Sein kleiner Sohn hat Leukämie: NDR-Posaunist Dan Gottshall gibt am Donnerstag im Docks ein Benefizkonzert für das Hamburger Kinderkrebs-Zentrum. Auch Stefan Gwildis tritt dort auf.

St. Pauli. Viermal Fieber in zwei Monaten, immer gleich drei Tage lang, das ist viel zu viel für jeden Menschen. Erst recht für ein Kind von drei Jahren. Als der kleine Max Gottshall, das jüngere Kind der Musiker Dan und Angela Gottshall, am 27. November 2012 schon wieder dieses hohe Fieber bekam, dazu Schmerzen in den Beinen, ging die Mutter mit ihm ins UKE. Zwei Tage später stand die Diagnose fest: Blutkrebs.

Dünner Trost unter all den Tränen: Max war von der bei Kindern am häufigsten vorkommenden Art betroffen, der Akuten Lymphoblastischen Leukämie (ALL). Wird die Krankheit früh erkannt und konsequent behandelt, liegt die Heilungschance bei 80 Prozent.

Anderthalb Jahre sind seit der Diagnose vergangen, und dank einer umfangreichen Therapie sieht es sehr gut aus für Max. So gut, dass Vater Dan Gottshall, Lead-Posaunist des NDR Bigband, jetzt den Kopf frei hat und auch die Energie dafür, sich mit einem Benefizkonzert bei der Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg e.V. zu bedanken, deren Hilfsangebote auch Max sehr zugute kamen. Am heutigen Donnerstag konzertiert Gottshall im Docks unter dem Titel „Knack den Krebs“ mit seiner Band und ein paar guten Freunden: der Sängerin Joscheba, der NDR Bigband und Hamburgs Souljazzbrother No. 1, Stefan Gwildis.

„Das war ganz unkompliziert mit Stefan Gwildis“, erzählt Gottshall. „Wir waren ja im Januar und Februar mit ihm und seinem Programm ‚Das mit dem Glücklichsein‘ auf Tournee. Irgendwann hab ich meinen Mut zusammengenommen und ihn einfach gefragt, ob er mitmachen würde. Er hat kurz in seinen Kalender geschaut und als er sah, dass es ging, hat er sofort zugesagt.“

Die Künstler treten ohne Gage auf, und das Docks verlangt keine Miete

Nicht nur Gwildis tritt ohne Gage auf; alle beteiligten Musiker verzichten auf Honorar, ebenso der NDR, der die Technik stellt. Auch das Docks wird für den Abend keine Miete in Rechnung stellen. „So können wir alle Einnahmen an die Fördergemeinschaft weitergeben“, sagt Gottshall. Die Karten kosten 25 Euro, Beginn ist um 20 Uhr.

Ein schwerkrankes Kind, das verändert das Leben der ganzen Familie. Immer wieder Untersuchungen, Chemos, Kontrollen, MRTs. In den Phasen, wo Max Tag und Nacht im Krankenhaus bleiben musste, wechselten sich Angela und Dan Gottshall ab, auch weil beide weiterhin für ihr größeres Kind Clara, heute sieben, präsent bleiben wollten.

Wer im Umkreis betroffener Familien den Satz „unser Kind hat Krebs“ hört, hält oft unwillkürlich Abstand. Schnell bildet sich um die engsten Angehörigen ein unsichtbarer Wall, gebaut aus berechtigter Vorsicht und einfach Angst. Und die Familie baut zwangsläufig mit. Schnell ist sie da, die Isolation.

„Sieben Wochen habe ich damals beim NDR pausiert“, erinnert sich Dan Gottshall. „Als ich das erste Mal wieder zum Dienst kam, saß ich mit zitternden Händen im Auto auf dem Parkplatz. So nervös war ich, wieder unter Menschen zu kommen.“ Er hat dann bei einer Bigband-Aufnahme gleich ein Solo spielen müssen. Und hörte dabei eine Musik aus sich herauskommen, die „irgendwie anders“ war. Besser, tiefer. Freier.

Die Fördergemeinschaft unterstützt die Station des UKE mit Sachmitteln und auch mit Personal. Und das ist ein Segen. Selbst an Tagen, an denen es ihm richtig schlecht ging, habe ihr Max auf das Musikmachen mit dem Musiktherapeuten Gerd nicht verzichten wollen, erzählt Angela Gottshall, die als Sopranistin jahrelang im NDR Chor gesungen hat. Auch eine Kunsttherapeutin ist für die Kinder da. Beide Stellen hat der Förderverein geschaffen.

Seit vergangenen Mai ist Max aus der Intensivtherapie heraus. Zu Hause muss peinlich genau die Stunde der Medikamentengabe eingehalten werden, auch die Hygienestandards sind notgedrungen hoch. Max darf vor allem kein Fieber kriegen. Im Mai soll der nah beim Herzen implantierte Port herausgenommen werden, über den er seine Medikamente bekommt. Patienten dürfen ihn mit nach Hause nehmen. Vielleicht vergräbt Max seinen im Garten.