Die CDU schlägt Erziehungsvereinbarungen vor, die Mütter und Väter in die schulische Arbeit stärker einbinden. Christdemokraten fordern unter anderem eine Änderung des Schulgesetzes.
Hamburg. Sie sind aufeinander angewiesen, aber sie liegen auch häufig im Clinch miteinander: Eltern und Lehrer. Die Pädagogen beklagen sich mal über komplettes Desinteresse der Erziehungsberechtigten an der Entwicklung ihrer Kinder, mal über das genaue Gegenteil: unangemessene Einmischung und Besserwisserei. Väter und Mütter sind vielleicht über den zu hohen Unterrichtsausfall empört, wissen aber gar nicht genau, an wen sie sich mit ihrem Ärger wenden können. Oder sie wissen nicht genau, ob sie ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen sollen oder besser nicht.
Die CDU-Opposition will nun die Rolle der Eltern in den Schulen ausbauen, aber Väter und Mütter damit auch stärker in die Pflicht nehmen. „Es ist an der Zeit, bessere Rahmenbedingungen für eine neue Kultur des Respekts und der Verantwortung in der Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrern und heranwachsenden Schülern zu schaffen“, sagt Karin Prien, die schulpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion.
In einem Parlamentsantrag fordern die Christdemokraten unter anderem eine Änderung des Schulgesetzes. Aufgaben und Arbeitsweisen von Lehrern seien vorgegeben, für Schüler gelte die Schulpflicht. „Eltern sind dagegen zur Teilnahme an der schulischen Arbeit weder berechtigt noch verpflichtet“, heißt es in dem CDU-Antrag. „Die Schule achtet das verfassungsmäßige Recht der Sorgeberechtigten auf die Erziehung ihrer Kinder. Schule und Eltern arbeiten vertrauensvoll zusammen und informieren sich wechselseitig über die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler“, steht lediglich ebenso so hoffnungsvoll wie allgemein im Hamburger Schulgesetz.
Die Union schlägt vor, dass die Rolle der Eltern im schulischen Erziehungsprozess künftig deutlich im Schulgesetz verankert werde, wie dies bereits in Bayern, Hessen und Sachsen der Fall sei. Es geht der CDU darum, die gegenseitige Achtung von Eltern, Lehrern und Schülern zu fördern und mehr Verständnis für die Rolle der anderen zu wecken. „Das Instrument der Erziehungsvereinbarung bietet einen geeigneten Rahmen, um dieses an Schulen konkret umzusetzen“, sagt CDU-Schulpolitikerin Prien.
In Hessen ist die Förderung von Erziehungsvereinbarungen, die von Eltern, Schülern und Lehrern individuell unterschrieben werden, seit 2007 offizielle Politik des Kultusministeriums. Zusammen mit dem Landeselternbeirat hat das Ministerium einen umfangreichen Leitfaden mit Praxisbeispielen herausgegeben. An der Erich-Kästner-Haupt- und Realschule in Homberg/Efze verpflichten sich die Eltern im Rahmen der Erziehungsvereinbarung, „unser Kind regelmäßig, pünktlich und mit dem erforderlichen Arbeitsmaterial zur Schule zu schicken“. Die Eltern wollen ihr Kind „zu sinnvollem und kontrolliertem Umgang mit Medien jeder Art“ und „zur gewissenhaften Erledigung von Hausaufgaben“ anhalten. Aber Väter und Mütter müssen sich auch verpflichten, „an Elternabenden und -sprechtagen möglichst regelmäßig teilzunehmen und auch darüber hinaus Kontakt mit den Lehrern zu halten“. Schließlich verpflichten sie sich, „bei mangelndem Leistungswillen unseres Kindes und Verstößen gegen Ordnung und Disziplin die von der Schule ergriffenen Maßnahmen zu unterstützen“.
Allerdings gibt es Erziehungsvereinbarungen längst auch an Hamburger Schulen. Im „Erziehungsvertrag“ der Grundschule Kapellenweg in Wilstorf haben Eltern nicht nur Pflichten, sondern werden an der Schule zum Beispiel zu Hospitationen im Unterricht ausdrücklich willkommen geheißen. Außerdem werden Väter und Mütter aufgefordert, „am Unterricht und am Schulleben mitzuwirken“. Aus Sicht von Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde, sind Erziehungsvereinbarungen „ein wichtiges Instrument, das an vielen Hamburger Schulen erfolgreich eingesetzt wird“.
Doch CDU-Schulpolitikerin Prien geht es um mehr. „In den vergangenen Jahren wurde Schule in Hamburg zu sehr zum omnipotenten Reparaturbetrieb hochstilisiert“, sagt Prien. Von der Schule werde die Vermittlung von sozialen Kompetenzen und Umgangsformen ebenso erwartet wie Gesundheitserziehung, Ernährungstipps, Medienerziehung oder sogar die Überwachung der Hausaufgaben. „Die Schule soll es eben richten – so denken Politiker, aber leider auch viele Eltern.“ Diese Einstellung verhindere bei einem zunehmenden Teil der Eltern, dass sie Verantwortung für ihre Kinder übernehmen.