Welche Reise-Vorlieben haben die Hamburger? Neue Trends wie „Glamping“ oder Reisen für Single-Frauen über 45, die junge Männer treffen möchten, mischen den Reise-Markt auf.
An diesem Donnerstag beginnen in Hamburg die Schulferien. Mehr als die Hälfte von uns wird dann die Koffer packen und unterwegs sein. Die meisten Urlauber werden die besten Wochen des Jahres rund ums Mittelmeer verbringen und dort knapp zwei Wochen verweilen. Aber auch Fernreisen sind beliebt – immerhin jeder dritte Reisende wird den Sommer außerhalb Europas verbringen.
So weit zur Reisesaison 2014. Wie aber wollen die Hamburger in Zukunft ihren Urlaub verbringen? Hat der Dreiklang „Sonne, Strand und Meer“ zukünftig noch Bestand? Oder werden wir lieber kürzer, dafür aber öfter verreisen und unsere Batterien beim Städtetrip oder Wellnesswochenende wieder aufladen? Welche Bedeutung werden virtuelle Reisen einnehmen, bei denen wir vom Wohnzimmer aus die Welt erkunden können? Nun, fest steht, dass die Urlaubswünsche der Hamburger recht vielfältig sind und es für fast jedes Segment Interessenten gibt.
Reisen für Singlefrauen über 45 Jahre, die Männer unter 30 treffen wollen
Jedoch kann sich nicht jede Urlaubsform auf steigende Gästezahlen einstellen – einige sollten sich sogar eher um ihr Stammpublikum sorgen, als über neue Zielgruppen nachzudenken. So sehe ich die größten Potenziale weiter bei Anbietern, die das Grundmotiv des Reisens befriedigen: Erholung vom und für den Alltag. Denn auch zukünftig will mehr als jeder zweite Hamburger sich im Urlaub vor allem entspannen, die Seele baumeln lassen und zur Ruhe kommen. Mit großem Abstand folgen dann der Städtetourismus und der Wellnesstrip, die jeweils für etwa jeden vierten Hanseaten interessant sind. Bei den Städtereisen werden wir zwar auch weiterhin die Metropolen besuchen, aber zunehmend auch in kleineren Städten ein Wochenende verbringen, die uns mit ihrer Authentizität und Atmosphäre, Gemütlichkeit und Gastfreundschaft begeistern – Kulturhighlights und Shoppingmeilen suchen wir dort übrigens nicht, denn diese haben wir in unserer Stadt.
Kurz danach – sicherlich einer der Gewinner der vergangenen und kommenden Jahre – der Kreuzfahrtsektor. Derzeit unternehmen lediglich zwei bis drei Prozent der Bürger eine Schiffsreise, Interesse zeigt jedoch fast jeder vierte Hamburger. Die Branche reagiert und offeriert entsprechende Angebote:
Trend zum „Glamping“ – Camping ohne Plastikgeschirr und unbequemes Zelten
Eine italienische Reederei bietet Kreuzfahrten für homosexuelle Paare an, eine amerikanische Gesellschaft u.a. Reisen für Singlefrauen über 45 Jahre, die Männer unter 30 Jahren kennenlernen wollen. Es gibt Anbieter mit persönlichem Butler-Service; Kreuzfahrten, die beim Billigdiscounter gekauft werden können; Schiffe, die sich auf Familien spezialisieren – kurzum ist es ein Bereich, der nicht mehr nur für ältere, wohlhabende Gäste interessant ist, sondern breite Bevölkerungsgruppen in unserer Stadt anspricht.
Als relativ stabil erweist sich für uns Hamburger der Cluburlaub sowie der Campingtourismus, wobei beim letzteren ein Trend zum „Glamping“, also einer Mischung aus Glamour und Camping, Einzug hält. Anhänger dieser Trendform wie George Clooney möchten in der kostbarsten Zeit des Jahres die Natur nicht missen; Plastikgeschirr und unbequemes Zelten müssen jedoch nicht sein. Leichte Einbußen hat dagegen der Fahrrad- und Wandertourismus zu verzeichnen, was auch daran liegt, dass die Angebote in den letzten Jahren bereits häufig genutzt wurden und diese Art des Reisens daher nicht mehr so interessant ist.
Innerhalb der Hamburger Bevölkerung werden übrigens recht unterschiedliche Präferenzen geäußert: So zeigen beispielsweise am Wellnesstrip doppelt so viel Frauen Interesse wie Männer. Paare und junge Erwachsene wünschen sich öfter einen Kulturtrip und die Jugendlichen wollen gerne im Club urlauben oder auf Abenteuerreise gehen, während der Berg- und Wandertourismus eher die älteren Hamburger anspricht. In einem sind wir uns jedoch fast alle einig: An virtuellen Reisen von zu Hause aus haben wir kein Interesse.
Mein Fazit: Die Wünsche und Interessen der Hamburger sind ebenso vielfältig wie unterschiedlich, bieten aber dadurch auch zahlreiche (neue) Möglichkeiten für Destinationen, Reiseveranstalter, Hotels und alle im Tourismus Tätigen. Allerdings sollten sich diese in Zukunft besser auf einzelne Zielgruppen fokussieren, als zu versuchen, jedem gerecht zu werden. In diesem Sinne – viel Spaß im Urlaub!
Die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen veröffentlicht an dieser Stelle jede Woche exklusiv Ergebnisse ihrer Repräsentativbefragungen für das Hamburger Abendblatt. Hierfür wurden jeweils 1000 Hamburger und 2000 Deutsche ab 14 Jahren befragt. Der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung – Professor Dr. Ulrich Reinhardt – interpretiert die Ergebnisse.