Die neue Schauspielhaus-Intendantin Karin Beier hebt mit „Die Glasmenagerie“, „Der Gott des Gemetzels“ und „Hiroshima-Salon“ gleich drei Hamburger Premieren in den Malersaal

Die große Bühne des Schauspielhauses harrt bedingt durch die Bauarbeiten noch bis Mitte Januar der Bespielung. Neu-Intendantin Karin Beier hebt darum kleinere Produktionen, die sich in Köln im Repertoire bewährt haben, in den Malersaal-Spielplan. Am 12.Dezember feiert „Die Glasmenagerie“ von Tennessee Williams Hamburger Premiere. Die Familiengeschichte um eine Mutter, die mit Sohn und Tochter auf sich allein gestellt irgendwie versucht, einen Fetzen vom Glück zu erhaschen, hat der junge Regisseur Sebastian Kreyer in einen grellbunten Trailerpark verlegt.

In einem Wohnwagen, gespickt mit allerlei Camping-Schrott, versucht Mutter Amanda, gespielt von Anja Lais, ihren richtungslos herumjobbenden und von einer Dichterexistenz träumenden Sohn Tom als Ersatzernährer in die Pflicht zu nehmen. Während sich die leicht verkrüppelte und arg verschüchterte Tochter Laura vor der Außenwelt und möglichen männlichen Begehrlichkeiten ins Polieren ihrer Glasfiguren flüchtet. Eigentlich geht es bei allen dreien um ein verfehltes, versickerndes Leben, aus dem Regisseur Kreyer offenbar grelle Funken zu schlagen weiß, die zumindest in Köln das Publikum hingerissen haben.

Die Hausherrin selbst wiederum legt am 18. Dezember mit der Hamburger Premiere von Yasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“ einen Theaterhit auf. Das Stück zählt seit 2006 zu den meistgespielten auf deutschsprachigen Bühnen. Die Versuchsanordnung offenbart zwei Ehepaare, scheinbar kultiviert, deren elfjährige Söhne sich als brutale Schläger entpuppen.

Das angestrebte Versöhnungstreffen soll der Aufarbeitung dienen, schafft jedoch womöglich schlimmere Eskalationen zwischen den Ehegatten. Für den nicht nur verbalen Schlagabtausch versammelt Beier mit Anja Lais, Maria Schrader, Markus John und Michael Wittenborn vier ausgewiesene Komödienkönner, die die recht klinisch angelegte Bühne dicht am Zuschauer bespielen und nach und nach in ein Schlachtfeld verwandeln.

Ensemblemitglied Sachiko Hara wiederum lädt erstmals in Hamburg am 15. Dezember zu ihrem erprobten „Hiroshima-Salon“. Seit 209 lässt sie sich darin in einem Mix aus Performance, Vortrag und Unterhaltungsshow über ihre japanische Heimat aus. Für die Hamburger Premiere berichtet Hara, flankiert von einigen Überraschungsgästen, von Reisen nach Hiroshima und Fukushima und ihren Erfahrungen und Begegnungen mit Überlebenden der jeweiligen nuklearen Katastrophen. Außerdem liest sie aus dem Theaterstück von Hisashi Inoue, „Little Boy – Big Taifoon“. Für einen glanzvollen Abend muss es ja keineswegs immer die ganz große Bühne sein.

„Die Glasmenagerie" Premiere Do 12.12., 20.00, „Hiroshima-Salon“ Premiere So 15.12., 20.00

„Der Gott des Gemetzels" Premiere Mi 18.12.,

Malersaal im Schauspielhaus (U/S Hbf.), Karten 18,- bis 22,- unter T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de