CDU will Väter und Mütter mehr in Verantwortung nehmen
Stellen wir uns einen Moment lang die ideale Schule vor: Gut ausgebildete, motivierte Lehrer unterrichten interessierte, aufnahmebereite Schüler. An der Schule herrscht ein Klima der Toleranz und gegenseitigen Achtung. Lehrer sind sich mit engagierten Eltern über die Ziele von Erziehung und Bildung einig.
Im schnöden Alltag sind dagegen in Hamburg – und sicher auch woanders – beim Thema Eltern und Schule zwei Tendenzen zu beobachten: Auf der einen Seite gibt es die Väter und Mütter, die über ihre Rechte und die ihrer Kinder bestens informiert sind und beide auch argumentationsstark durchzusetzen pflegen. Ihre Erwartungen an die Schule sind sehr hoch – nicht zuletzt auch, was den Schulabschluss angeht. Motto: Abitur muss sein. Auf der anderen Seite – und das ist vermutlich die größere Gruppe – stehen die Eltern, die kaum auf Elternabenden auftauchen und ihrer Verantwortung bei der Erziehung aus welchen Gründen auch immer kaum nachkommen. Ihr Kennzeichen ist ihr Desinteresse.
Es ist verständlich, dass Lehrer im Spannungsfeld zwischen diesen beiden Polen häufig genervt und bisweilen auch verzweifelt sind. Daher ist es richtig, wenn die CDU-Opposition in der Hamburgischen Bürgerschaft eine neue Kultur der Partnerschaft zwischen Eltern, Schülern und Lehrern anmahnt. Ob dafür wirklich das Schulgesetz geändert werden muss, wie die Union es fordert, sei dahingestellt. Richtig ist jedenfalls, dass sich aus den aktuellen Bestimmungen des Gesetzes für ein zeitgemäßes Verständnis der Elternrolle praktisch nichts ergibt.
Die auch in Hamburg an einigen Schulen etablierten Erziehungsvereinbarungen können ein Bewusstsein für die komplexen Aufgaben von Erziehung und Bildung schaffen – mit der Festschreibung der Rechte und Pflichten aller Beteiligten. Solche Vereinbarungen, die alle unterschreiben, können auch die Identifikation mit der Schule stärken. Natürlich darf das keine Einbahnstraße sein, über die nur die Eltern „liefern“. Schulen müssen das Engagement der Väter und Mütter wollen, sie willkommen heißen und einladen, ihren Beitrag zu leisten.