Schon 15 Bewohner sind ausgezogen, um Platz für geplante Flüchtlingsunterkunft zu machen. In einer Onlinepetition fordert die Luthergemeinde auf, darzulegen, warum die Gesundheitsbehörde der Schließung zustimmte.
Hamburg. Erst war es die schlechte Auslastung und die Unwirtschaftlichkeit, jetzt führt eine Sprecherin von Pflegen &Wohnen dem Abendblatt gegenüber auch die marode Bausubstanz und die „ungeeignete Gebäudestruktur“ des Pflegeheims Lutherpark als Begründung für dessen geplante Schließung an.
„Hier wird ein Argument nach dem anderen hervorgeholt“, sagt Bärbel Dauber von der evangelischen Luthergemeinde Bahrenfeld. Sie protestiert dagegen, dass die Senioren aus dem Heim vertrieben werden. Wie berichtet, soll das Gebäude an Fördern und Wohnen übergeben und für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden.
Sowohl Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) als auch Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) hatten Pflegen & Wohnen aufgefordert, den Senioren bei der Suche nach einer alternativen Unterbringung zu helfen und keinen Druck auf sie auszuüben. Dennoch sind bereits 15 der 148 Bewohner ausgezogen.
„Sie haben Angst, keine Auswahl mehr zu haben, wenn immer mehr Bewohner nach einer neuen Bleibe suchen“, sagt Jörg-Peter Scholtz, dessen demenzkranke Mutter seit zwei Jahren im Lutherpark wohnt. Er macht die Politik für die Misere verantwortlich, in der die Senioren und ihre Angehörigen derzeit stecken. „Trotz 1700 freier Plätze für Senioren in Hamburg ist es schwer, eine Alternative zu finden. Die Heime sind entweder teurer, weit weg, haben eine Warteliste oder keine Einzelzimmer.“ Es sei untragbar, dass man den alten Leuten hier plötzlich das Sicherheitsnetz wegziehe. Skeptisch mache ihn, dass Jan Pörksen, Staatsrat der Sozialbehörde, im Aufsichtsrat von Fördern und Wohnen sitzt – „also genau der Institution, die das Heim jetzt für ihre Zwecke haben will“, sagt Scholtz. Pflegen & Wohnen teilte dem Abendblatt mit, dass der Lutherpark abgerissen und neu gebaut werden müsste, um ihn als Pflegeheim weiter zu betreiben. „Das kann ich als Architekt nicht nachvollziehen“, sagt Scholtz.
Auch Bärbel Dauber von der Kirchengemeinde ist misstrauisch. „Es kann nicht sein, dass der Zustand eines Gebäudes plötzlich so erschreckend ist, dass innerhalb von zwei Monaten alle ausziehen müssen“, sagt sie. In einer Onlinepetition fordert die Luthergemeinde die Senatoren Prüfer-Storcks und Scheele auf, darzulegen, warum die Gesundheitsbehörde der Schließung zustimmte. Eine Standortgarantie hätte Pflegen & Wohnen die Schließung des Heims nämlich erst 2017, zehn Jahre nach der Privatisierung, erlaubt.