Laut Ansicht von Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks sollten Opfer von Behandlungsfehlern unbürokratische Hilfe erhalten. Intransparenz sei größter Feind der Patientensicherheit.

Mehr Pflegepersonal in Kliniken kann nach Ansicht des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS) Behandlungsfehler vermeiden helfen. „Je weniger Pflegekräfte im Einsatz pro Patient sind, desto mehr Fehler passieren durch Überlastung“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende Prof. Hartmut Siebert am Donnerstag bei einem Kongress zur Patientensicherheit in Hamburg. Jeder Schaden durch eine Behandlung führe aber nicht nur zu menschlichem Leid, sondern auch zu höheren Kosten für das Gesundheitssystem.

Die personelle Ausstattung in den Kliniken sei „nicht in Ordnung“, sagte die Vorsitzende des Aktionsbündnisses, Hedwig François-Kettner. „Sie muss dringend unter die Lupe.“ Kliniken seien „Hochrisikoeinrichtungen“, täglich komme es dort zu sogenannten unerwünschten Ereignissen wie etwa Stürzen, Druckgeschwüren durch Wundliegen oder Infektionen bis hin zu einer Blutvergiftung. Zahlen wollte das Bündnis nicht nennen.

Bis heute gebe es aber keine gesetzlich vorgesehene umfassende Dokumentation und Auswertung von Behandlungsfehlern, kritisierte Siebert. Bei den Daten, die etwa der Medizinische Dienst der Krankenkassen oder die ärztlichen Gutachter- und Schlichtungsstellen vorstellten, handele es sich eher um „Stichproben“. Damit sei eine Ursachenanalyse nur teilweise möglich – nur damit ließen sich aber Konzepte zur Vermeidung künftiger Fehler entwickeln.

Entschädigung „lückenhaft“

Die Entschädigung von Opfern medizinischer Behandlungsfehler ist nach Ansicht von Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) lückenhaft. Oft könne nicht mit ausreichender Sicherheit nachgewiesen werden, dass ein Behandlungsfehler tatsächlich die Ursache für einen gesundheitlichen Schaden ist. Vor Gericht sei es sehr schwierig, Schadenersatzansprüche durchzusetzen.

Patienten sollten daher mit einem steuerfinanzierten Härtefallfonds – ausgestattet mit 100 Millionen Euro auf Bundesebene – unbürokratische Hilfe erhalten, forderte Prüfer-Storcks. Der Fonds sollte nach ihrer Vorstellung nur dann einspringen, wenn herkömmliche haftungsrechtliche Ansprüche nicht greifen.

Prüfer-Storcks sprach sich auch für eine neue Fehlerkultur aus: „Der offene Umgang mit Fehlern ist ein Kern der Patientensicherheit, Intransparenz ihr größter Feind.“ Zu häufig werde noch danach gefragt, wer schuld sei – statt sich darauf zu konzentrieren, wie ein Fehler künftig verhindert werden könne. Die Senatorin hält anonyme Fehlermeldesysteme in Krankenhäusern und Arztpraxen für notwendig.

Erstmals wurden bei dem Kongress drei Projekte mit dem Deutschen Preis für Patientensicherheit ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 19 500 Euro dotiert. Der erste Preis ging an die Diakonie Düsseldorf für ein Projekt zu Wechselwirkungen von Medikamenten bei älteren Bewohnern im Pflegeheim.