Im Prozess gegen die Eltern der getöteten Yagmur zeichnen Freundinnen ein schlechtes Bild von der Mutter vor dem Hamburger Landgericht. Das Mädchen soll vor seinem Tod „fertig“ ausgesehen haben.
Hamburg. Sie waren jahrelang gute Freundinnen von der Mutter der kleinen Yagmur. Und doch äußerten sich die beiden jungen Frauen sehr kritisch über Melek Y. „Ganz ehrlich: Sie ist verlogen, hinterhältig und eine Schauspielerin“, sagte eine 24 Jahre alte Zeugin am Montag über die Mutter der gewaltsam verstorbenen Dreijährigen im Prozess gegen die Eltern des Mädchens vor dem Landgericht. Zudem schilderten die Zeuginnen die 27-Jährige als „aggressiv“, Yagmurs Vater Hüseyin Y. dagegen als „eigentlich ganz lieb und ruhig“.
In dem Prozess muss sich Yagmurs Mutter Melek Y. wegen Mordes verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der 27-Jährigen vor, ihre Tochter „aus Hass und ohne jedes Mitgefühl“ angegriffen zu haben. Der Vater Hüseyin Y., 25, soll von den Misshandlungen gewusst und sich für den Tod des Kindes mitverantwortlich gemacht haben. Die Dreijährige starb am 18. Dezember vergangenen Jahres.
Noch im Dezember 2012 sei Melek Y. liebevoll mit ihrer Tochter umgegangen, schilderte ihre 24 Jahre alte Freundin. „Die Kleine wollte immer zu Mama. Sie war anhänglich bei ihrer Mutter.“ Wenige Wochen vor ihrem Tod allerdings habe sie Yagmur und deren Mutter zufällig im Bus getroffen. „Ich konnte die Kleine nicht richtig sehen, aber ich glaube, da hatte sie ein Veilchen.“ Die ursprüngliche Vermutung nach dem Tod des Kindes, der Vater Hüseyin Y. sei im Wesentlichen verantwortlich für die Misshandlungen der Dreijährigen, habe sie sich nicht vorstellen können, berichtete die Zeugin. „Ich kenne ja Melek, sie war manchmal aggressiv.“ Sie habe sich früher mit anderen Mädchen geschlagen, „mit Fäusten, hat gewürgt oder auch gekratzt“. Eine andere Freundin sagte, Melek Y. habe mal „jemandem eine geklatscht oder getreten“.
Früher sei das Verhältnis von der Mutter zu ihrer kleinen Tochter „sehr gut“ gewesen, betonte die zweite Zeugin. „Die Kleine war die ganze Zeit auf ihrem Schoß.“ Aber an Yagmurs drittem Geburtstag im Oktober vergangenen Jahres sei das Mädchen sehr verändert gewesen. „Sie wollte nicht mehr kuscheln. Sie war ganz merkwürdig, saß nur auf ihrem Stühlchen, mochte nicht tanzen oder spielen“, erinnerte sich die 24-Jährige.
„Sie sah auch ganz schlimm aus, als ob irgendwas nicht stimmen würde.“ Das Kind habe „etwas im Gesicht“ gehabt, „wie ein blauer Fleck, als ob das überschminkt wurde“. Doch als Hüseyin Y. von der Arbeit zu der Geburtstagsfeier dazukam, „da haben alle Kinder getanzt, auch Yagmur. Sie war fröhlich auf einmal.“ Zudem berichtete ein Arzt, 57, als Zeuge, dass Melek Y. ihn am 9. Dezember, also gerade neun Tage vor dem Tod von Yagmur, aufgesucht und gesagt habe, sie wolle sich therapieren lassen. Sie leide an Depressionen und Aggressivität. Der Prozess wird fortgesetzt.