Nur jeder vierte Schüler wechselt direkt in eine Lehre. Die Opposition wirft dem Senat Versagen vor. Schulsenator Rabe: Wir sind immerhin ehrlich.

Hamburg. Der Hamburger SPD-Senat hat Probleme auf dem Ausbildungsmarkt der Stadt eingeräumt. Es stimme, nur 25 bis 35 Prozent der Jugendlichen bekämen direkt im Anschluss an die Schule einen Ausbildungsplatz, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) in einer Aktuellen Stunde der Bürgerschaft. Die Zahlen seien in der Tat schlecht. „Das will ich nicht in Abrede stellen“, betonte der Senator. Vorwürfe aus der Opposition, dass sich SPD und Senat nicht ausreichend um das Problem kümmerten, wies Rabe jedoch zurück.

Dass die Zahlen so schlecht seien, liege auch daran, dass Hamburg genau hinschaue, erklärte Rabe. So sei in der Vergangenheit ein großer Teil arbeitsloser Jugendlicher einfach nicht gezählt worden. „Das ist in der Tat falsch. Deswegen sind wir den Weg gegangen als einziges Bundesland, jeden, aber auch wirklich jeden aufzusuchen und zu erfassen.“

Damit werde ein riesiges Dunkelfeld von Menschen erschlossen, und das habe zwangsläufig zur Folge, dass die Arbeitslosenquote steige. In Richtung Opposition sagte er: „Es ist unehrlich von Ihnen, so zu tun, als ob die SPD Arbeitslosigkeit erzeugt hat. Nein, wir haben sie endlich einmal aufgedeckt.“

Die Linken-Fraktionsvorsitzende Dora Heyenn hatte den SPD-Senat zuvor scharf angegangen. Unter anderem verwies sie auf Zahlen der Agentur für Arbeit, wonach im Mai in Hamburg auf 4411 freie Lehrstellen 4749 Bewerber kommen. Insgesamt sank die Zahl der Ausbildungsplätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum seit Oktober 2013 von rund 9500 auf 8600 – während die Zahl der Bewerber von rund 6700 auf 7700 stieg.

Erneut wies Heyenn darauf hin, dass in der Statistik nur Hamburger Jugendliche auftauchten, obwohl 40 Prozent der Ausbildungsplätze an Jugendliche aus dem Umland gingen. „Das ist so, als würde man bei einer Verkehrszählung in Hamburg nur Autos mit Hamburger Kennzeichen zählen“, sagte Heyenn.

In keinem anderen Bundesland klafften Angebot und Nachfrage bei den Ausbildungsplätze so weit auseinander, kritisierte der FDP-Wirtschaftsexperte Thomas-Sönke Kluth. Unter Hinweis auf Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung betonte er: „Hamburg ist Schlusslicht, was das Verhältnis von unbesetzten Ausbildungsstellen zu den ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen angeht. Erst mit weitem Abstand folgen Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen.“

Die von den Linken wieder ins Feld geführte Ausbildungsplatzumlage lehnte die FDP jedoch genauso harsch ab wie die CDU. Durch diesen „Zombie“ würden keine Lehrstellen geschaffen, sondern verhindert, sagte Kluth.

Einig waren sich alle Fraktionen allerdings darin, dass die Einführung der Jugendberufsagenturen – dort finden Schulabgänger alle Beratungsstellen unter einem Dach – eine gute Sache gewesen sei.

Die Grünen-Schulexpertin Stefanie von Berg kritisierten allerdings, dass die SPD die Agentur mit Personal aus anderen Bereichen aufbaue und so etwa Jugendämter und Stadtteilschulen geschwächt würden. Und aus der FDP kam der Vorwurf, dass die Agentur zu langsam und zu zögerlich eingeführt worden sei.