„Schnellstraße“ in Eimsbüttel, eigene Spuren im Altonaer Tunnel: Das Ziel ist, den Anteil des Radverkehrs bis zum Jahr 2015 auf 18 Prozent zu heben. Verkehrsbehörde arbeitet an der Infrastruktur.
Hamburg. Die Stadt bringt ihre Radfahrstrategie langsam auf die Straße. Allein im laufenden Jahr investiert Hamburg etwa zehn Millionen Euro in den Radwegebau. Das Ziel ist, den Anteil des Radverkehrs bis zum Jahr 2015 auf 18 Prozent zu heben. Um das zu erreichen, arbeitet die Verkehrsbehörde mit Nachdruck daran, die entsprechende Infrastruktur zu schaffen. Bei jeder Straße werde der Radstreifen gleich mitgedacht, heißt es aus der Behörde. An der Alster sind Fahrradachsen geplant, am Lessingtunnel in Altona entstehen momentan neue Fahrradstreifen, und im Oktober kommt das gesamte 1500 Kilometer lange Radwegenetz der Stadt auf den Prüfstand. Zudem steht ein neues Großprojekt vor dem Start: In Eimsbüttel wird im kommenden Jahr eine Art Fahrradschnellweg Wirklichkeit – auf einer der meistbefahrenen Verkehrsachsen der Stadt.
Erste Planungen der Verkehrsbehörde sehen vor, entlang der Grindelallee und des Grindelbergs ein insgesamt 1,7 Kilometer langes Teilstück auszubauen. Zwischen Hoheluftbrücke und Edmund-Siemers-Allee soll umfassend saniert werden, aus maroden, gefährlichen Pisten sollen maßgefertigte Fahrradstraßen werden. Mitte des kommenden Jahres sollen die Arbeiten beginnen, etwa 2,7 Millionen Euro werden investiert. Nicht nur Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs sollen hier vom Busbeschleunigungsprogramm profitieren, auch das Radfahren wird laut Behörde reibungsloser, schneller und sicherer.
In ihrem 28-seitigen Erläuterungsbericht, der dem Hamburger Abendblatt vorliegt, schildert die Verkehrsbehörde ihre ernüchternde Bestandsaufnahme. Demnach sind die bestehenden Radwege durchgängig zu schmal, uneben und von engen Kurven geprägt, insgesamt wird „ein mangelhafter Zustand“ beklagt. Zahlreiche „Verschwenkungen“ würden das Radfahren zu einem Risiko machen. Unfallschwerpunkte, etwa am Grindelberg/Ecke Isestraße, am Grindelhof/Ecke Rentzelstraße oder an der Kreuzung Oberstraße/Schlankreye seien die Folge. Diese Mängelliste habe bereits zur Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht geführt. Seither dürfen sich Radfahrer offiziell die Fahrbahn mit mehr als 70.000 Autos sowie Europas meistgenutzter Buslinieteilen. Genügend Mut vorausgesetzt.
Da der Senat die Kreuzungen bereits im Zuge des Busbeschleunigungsprogramms auch für Radfahrer erneuert hat, sollen laut Behördensprecherin Helma Krstanoski nun die Teilstücke dazwischen angepasst werden. Bei der Maßnahme zur „Förderung des Radverkehrs“ wird zunächst von der Hoheluftbrücke bis zur Kreuzung Hallerstraße gebaut, dann von der Hallerstraße bis zur Kreuzung Rentzelstraße und schließlich das Teilstück bis zur Edmund-Siemers-Allee.
Im Ergebnis entsteht ein durchgezogener, einheitlicher Rad- und Fußweg. Farblich abgesetzte Spuren sollen die Orientierung erleichtern, die heute gängige Ausbaubreite von 1,5 Metern pro Spur werde nicht unterschritten. Ohnehin ist geplant, den Radverkehr von der Hallerstraße an auf die sechsspurige Fahrbahn der Grindelallee zu verlegen. Bei der gesamten Maßnahme werden Parkplätze und Grünflächen neu geordnet. Laut Behördenplan müssten entlang der Strecke sieben Bäume gefällt werden, gut 20 der bisher 89 Parkplätze gehen verloren. Im Gegenzug ist eine deutliche Aufstockung der Fahrradbügel vorgesehen. Ihre Zahl soll insgesamt von 32 auf 188 steigen. Besonders an der U-Bahn-Haltestelle Hoheluftbrücke werde eine Verbesserung für Radfahrer angestrebt.
Behördensprecherin Helma Krstanoski: „Bisher war die Situation für Radfahrer am Grindel sehr ungünstig.“ Insofern setze der Senat auf diesem bedeutenden Abschnitt konsequent sein Ziel in die Tat um, „Hamburgs lange vernachlässigtes Radwegenetz zu sanieren und modernen Sicherheits- und Komfortansprüchen anzupassen“. Bei jeder Straßensanierung werde die Lage für Radfahrer „mitgedacht“. Deshalb sei nun auch die unbefriedigende Situation am Lessingtunnel behoben worden. Mit der neuen Fahrbahn seien auch neue Radfahrstreifen aufgebracht worden. Wie viel Geld im kommenden für das Radwegekonzept eingesetzt werde, sei indes noch unklar.
Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) nennt die Pläne am Grindel „im Grundsatz sinnvoll“. Die Neuordnung der Randbereiche sei dringend notwendig, schaffe aber auch Konflikte. Deshalb könne er nicht beurteilen, inwieweit der Plan auf Akzeptanz stoße, da Verwaltung und Politik noch Stellung nehmen müssten.
Am Ziel, den Radverkehr in Hamburg deutlich zu stärken, wird das nichts ändern. „In der Diskussion um die Förderung des Radverkehrs gibt es einen Stimmungswandel“, sagte unlängst Bürgermeister Olaf Scholz nach der zweiten großen Fahrradwerkstatt.