Betroffen sind vor allem Standorte im Osten der Stadt. Lehrer setzen auf Aufklärung. Besonders groß ist der Druck offenbar an der Stadtteilschule Mümmelmannsberg.

Hamburg. Lehrer berichten von islamistischen Parolen auf dem Schulhof. Schulleiter sehen sich Forderungen gegenüber, spezielle Gebetsräume einzurichten. Mädchen werden angepöbelt, weil sie sich nicht dem Koran entsprechend kleiden – dass Salafisten und andere konservative muslimische Organisationen an Hamburger Schulen um neue Anhänger werben, hat in den vergangenen Wochen für Verunsicherung unter Eltern und Pädagogen gesorgt. Auch die Schulbehörde ist alarmiert. Eine aktuelle Analyse des Landesinstituts für Lehrerbildung registriert „vermehrt organisierte islamistische Aktivitäten“ vor allem im Osten der Stadt. „Es handelt sich zwar nur um Einzelfälle, wir nehmen sie dennoch ernst“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD).

Jetzt sind erstmals Namen betroffener Schulen bekannt geworden. In dem behördeninternen Papier, aus dem die „Bild“-Zeitung in ihrer Montagsausgabe zitierte, werden sieben Standorte genannt. Danach gab es etwa an die Stadtteilschule Bergedorf Konfliktfälle, in denen eine salafistische Orientierung und Beeinflussung erkennbar wurde. Etwa bei Oberstufenschülern, „die teilweise in eine aggressive verbale Konfrontation (...) gehen“. Ähnliches sei vom Gymnasium Hamm, der Stadtteilschule Stellingen und dem Kurt-Körber-Gymnasium berichtet worden.

Auch Pädagogen der Stadtteilschule Öjendorf und der Grundschule An der Glinder Au hatten sich besorgt geäußert, weil muslimische Eltern von anderen Muslimen aufgefordert werden, auf die Kleidung ihrer Töchter zu achten. Besonders groß ist der Druck offenbar an der Stadtteilschule Mümmelmannsberg. Dort meldeten in einer Umfrage vier von 15 Lehrkräften eines Jahrgangs Vorfälle von Geschlechterdiskriminierung. Auch „Nötigungsdruck in Kleidungsfragen“ wurde beobachtet sowie ein Fall von religiös motivierter Gewalt.

Viele Schulen wollten sich am Montag auf Abendblatt-Anfrage nicht zu den zurückliegenden Vorfällen äußern. Konkrete Probleme mit religiösen Extremismus seien derzeit nicht bekannt, hieß es. Dominik Rossbach, interkultureller Koordinator an der Stadtteilschule Stellingen, sagte, er wisse nur von einem Fünftklässler aus salafistisch-orientiertem Elternhaus. „Wir sind in Kontakt, Missionierung spielt da keine Rolle“, so der Religionslehrer. Auf Dialog und Aufklärung setzen auch die anderen Schulen. „Wir nutzen die religiöse und kulturelle Vielfalt unserer Schüler, um sie für die Mitgestaltung der Gesellschaft zu stärken. Dadurch versuchen wir, eine islamistische Dominanz zu verhindern“, sagte Christian Lenz, Leiter des Kurt-Körber-Gymnasiums.