn NM zu prüfen. Die Initiative sah damit das Ziel in greifbarer Nähe. Doch die Kommission prüfte ohne Probebetrieb und erteilte einen negativen Bescheid. Die Grünen warfen der Flugsicherung vor, von der bereits erreichten Kompromisslinie nichts mehr wissen zu wollen. Die Fluglärmschutzbeauftragte Gudrun Pieroh-Joußen konterte: „Ein Probebetrieb wäre nicht sinnvoll, weil wir aus unseren Berechnungen schon heute wissen, dass das Ergebnis negativ wäre.“ Die längeren Anflüge brächten im Alstertal und den Walddörfern keine Entlastung. Dagegen würde ein langer Probebetrieb über ein Jahr eine nur schwer wieder abzubauende Unruhe- und Beschwerdelage in den Hamburger Randgemeinden produzieren. Ein kürzerer Probebetrieb wiederum sei auch nicht sinnvoll, weil er nicht alle Fluglagen erfasse.

Unstrittig ist jedoch, dass zumindest Ahrensburg von längeren Anflugkorridoren profitieren würde. Doch dieser Vorteil wiege die Nachteile neuer Lärmopfer namentlich in Bargteheide nicht auf, sagte Pieroh-Joußen. Das gelte auch dann, wenn die Belastung in Bargteheide aufgrund der dort deutlich größeren Flughöhe erträglich bliebe.

Der Sprecher der Bürgerinitiative, Martin Mosel, warf Flugsicherung und Lärmschutzkommission vor, leichtfertig zu urteilen. „Während ein Probebetrieb laut Flugsicherung ein Jahr erfordert, um aussagekräftig zu sein, reichen den gleichen Leuten zwei Monate mit einem kleinen mobilen Messcontainer aus, um den Lärm vor unseren Haustüren genau beurteilen zu können. “