Die Stadt und der Panikrocker sprechen nicht mehr miteinander über ein Museum, in dem der Sänger seine Sammlung präsentieren kann. Udo Lindenberg selbst äußert sich nicht.

Hamburg. Udo Lindenberg gelingt scheinbar alles. Der Panikrocker ist mit Auszeichnungen überhäuft worden, auch sein Musical „Hinterm Horizont“ in Berlin läuft erfolgreich. Nur bei einem Projekt hat der 68-Jährige, der auch als Maler gefragt ist, kein Glück: Das geplante Udo Lindenberg-Museum in seiner Wahlheimat Hamburg wird es offenbar nicht geben.

Das Vorhaben ist nach jahrelangen Verhandlungen und Bemühungen der Stadt Hamburg laut Abendblatt-Informationen gescheitert. Auf Anfrage bestätigte die Kulturbehörde: „Die Gespräche bezüglich eines Udo Lindenberg-Museums wurden gegenseitig bis auf Weiteres ausgesetzt, können aber im Falle von neuen Entwicklungen jederzeit wieder aufgenommen werden“, sagte Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde. Im Klartext: Das Museum ist kein Thema mehr – auch wenn die um Diplomatie bemühte Stadt das so nicht ausdrücken will. Und Udo Lindenberg selbst schweigt. Das Abendblatt hatte den Künstler mehrfach um eine Stellungnahme zu dem gescheiterten Projekt gebeten.

Schließlich ließ der Musiker über die Agentur Lanz ausrichten, dass er leider im Moment die Fragen – es waren drei – nicht beantworten könne, da er mit den „umfangreichen Vorbereitungen und Proben für seine kommende Stadiontour“ und mit Planungen von Auftritten auf dem Kreuzfahrtschiff „Rockliner“ beschäftigt sei. Hinter den Kulissen ist jedoch zu hören, dass auch Udo Lindenberg keine Chance mehr für ein Museum in seiner Lieblingsstadt, in der er seit Jahren im Hotel Atlantic lebt, sieht.

Dies würde auch erklären, warum Udo Lindenberg einen Termin beim wichtigsten Mann dieser Stadt, Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), nicht wahrgenommen hat. Nach Abendblatt-Informationen hatte Scholz den Musiker eingeladen, mit ihm persönlich über eine mögliche Realisierung des Museums zu sprechen. Doch Lindenberg kam dieser Einladung nicht nach, das Treffen kam nie zustande.

Dass der Bürgermeister überhaupt eine Einladung zu einem Gespräch ausgesprochen hatte, lag wohl an der Berichterstattung über das Vorhaben, das sich zu einer Posse entwickelt hatte: Dass Udo Lindenberg gern ein Museum in Hamburg einrichten möchte, in dem er seine Sammlung aus Bildern, Platten und Plakaten präsentiert, ist seit Jahren bekannt. Es sollte eine „Panik-City“ werden, ein Ort des Austausches mit Workshops, Lesungen und Konzerten. Immer wieder waren dafür verschiedene Orte im Gespräch gewesen. Zuletzt hatte die Kulturbehörde Lindenberg Räumlichkeiten im Gebäude des Musicalkonzerns Stage Entertainment an der Straße Kehrwieder in der Speicherstadt angeboten. Die Immobilie gehört der städtischen HHLA. Doch diesem Standort hatte Lindenberg eine Absage erteilt: „Udo hat der Stadt vor wenigen Tagen aus der wirtschaftlichen Gesamtschau des möglichen Konstrukts heraus mitgeteilt, dass er das Projekt nicht umsetzen kann“, sagte im Oktober vergangenen Jahres Stage Entertainment-Sprecher Stephan Jaekel. Daran habe sich bis heute nichts geändert, so Jaekel auf Abendblatt-Anfrage.

Das Museum beschäftigte sogar die Bürgerschaft. Der Kulturausschuss hatte den Senat einstimmig aufgefordert, bis zum 30. September 2013 ein Konzept zur Realisierung des Museums vorzulegen. Doch das ist bis heute nicht geschehen – wenig verwunderlich, wenn der Plan gescheitert ist.

Die Politik bedauert dies: „Es ist mehr als bedauerlich, dass das Projekt nun wieder in weite Ferne gerückt ist. Es hätte mit Sicherheit die touristische Attraktivität der Stadt gesteigert“, sagte FDP-Fraktionschefin Katja Suding. Die Politikerin forderte: „Auch wenn es derzeit keine Umsetzung der Pläne geben wird, sollte die Stadt das Udo Lindenberg-Museum nicht ad acta legen, sondern neue Möglichkeiten suchen.“

Für Grünen-Kulturexpertin Christa Goetsch steht fest: „Ein Abbruch der Gespräche mit Udo Lindenberg über ein Museum wäre eine Enttäuschung. Udo ist Kult und ein privat finanziertes Museum wäre eine Bereicherung.“

Verhandelt Lindenberg mit einer anderen Stadt über ein mögliches Museum? Mit Berlin? Die zuständige Kulturverwaltung sagte, entsprechende Pläne seien nicht bekannt.