Verbandsdirektor Joachim Wege: „Wir sind die Mietpreisbremse!“ Außerdem warnt er vor zu hohen Baukosten, die die Errichtung preiswerter Wohnungen immer schwieriger machen.

Hamburg. Nach der privaten Wohnungswirtschaft gehen jetzt die Wohnungsgenossenschaften auf Gegenkurs zu den Plänen, flächendeckend eine Mietpreisbremse gesetzlich zu verankern. „Wir brauchen keinen Mietpreisbremse - wir sind die Mietpreisbremse“, erklärte Joachim Wege, Direktor des Verbandes Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), am Mittwoch in Hamburg. Er begründete seine Aussage mit den moderaten Mieten, die Mitglieder des Verbandes verlangten.

Rund 736.000 Wohnungen werden von den 320 Wohnungsgenossenschaften angeboten. Rund 1,4 Millionen Menschen leben in diesen Immobilien. In Hamburg schlage bei Genossenschaftswohnungen die durchschnittliche Nettokaltmiete mit 6,03 Euro pro Quadratmeter zu Buche, sagte Wege. „Damit liegen sie weit unter dem Durchschnittswert des Mietenspiegels.“ In der Hansestadt bieten die VNW-Mitglieder rund 291.000 Wohnungen an. Das sind rund 41 Prozent des Mietwohnungsmarkts.

Angesichts der Diskussion über bezahlbare Mietwohnungen in ausreichender Zahl mahnte Wege „langfristig wirksame Lösungen“ an, anstatt immer neue Vorgaben zu Lasten der Wohnungswirtschaft zu diskutieren. „Wenn die Politik Preise bremsen will, sollte sie dies an der richtigen Stelle tun: bei den Heiz- und Stromkosten, die sich politisch bedingt seit 2000 verdoppelt haben“, sagte Wege und fügte hinzu: „Eine Mietpreisbremse ist ein falscher Ansatz und würde Investitionen in Mietwohnungen abwürgen.“ Partnerschaftliches Handeln bringe zudem mehr als Überregulierung.

Die Nettokaltmieten seien in den vergangenen 15 Jahren geringer als die allgemeinen Lebenshaltungskosten gestiegen, „nämlich nur um 17 Prozent“, sagte der Verbandschef. Er verwies auf eine Studie „Wohntrends 2030“ des Hamburger Forschungsinstituts „Analyse & Konzepte“, wonach etwa vier von fünf der befragten Mieter in Norddeutschland die Höhe ihrer Wohnkosten für „angemessen bis sehr günstig“ hielten. „Erst recht können sich die Mieter der Verbandsunternehmen über die niedrigeren Mieten - auch bei Neuvermietung - freuen.“

Im Rahmen des Bündnisses für das Wohnen, das der SPD-Senat mit der Wohnungswirtschaft eingegangen ist, seien von den VNW-Unternehmen 1745 Wohnungen errichtet worden, sagte der Verbandsvorsitzende weiter. Zudem hätten die Mitgliedsunternehmen im vergangenen Jahr 1,25 Milliarden Euro in die Sanierung, die Modernisierung und den Neubau investiert.

Wege machte deutlich, dass der Bau von bezahlbaren Wohnungen immer schwieriger werde. Gründe seien „steigende Bau- und Grundstückskosten sowie überbordende Anforderungen der Politik“. Deshalb schlage sein Verband eine Baukostensenkungskommission vor. Dort könnten Vertreter des Senats, der Bezirke und der Wohnungswirtschaft Vorschläge erarbeiten, die den Wohnungsbau erleichterten. Diese Anregung solle auf dem heutigen Verbandstag diskutiert werden.

Die private Wohnungswirtschaft hatte bereits vor einigen Monaten vor Verzögerungen beim Wohnungsbau gewarnt, sollte eine Mietpreisbremse gesetzlich verankert werden. Aufgrund der geplanten Gesetzesänderungen in Berlin würden sich bereits Investoren zurückhalten. Die Bundesregierung plant ein Gesetz, demzufolge in angespannten Wohnungsmärkten Neumieten lediglich zehn Prozent über dem ortsüblichen Niveau liegen dürften. Die erste Vermietung sowie umfassend modernisierte Wohnungen sollen allerdings von der Preisbremse ausgenommen sein.