Das Hamburger Abendblatt veröffentlicht eine neue Luftbild-Mappe: 20 historische Motive und 20 aktuelle Vergleichsmotive sind ab heute erhältlich.

Hamburg. Es muss 1955 gewesen sein, als Klaus Pinker in der damaligen Abendblatt-Geschäftsstelle am Gänsemarkt eine Luftbild-Mappe mit zwölf Motiven kaufte. „An der Krugkoppelbrücke bei der Außenalster“, „Der Stadtparksee“ oder „Verträumtes Idyll: der Feenteich“ hießen die Titel der Schwarz-Weiß-Fotos, die der Abendblatt-Fotograf Günther Krüger aus einem Hubschrauber aufgenommen hatte. Im Jahr darauf erwarb der Jugendliche eine zweite Luftbildmappe, wiederum mit dem Titel „So schön ist unser Hamburg“. Das war der Anfang einer ganz besonderen Sammlung.

Fasziniert hat der heute 73-Jährige von Mitte Januar bis Anfang Februar die 20-teilige Abendblatt-Serie verfolgt, in der Krügers historischen Aufnahmen aktuelle Bilder der beiden Fotografen Marcelo Hernandez und Roland Magunia gegenüberstellt wurden. Als er die Ausstellung besuchte, die zeitgleich in der Axel-Springer-Passage zu sehen war, kam er mit der Redaktion ins Gespräch. Dabei stellte sich heraus, dass Klaus Pinker offenbar der beste Kenner der Luftbild-Mappen ist, die das Abendblatt in den 1950er- und 1960er-Jahren veröffentlicht hat.

Was interessierte den junge Mann 1955 an Luftbildern? Klaus Pinker sitzt im Wohnzimmer seines Norderstedter Hauses und erzählt, wie er damals den Wiederaufbau der zerstörten Stadt verfolgt hat. „Die Luftbilder zeigen den städtebaulichen Zusammenhang, manche Dinge werden dabei viel klarer“, sagt der ehemalige EDV-Spezialist, der sich ehrenamtlich im Katastrophenschutz engagiert. Vor allem war es ein allgemeines Interesse an der Heimatstadt, das den langjährigen UKE-Angestellten dazu bewog, auch später nach den Luftbildern des Abendblatts zu suchen.

Zweimal hat Klaus Pinker selbst die Möglichkeit zu einem Foto-Flug gehabt. „Es ist schon ein besonderes Gefühl, aus dem Hubschrauber heraus ein vertrautes Stadtquartier wie zum Beispiel das UKE zu fotografieren“, sagt Pinker, der dabei feststellte, wie hinderlich es sein kann, wenn sich Wolken vor die Sonne schieben und ein eben noch gut beleuchtetes Motiv plötzlich beschatten. Ungefähr seit den 1980er-Jahren begann er, gezielt nach weiteren Abendblatt-Luftbildmappen zu suchen, auf Flohmärkten und in Antiquariaten, später im Internet. Dabei habe er einen Jagdinstinkt entwickelt, erzählt Pinker, der inzwischen ziemlich sicher ist, alle jemals erschienenen Abendblatt-Luftbild-Mappen zu besitzen.

„Meiner Meinung handelt es sich insgesamt um 13 Mappen, die zwischen 1955 und 1969 erschienen sind. Zehn davon enthielten Papierbilder, bei drei Mappen waren es Diaspositive“, sagt Pinker. Da die Fotos damals stets Freigabenummern trugen, konnte er den jeweiligen Erscheinungszeitraum erschließen. Pinker hat sie alle in einer Datenbank erfasst, sortiert nach dem Jahr der Veröffentlichung.

Insgesamt kam ein Fundus von etwa 200 Fotos zusammen, deren Motive sich schon deshalb häufig wiederholen, weil sie ja über einen längeren Zeitraum erschienen sind und immer wieder aufs Neue ihr Publikum finden mussten. Michel, Alster und Hafen gehören sozusagen zu den Standards, die Krüger immer wieder fotografiert hat. Ebenso gerät aber der Wiederaufbau der zerstörten Stadtviertel in den Blick, die damals noch auf faszinierende Weise neu wirkten. Und manche Gebäude, die auf Günther Krügers gestochen scharfen Fotos erscheinen, sind inzwischen längst wieder aus dem Stadtbild verschwunden: der Dovenhof und das alte Amerika-Haus an der Lombardsbrücke zum Beispiel. Oder der 36 Meter hohe gläserne Philipsturm, der 1953 für die Internationale Gartenschau erbaut und 1971 wieder abgerissen wurde. Für Klaus Pinker sind die Mappen daher auch eine Stadtchronik aus der Vogelperspektive, die Entwicklungen und Veränderungen zeigen.

Da die Ausstellung und die Zeitungsserie auf ein so enormes Interesse gestoßen sind, hat sich das Abendblatt jetzt entschlossen, die alte Tradition wieder aufzugreifen und noch einmal eine Luftbild-Mappe zu veröffentlichen. Sie enthält die 20 historischen Motive von Günther Krüger und die 20 aktuellen Vergleichsmotive der Fotografen Marcelo Hernandez und Roland Magunia – diesmal aber nicht im Zeitungsdruck, sondern mit hochwertigen Prints.

Die Fotomappe enthält alle Fotos der Abendblatt-Luftbild-Serie & Ausstellung „Hamburg, wie hast du dich verändert“. Die Motive (20 Schwarz-Weiß-Bilder, 20 Farbbilder, jeweils inkl. Bildtext) erhalten Sie eingeschlagen in Seidenpapier und verpackt in einer Kartonage, im Format DIN A4. Die Auflage ist auf 200 Exemplare limitiert und ausschließlich in der Axel-Springer-Passage erhältlich. Verkaufsstart ist am 26. Februar um 10.00 Uhr in der Axel-Springer-Passage, Caffamacherreihe 3 (Öffnungszeiten: Mo, Di, Fr 9–14 Uhr; Mi, Do 9–17 Uhr). Die Mappe kostet 45,- Euro, Abonnenten mit der HANSEATEN Treuekarte (bitte mitbringen) zahlen nur 42,- Euro.