Am fünften Verhandlungstag wurde weiterhin die Kreditvorlage erörtert, mit der der Vorstand über das Pleitegeschäft Omega 55 informiert wurde. Ex-Chef Nonnenmacher sagt wohl erst in einigen Wochen aus.

HamburgSeit zwei Wochen muss sich der komplette ehemalige Vorstand der HSH Nordbank vor dem Landgericht verantworten. Dabei bestätigte sich am Freitag, dem fünften Verhandlungstag, was sich seit Beginn der Zeugenvernehmungen andeutet: Die Suche nach der Wahrheit gestaltet sich äußerst kompliziert und zäh. Auf die Frage, ob sich die sechs Angeklagten Ende 2007 mit dem Geschäft „Omega 55“ der schweren Untreue und darüber hinaus die Vorstände Dirk Jens Nonnenmacher und Joachim Friedrich der Bilanzfälschung schuldig gemacht haben, sind keine schnellen und vor allem keine einfachen Antworten zu erwarten.

Die bislang 40 angesetzten Prozesstage werden kaum ausreichen. Bislang wurde ausschließlich Marc Schack vernommen, seinerzeit Mitarbeiter der Londoner HSH-Filiale, die die Kreditvorlage erstellt hat, auf deren Basis der Vorstand über „Omega 55“ informiert wurde. Da das umfangreiche Papier vor Bankchinesisch nur so strotzt – Kürzel wie RWA, CDS, CDO und STCDO sind eher die Regel als die Ausnahme – und zudem auf Englisch verfasst wurde, läuft die Vernehmung dann so ab: Einer der Richter liest eine Passage aus dem Originaldokument vor und bittet Schack dann, diese zu erklären – Satz für Satz, Absatz für Absatz, Seite für Seite. Dabei hatten einige der neun Verteidiger zuvor moniert, dass ein englisches Dokument nicht vor einem deutschen Gericht verwendet werden dürfe.

Die deutsche Übersetzung, das hatte Nonnenmachers Anwalt Heinz Wagner kritisiert, sei jedoch so fehlerhaft, dass sie ebenfalls nichts tauge – daher einigte man sich auf das beschriebene Verfahren.

„Omega 55“ war ein komplexes Kreislaufgeschäft mit der Pariser Großbank BNPP, das die Eigenkapitalquote der HSH Nordbank entlasten sollte. Aus Sicht der Anklage hat es jedoch genau das Gegenteil bewirkt, sei ohne ausreichende Prüfung vom Vorstand abgesegnet worden und habe der Bank am Ende rund 158 Millionen Euro Verlust beschert. Friedrich und der damalige Vorstandschef Hans Berger hatten die Vorwürfe bereits empört zurückgewiesen. Nonnenmacher, der Nachfolger von Berger als Vorstandschef, schweigt bislang zur Sache – er wird sich vermutlich erst in einigen Wochen äußern.