Verhandlungen im Rathaus: Sozialdemokraten wollen dem Elternbündnis ein Angebot machen. Initiative fordert die flächendeckende Einführung von G9 an allen Gymnasien.

Hamburg. Das Ringen um einen Kompromiss zur Einführung des längeren Wegs zum Abitur an den Gymnasien (G9) geht in die entscheidende Phase: Die SPD-Fraktion und die Vertreter der Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“ haben am gestrigen Mittwoch vereinbart, dass am nächsten Treffen in einer Woche Schulsenator Ties Rabe (SPD) teilnehmen soll. Nach Informationen des Abendblatts will die SPD-Seite dann auch erstmals einen Kompromissvorschlag zur Einführung von G9 vorlegen.

Darum geht es: Die Initiative fordert die flächendeckende Einführung von G9 an allen Gymnasien, wobei den Schulen die Möglichkeit eröffnet werden soll, parallel auch den schnelleren Weg (G8) weiterhin anzubieten. Im Prinzip lehnen alle fünf Bürgerschaftsfraktionen G9 an Gymnasien ab. Ein wichtiger Grund ist, dass die Stadtteilschulen G9 bereits anbieten. Sollte dieses Alleinstellungsmerkmal wegfallen, wird befürchtet, dass noch mehr Eltern ihre Kinder aufs Gymnasium schicken.

In den Verhandlungen zwischen SPD-Fraktion und der Initiative sollen Möglichkeiten einer Einigung ausgelotet werden, um so ein Volksbegehren und eventuell einen Volksentscheid zu vermeiden. Rund zweieinhalb Stunden saßen SPD-Fraktionschef Andreas Dressel und SPD-Schulpolitiker Lars Holster sowie G9-Initiatorin Mareile Kirsch und vier ihrer Mitstreiter im Rathaus zusammen.

Dabei wurde deutlich, dass die Vorschläge zur Entlastung von G8 am Gymnasium, die Rabe in der vergangenen Woche präsentiert hatte, auf keine Gegenliebe bei der Volksinitiative stoßen. Die G9-Befürworter legten einen Vorschlag des niedersächsischen Philologenverbandes vor, der zunächst die Einführung von G9 in den Klassenstufen 5, 6 und 7 schon zum nächsten Schuljahr vorsieht. Niedersachsen hat die Rückkehr zu G9 an Gymnasien bereits beschlossen.

Nach dem Vorschlag des Philologenverbandes soll für die Unterstufe eine Obergrenze von 30 Wochenstunden gelten. Darüber hinausgehende Stunden, die jetzt noch bei G8 anfallen, werden auf die höheren Klassen verteilt. „Wir wären froh, wenn wir mit dem niedersächsischen Modell auch in Hamburg starten würden“, sagt Kirsch. Probleme beim Schulbau wegen eines zusätzlich unterzubringenden Jahrgangs sieht die Initiativensprecherin nicht. „Bis vor dreieinhalb Jahren hatten wir G9 ja noch am Gymnasium. Die Räume sind doch noch da“, sagt Kirsch. Sie rechnet auch nicht mit einem verstärkten Zulauf von Schülern zum Gymnasium, der zusätzliche Räume erfordern würde. „Das ist ein Szenario, das nur Angst und Schrecken verbreiten soll.“

Die SPD-Seite hat sich noch nicht zum niedersächsischen Modell geäußert. „Wir sehen uns das erst mal an. Wir sind bei den Verhandlungen noch nicht voll in die inhaltliche Diskussion eingestiegen“, sagt Dressel. Zwei heikle Punkte bleiben: Die Initiative lehnt es derzeit ab, die Frist für Verhandlungen über den 30. April hinaus zu verlängern. Grund: Dann würde ein eventuelles Volksbegehren in die Herbstferien fallen. Um aber mit einem Kompromiss die Bürgerschaft zu erreichen, müssen sich die Verhandler sputen. Die letzte Sitzung vor dem 30. April findet am 9. und 10. April statt. Außerdem lehnt die Initiative bislang den Wunsch der SPD ab, die anderen Fraktionen in die Gespräche einzubeziehen. „Uns ist erst mal an Einzelgesprächen mit den Fraktionen gelegen“, sagt Kirsch.