In ihrem ersten Lebensjahr war das Bezirksamt Bergedorf für Yagmur zuständig. „Es war niemand so geistesgegenwärtig, den Umgang mit Yagmur zu unterbinden“, so Bezirksamtsleiter Dornquast.

Hamburg. Der Bergedorfer Bezirksamtsleiter Arne Dornquast (SPD) musste sich am späten Donnerstagabend dann aber dennoch den Fragen der Abgeordneten stellen. Sein Bezirksamt war für Yagmur gleich nach der Geburt zuständig. Er sagte aus, dass es in seinem Jugendamt zwar eine hohe Fluktuation gegeben habe, er aber – anders als andere Jugendämter – keine zusätzlichen Mitarbeiter in den Allgemeinen Sozialen Diensten brauche. In Bergedorf gebe es demnach keine vergleichbaren Überlastungen wie etwa im Bezirk Mitte. Diese Aussagen sorgten für große Verwunderung bei den Abgeordneten. „Man kann den Eindruck bekommen, nur in Bergedorf ist die Welt noch in Ordnung“, kritisierte die grüne Obfrau Christiane Blömeke.

Sie äußerte zudem ihr Unverständnis darüber, dass Yagmur im ersten Lebensjahr verletzt wurde, aber keine Konsequenzen gezogen wurden. Aus Dornquast Sicht ist aber alles korrekt verlaufen. „Die Pflegemutter hat die Verletzung nach den Besuchen bei der leiblichen Mutter beim Jugendamt gemeldet. Sie war also nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung.“ Die leibliche Mutter habe angegeben, zu den Verletzungen sei es in ihrer Abwesenheit in der Obhut von Angehörigen entstanden. „Es gab deshalb die Auflage an die Mutter, ihre Tochter nicht mehr in die Obhut von Dritten zu geben“, so Dornquast. Auf die Frage nach den gravierendsten Fehlern in dem Fall antwortete Dornquast: „Es war niemand so geistesgegenwärtig, den Umgang mit Yagmur zu unterbinden.“ Nach den lebensgefährlichen Verletzungen, die Anfang 2013 festgestellt wurden, konnte niemandem die Schuld nachgewiesen werden. Dennoch kam das Kind wieder in die Obhut seiner leiblichen Eltern. „Das war ein fataler Fehler, sehr weit am Ende.“

CDU-Bürgerschaftsabgeordneter Christoph de Vries kritisierte nach Ende der Ausschuss-Sitzung, dass sich die SPD-Abgeordneten bei der Vernehmung der Bezirksamtsleiter, allesamt Sozialdemokraten, nicht aktiv beteiligten. „Ich finde es bemerkenswert, dass es bei der ersten Befragung von politischen Verantwortlichen keine einzige Frage von der SPD gestellt wurde. Und das angesichts des formulierten Anspruchs, vollständig und ohne Rücksicht aufklären zu wollen.“