Es sei eine „geistesgegenwärtige“ Freundschaft, die auch die Wut versteht und die Enttäuschung, sagte Bischöfin Kirsten Fehrs am Pfingstsonntag im Hamburger Michel. Für Feindschaft sei kein Platz.
Hamburg. Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs hat das christliche Pfingstfest als den „Beginn einer wunderbaren Freundschaft“ bezeichnet. Es sei eine „geistesgegenwärtige“ Freundschaft, die auch die Wut versteht und die Enttäuschung, sagte sie am Pfingstsonntag im Hamburger Michel. Anders als die tägliche Verlautbarungssprache stehe Pfingsten für „Worte mit Tiefe“, für „klare Verhältnisse, für zärtliche Gefühle und für Ehrlichkeit“. Für Feindschaft dagegen sei kein Platz.
„Pfingsten bleibt die Vision einer besseren Welt“, sagte die Bischöfin weiter. Dies gelte angesichts der Diktatur in Syrien mit ihren Flüchtlingslagern ebenso wie für die Lage in der Ukraine: „Bomber fliegen, Kriegsschiffe drohen, Panzer rollen und Menschen werden erschossen.“ Es sei „beängstigend, dass dies wieder und wieder passiert“, auch im Jahr 2014.
Versöhnung könne geschehen, „wenn die Fäuste geöffnet werden und die Waffen schweigen“, sagte Fehrs. „Wenn Gegner miteinander reden oder sogar gemeinsam beten, so wie die Präsidenten Israels und Palästinas es heute in Rom tun, gemeinsam mit Papst Franziskus und dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus.“ So wie viele Menschen überall auf der Erde wünsche sie sich „so sehr den Frieden in diesem Jerusalem, wo alles begann“.
Die Kirche könne zu Pfingsten nahezu ihren 1.980ten Geburtstag feiern, sagte die Bischöfin. Damals sei „plötzlich ein Brausen vom Himmel geschehen“ und alle seien „vom heiligen Geist erfüllt“ gewesen. Die Menschen hätten angefangen, in ihren Sprachen zu predigen. Es seien Freundschaften entstanden zwischen „Ungleichen, die sich nie gesucht haben“, zwischen „Denkerstirn und dem Horizont, hinter dem es immer weitergeht“.
Diese Freundschaft trenne keine Unterschiede, auch religiöse nicht. Es sei „Freundschaft, die um Wahrheit kämpft und die die Liebe liebt.“ Dies gelte auch heute noch: Es sei „kein pfingstlicher Vollrausch“, sondern „die heilsamste Ernüchterung, die unserer Welt je widerfahren ist“. Es gehe schlicht um die „Einkehr göttlicher Geistesgegenwart in eine mehr oder weniger geistesabwesende Menschheit“.