Im Streit über verkürzte Anflüge hat sich die Fluglärmschutzkommission vertagt. Noch ist alles offen. Aber die Walddörfer sind nicht die einzigen, die den Lärm vor allem der Großflieger verringert sehen wollen.
Duvenstedt. Im Streit über den Fluglärm in Hamburgs Nordosten hat die Fluglärmschutzkommission am vergangenen Freitag eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Sie soll bis zur Sitzung am 26. September Struktur in die Fülle der Daten und Berechnungen von Flughafen Hamburg und der Flugsicherung bringen und eine Entscheidung zur Verlegung, beziehungsweise Verlängerung der Anflugkorridore vorbereiten.
Die Bürgerschaft hatte die dem Bund unterstellte Flugsicherung im Frühjahr in einem Zehn-Punkte-Plan darum gebeten, die Korridore für die Regelanflüge über Hamburgs Alstertal und den Walddörfern auf zehn Nautische Meilen (NM) zu verlängern und sogenannte Kurzanflüge von nur sieben NM Länge zu untersagen. Die Bürgerinitiative Alstertal Walddörfer (BAW) und die Grünen haben Umweltbehörde und Flugsicherung vorgeworfen, den erreichten Kompromiss vom Frühjahr jetzt zu unterlaufen.
Die Fluglärmschutzbeauftragte Gudrun Pieroh-Loussen erklärte nach der Sitzung, dass die auf zehn NM verlängerten Regelanflüge nur Ahrensburg einen Vorteil brächten. „Ansonsten ergeben die Berechnungen für verlängerte Anflüge einen erhöhten Dauerschallpegel für Schleswig-Holstein. Da muss man also genau abwägen.“ Für die Walddörfer sei es praktisch bedeutungslos, ob die Anfluglänge zehn oder sieben NM betrage. Das sei der Bürgerinitiative auch mehrfach erläutert worden. Die BAW dagegen sieht es als „Provokation“ an, dass die kürzeren Anflüge überhaupt noch diskutiert würden, sagte ihr Sprecher Martin Mosel.
Die Gefahr neuer Betroffenheiten durch längere Anflüge z.B. in Bargteheide sieht er nicht. Vielen Walddörfern geht es um eine gleichmäßigere Verteilung der Lasten des Stadtflughafens auf möglichst viele, weil letztlich die ganze Region vom Flughafen profitiere.
Der Dachverband der Hamburger Bürgerinitiativen gegen Fluglärm, BIG Fluglärm Hamburg e.V., mahnte einen besseren Schutz auch für die wesentlich stärker belasteten Stadtteile Niendorf und Langenhorn an. Der Flughafen plant den Ausbau des Flughafenvorfeldes für die gleichzeitige Abfertigung von acht Großflugzeugen. Sie belasten die Langenhorner mit Lärmspitzen von bis zu 95 dB(A) und werden nach dem Ausbau häufiger fliegen.
„Der Flughafen spricht stets vom Dauerschallpegel und rechnet so die Belastung herunter“, sagte die BIG-Vorsitzende Margarete Hartl-Sorkin. „Doch wir hören nicht den übers Jahr gemittelten Durchschnittswert, sondern die ganz reale Boeing 777 oder den Airbus 380. In der Siedlung Siemershöhe z. B. müssen wir uns die Ohren zu halten, um nicht krank zu werden.“
Die Großflugzeuge gelten als extrem laut und werden auf Langstrecken verstärkt eingesetzt. In den Sommermonaten ist Langenhorn mit gut 180 Flügen täglich belastet.
Hartl-Sorkin verwies auf neuere Studien der Universitätsklinik Mainz, die nicht nur für den nächtlichen Fluglärm gesundheitsschädigende Wirkung nachgewiesen hätten. Auch am Tage erhöhe er das Risiko für Herzinfarkte und Herz-Kreislauferkrankungen. „Fluglärm ist ein Problem der Lärmmedizin. Die Stadt muss sagen, wie sie uns und unsere Kinder schützen will.“