Die Hamburger verbrauchen immer weniger Wasser. Was der Natur nützen soll, kann jetzt richtig teuer werden. Der städtische Versorger muss Millionen dafür aufwenden, um die Wasserleitungen funktionstüchtig zu halten.

Der verantwortungsbewusste Umgang mit Wasser könnte die Hamburger teuer zu stehen kommen. Weil der Verbrauch an Trinkwasser in den vergangenen zwanzig Jahren um fast ein Viertel gesunken ist, schlägt das städtische Unternehmen „Hamburg Wasser“ jetzt Alarm. Sollte der Rückgang anhalten, würde der „betriebliche Mehraufwand“ für die Bereitstellung von frischem Wasser steigen, sagt der Sprecher des Unternehmens, Ole Braukmann, dem Abendblatt. Das könnte sich mittelfristig in höheren Grundpreisen niederschlagen.

Derzeit werden in Hamburg pro Einwohner täglich rund105 Liter Trinkwasser verbraucht. Im Vergleich mit anderen Bundesländern steht die Hansestadt damit sehr gut da. Bundesweit liegt der durchschnittliche tägliche Wasserverbrauch bei 123 Liter pro Person. Trotzdem sinkt der Wasserverbrauch in der Hansestadt pro Person im Jahr um durchschnittlich 0,5 Prozent. Verbesserte Technik, zum Beispiel bei Waschmaschinen oder Geschirrspülern, ist der eine Grund. „Zum anderen ist durch langjährige Werbung das Wassersparen nach wie vor stark in den Köpfen der Menschen verankert“, sagte Braukmann. „Auch wenn die ursprünglichen Gründe für die Wassersparbemühungen weggefallen sind.“

Hält diese Entwicklung an, werden die Kosten bei „Hamburg Wasser“ steigen. So wachse die Gefahr, dass Wasser zu lange in den Leitungen stehe, bevor es beim Kunden aus dem Hahn fließe, sagte Braukmann. Derzeit verweile Trinkwasser maximal 48 Stunden im Netz. „Sparen die Leute mehr Wasser, verlängert sich dieser Wert.“ Dann müssten durch ein Spülen der Leitungen oder einen verstärkten Einsatz von Chlor die Bildung von Keimen im Trinkwasser verhindert werden. Im vergangenen Jahre seien rund 18.000 Kubikmeter Wasser eingesetzt worden, um Rohre zu spülen, sagte Braukmann.

Beim Abwasser hat das Unternehmen das Problem, dass die Kanalisation als sogenannte Schwemmkanalisation angelegt wurde. „Das heißt, dass Frischwasser nach seinem Gebrauch in die Abwasserrohre fließt und dort als Transportmedium fungiert“, erklärte Braukmann. „Fließt zu wenig Wasser, drohen Geruchsbelästigungen, Ablagerungen und Verstopfungen.“ Um diese zu vermeiden, müssten Leitungsabschnitte zusätzlich mit Wasser gespült werden.

Bereits jetzt komme es zu Geruchsbelästigungen. „Wir haben in unserem Netzbetrieb dafür eine spezielle Abteilung“, sagte Braukmann. Die Aufwendungen für diese Abteilung lagen im vergangen Jahr bei 550.000 Euro. Mittel für Investitionen seien darin nicht enthalten. „Allein die Abluftbehandlungsanlage am Jungfernstieg, die dafür sorgt, dass es bei Trockenwetter rund um die Binnenalster nicht zu unangenehmen Gerüchen kommt, hat 1,15 Millionen Euro gekostet.“

Grundsätzlich hält auch das Unternehmen den sorgsamen Umgang mit Wasser für sinnvoll. Allerdings führt ein geringer Wasserverbrauch nicht automatisch zu einer Reduzierung der Nebenausgaben in den Haushalten. Lediglich 20 Prozent der Wasserkosten werden durch Wasser verursacht. 80 Prozent gelten als Fixkosten, die auch anfallen, wenn der Wasserverbrauch sinkt. Eine Verkleinerung der Trinkwassernetzes sei nicht möglich, sagte Braukmann. Der Grund: Das Netz müsse auf „enorme Schwankungen“ ausgelegt sein, um selbst im Hochsommer die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Derzeit liegt die mittlere Tagesförderung bei 300.000 Kubikmetern Wasser.

Hinzu kommt, dass der deutliche Anstieg der Wohnnebenkosten in den vergangenen zehn Jahren überwiegend auf die explodierenden Energiepreise zurückzuführen ist. Die Kosten für Wasser und Sielnutzung stiegen dagegen nur entsprechend der Inflationsrate. „Hamburg Wasser“ zählt in der Hansestadt rund 670.000 Haushalte und Firmen zu seinen Kunden. Zu Hamburg Wasser gehören die HWW (Wasserversorgung) und die HSE (Stadtentwässerung).