Der Hamburger Verkehrsverbund will die Preise um 2,6 Prozent erhöhen. Nur Kinderkarten und Kurzstrecken unverändert. Seit 2009 werden die Fahrpreise jeweils zum Jahresbeginn angehoben.
Hamburg. HVV-Kunden müssen sich darauf einstellen, dass im kommenden Jahr die Fahrpreise erneut erhöht werden. Der Hamburger Verkehrsverbund wird im Namen aller im HVV zusammengeschlossenen Verkehrsunternehmen zum 1. Januar des kommenden Jahres eine Tarifanhebung um durchschnittlich 2,6 Prozent beantragen. Mit dieser Forderung werden sich die politischen Gremien der Bürgerschaft in den kommenden Wochen beschäftigen. Die bevorstehende Preiserhöhung ist die niedrigste seit 2010. Zum Vergleich: 2006 betrug der Anstieg 4,8 Prozent.
Verschont von der Kostensteigerung bleiben Kinderkarten (1,10 Euro Großbereich, 2,10 Euro Tageskarte) und Kurzstreckenfahrten (1,50 Euro) – die Preise dafür waren bereits vor zwei Jahren angehoben worden. Einzelkarten im Nahbereich dagegen sollen künftig 2,10 Euro kosten (jetzt 2 Euro), im Großbereich 3,10 Euro (3 Euro). Tageskarten verteuern sich von 5,90 Euro auf 6 Euro, Gruppenkarten im Großbereich von 10,80 Euro auf 11,20 Euro. Für Zwei-Zonen-Monatskarten sind 64,20 Euro statt 62,60 Euro fällig, im Großbereich 102,40 Euro statt 99,80 Euro. Der Preis für Drei-Zonen-CC-Karten steigt auf 40,40 Euro (bislang 39,40 Euro), der für Senioren-CC-Karten auf 59,10 Euro (57,60 Euro) und der für Schülerkarten auf 47,70 Euro (46,50 Euro).
„Der öffentliche Nahverkehr ist und bleibt ein Zusatzgeschäft“
„Die Kapazitäten von Bussen und Bahnen im HVV werden kontinuierlich ausgeweitet“, sagt Lutz Aigner, Sprecher der Geschäftsführung des Hamburger Verkehrsverbunds. „Gleichzeitig steigen die Energie- und Personalkosten. Mit dieser moderaten Tarifanhebung schaffen wir die Voraussetzungen für einen weiterhin leistungsfähigen und attraktiven öffentlichen Personennahverkehr.“
Seit Jahren erziele der HVV hervorragende Ergebnisse bei Untersuchungen zur Kundenzufriedenheit. Die Fahrgäste honorierten eine hohe Beförderungsqualität. Mit ständigen Investitionen solle das auch in Zukunft sichergestellt werden. Diese beträfen nicht nur den Ausbau des Liniennetzes, sondern auch die Einrichtung vollständig barrierefreier Haltestellen und einer Flotte aus durchgängig klimatisierten Fahrzeugen.
Wie hoch die Preise angehoben werden, berechnet der HVV mit einem Index, der 2010 eingeführt wurde. Er gibt wieder, wie sich die Preise für Strom, Diesel und Personalkosten bei den Verkehrsunternehmen und die allgemeinen Lebenshaltungskosten entwickeln. „Das ist eine transparente Grundlage, die Mitte des Jahres prognostiziert, von welchen Kostenentwicklungen wir ausgehen müssen“, so HVV-Sprecher Rainer Vohl. Die höheren Stromkosten, die aus der am 1. August in Kraft getretenen Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes entstehen, wurden in diesem Jahr dagegen noch nicht berücksichtigt.
Seit 2009 werden die Fahrpreise jeweils zum Jahresbeginn angehoben: 2012 um 2,8 Prozent, 2013 um 3,5 Prozent und 2014 um 3,2 Prozent. Dennoch kann der HVV über die Fahrpreise nur 72 Prozent der Kosten decken, 28 Prozent stammen aus dem öffentlichen Haushalt. „Der öffentliche Personennahverkehr ist und bleibt ein Zuschussgeschäft“, sagt Rainer Vohl. So allerdings könnten die Preise moderat bleiben.
Aus Fahrgastsicht sei eine Preiserhöhung nie toll, sagt Birger Wolter vom Fahrgastverband Pro Bahn. Dennoch hält er sich mit Kritik zurück. „Dass der HVV steigende Kosten auf die Fahrgäste umlegt, ist nachvollziehbar“, sagt er. „Darüber hinaus tut er das deutlich maßvoller als andere Verkehrsverbände.“ Klaus Peter Hesse, Verkehrsexperte der CDU-Bürgerschaftsfraktion, ist anderer Meinung: „Die Preise sollen trotz steigender Einnahmen durch höhere Nutzerzahlen weiter erhöht werden. Das zeigt, dass es dem Senat nur ums Geldverdienen geht.“ Den öffentlichen Nahverkehr zu fördern liege der SPD offensichtlich fern – anders sei auch die Einführung von P+R-Gebühren nicht zu erklären.
Der HVV entstand 1965 als weltweit erster Verkehrsverbund. Er umfasst das Hamburger Stadtgebiet und die sechs an die Hansestadt grenzenden Kreise der Länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie den Landkreis Lüneburg; insgesamt leben hier mehr als 3,4 Millionen Menschen.