Nach dem Bühnenunfall findet am Sonnabend endlich die Beiers Premiere der „Rasenden“ statt - mit sieben Stunden Länge ein Mammutprojekt.

Hamburg. Das lange Warten hat ein Ende: Mit zwei Monaten Verspätung nach einem Bühnenunfall kann die neue Intendantin Karin Beier am Sonnabend (18. Januar) endlich das große Haus am Hamburger Schauspielhaus eröffnen. Auf dem Programm steht ihr siebenstündiger Antiken-Marathon „Die Rasenden“. Er verbindet die fünf Tragödien „Iphigenie in Aulis“, „Die Troerinnen“ (beide von Euripides), Aischylos’ Stücke „Agamemnon“ und „Die Eumeniden“ aus seiner Trilogie „Die Orestie“ sowie Hugo von Hofmannsthals „Elektra“ miteinander. „Der Erwartungsdruck ist noch mal gestiegen. Wir müssen versuchen, den zu ignorieren und abzuschütteln“, hatte Beier im Vorfeld gesagt.

Die Tragödien erzählen vor dem Hintergrund des trojanischen Krieges Geschichten aus dem griechischen Geschlecht der Atriden. Das Mammut-Projekt ermöglicht es Karin Beier, ein Großteil des neuen Ensembles vorzustellen: Götz Schubert spielt den griechischen König Agamemnon, der seine Tochter Iphigenie (Anne Müller) opfert, um in den Krieg gegen die Trojaner zu ziehen. Nach seiner Rückkehr aus Troja wird er deswegen von seiner Frau Klytämnestra (Maria Schrader) umgebracht, die ein Verhältnis mit Ägisth (Markus John) eingegangen ist. Den Gattenmord wiederum rächt ihr Sohn Orest (Carlo Ljubek), indem er seine Mutter umbringt, die Rolle der Elektra hat Gaststar Birgit Minichmayr übernommen.

Wer möchte, kann die Inszenierung auch an zwei Einzelabenden sehen, aufgeteilt in „Die Troerinnen“ und „Die Orestie“. Am Donnerstag (23. Januar) hat Shakespeares „Sturm“ in der Inszenierung der polnischen Regisseurin Maja Kleczewska Premiere, die Hauptrolle des Prospero hat Josef Ostendorf übernommen. Am Wochenende 31. Januar/1. Februar zeigt der südafrikanische Multimedia-Künstler William Kentridge seine „Drawing Lessons“, am 6. Februar Karin Henkel den ersten Teil „Schuld“ von Dostojewskis „Schuld und Sühne“ mit Lina Beckmann und Charly Hübner. Am 8. Februar feiert „Die Ballade vom Fliegenden Holländer“ in der Regie von Sebastian Baumgarten Premiere.

Bei Sanierungsarbeiten war am 22. Oktober der eiserne Schutzvorhang, der den Bühnen- und Zuschauerraum voneinander abgrenzt, aus bislang ungeklärter Ursache nach oben geschnellt. Parallel dazu hatten die Gegengewichte den Bühnenboden teilweise durchschlagen. Bei dem Unfall wurde niemand verletzt. Die für den 15. November 2013 geplante Eröffnungspremiere musste jedoch verschoben werden. Das mehr als 100 Jahre alte Schauspielhaus wurde seit mehr als einem Jahr umfassend saniert. Unter anderem wurde die veraltete Bühnenmaschinerie für 16,5 Millionen Euro erneuert.