Der Bildband besteht lediglich aus einer englisch- und einer deutschsprachigen Textseite. Dafür aber aus umso mehr alten Fotos, auf denen Hamburg sein Gesicht aus längst vergangenen Zeiten zeigt.
Hamburg. Einem gut gefüllten Schuhkarton mit vielen alten Hamburg-Postkarten ist es zu verdanken, dass es jetzt dieses Buch gibt. „Post aus Hamburg“ heißt die schmale Publikation (Junius Verlag Hamburg, 128 Seiten, 19,90 Euro). Der Bildband mit mehr als 100 historischen Postkarten besteht lediglich aus einer englisch- und einer deutschsprachigen Textseite. Dafür aber aus umso mehr alten Fotos, auf denen Hamburg sein Gesicht aus längst vergangenen Zeiten zeigt.
Es sind Aufnahmen aus der Phase des beginnenden Wirtschaftswunders in den 1950er-Jahren, dem Bau des Neuen Elbtunnels (1975) und den 1980er-Jahren. Damals flog die Airline Pan America noch nach Hamburg. Und das Weinrestaurant Balkan-Grill an der Lilienstraße verwöhnte seine Gäste mit kuscheligen Wandteppichen. „Die Sichtung dieses Kartons mit einigen Hundert Postkarten war ein Moment voller Glück“, schreibt der Sammler über die Zusammenstellung des Materials.
Wer sich zum Beispiel die Postkarte von der Internationalen Gartenbauausstellung aus dem Jahr 1963 mit der Seilbahn über die Wallanlagen anschaut, darf zu Recht die innovative Kraft der damaligen Stadtplaner bewundern. Zugleich wird man an die Gegenwart erinnert, in der es nunmehr um die Frage geht, womöglich eine Seilbahn über die Elbe zu bauen.
Die 1415 Meter lange Strecke der IGA-Seilbahn führte teilweise auf einer Höhe von 26 Metern vom Südende des Heiligengeistfeldes über die Glacis-chaussee und die Wallanlagen zur Jungiusstraße. Nach der großen Gartenschau wurde sie allerdings wieder abgebaut.
Das Konzept des Buches ist es, die Bilder für sich sprechen zu lassen. Nur wenige der Postkarten lassen ihre Datierung freilich exakt terminieren. Aber auch ohne Jahreszahl erinnern sie an das hanseatische Lebensgefühl, das vom Takt im Hafen mit den Kreuzfahrtschiffen „Hanseatic“ und „Italia“ wie Ende der 1950er-Jahre, markanten Gebäuden wie dem Rathaus und den Hauptkirchen und von den Rotlicht-Bars auf St. Pauli geprägt ist.
Bis ins späte 20. Jahrhundert hatte die Ansichtskarte in der mobilen Gesellschaft eine klare Funktion. In einer Zeit ohne „Selfies“ und digitaler Fotografie waren sie eine ebenso günstige wie persönliche Form der Kommunikation.
Die Hamburg-Postkarten vermitteln ein Stück Kulturgeschichte, sie erinnern an eine Zeit, als an der Alster Palmen wuchsen und Riviera-Feeling verbreiteten.
Dass es überhaupt Sammler historischer Postkarten gibt, hat in der Hansestadt Hamburg übrigens eine lange Tradition. Schon im Mai 1894 wurde der „Sammlerverein für illustrierte Postkarten zu Hamburg“ gegründet. Er gilt als erster deutscher Verein dieser Art.