Das Abendblatt stellt in einer Serie vor, was in den sieben Hamburger Bezirken für das kommende Jahr geplant ist. Im zweiten Teil geht es um den Bezirk Wandsbek.
Wandsbek. Der rot-grün regierte Bezirk Wandsbek setzt auch 2014 den Wohnungsbau an die erste Stelle seiner Prioritätenliste. An zweiter Stelle steht die öffentliche Unterbringung von Wohnungslosen. Der Bezirk hat, gemessen an seiner Größe, in der Vergangenheit weniger Flüchtlinge aufgenommen als andere. Das soll sich ändern. Weitere wichtige Themen sind die Entwicklung der Zentren von Steilshoop und Bramfeld, der Grünzug „Hohenhorst Park“ und die nächsten Wahlen zur Bezirksversammlung am 25. Mai 2014.
Wohnungsbau: Gemäß dem „Vertrag für Hamburg“ hat sich Wandsbek gegenüber dem Senat verpflichtet, 1100 neue Wohneinheiten zu genehmigen. Ein Neubau von vier Mehrfamilienhäusern mit rund 120 Wohneinheiten ist an der Straße Wöschenhof (Tonndorf) beim Studio Hamburg geplant. Der Vorbescheidantrag ist erteilt, Gespräche mit Investoren laufen, und der Bau kann Mitte 2014 starten. In Eilbek soll ein Planungsworkshop mit Bürgern die Proteste gegen die Anweisung aus dem Senat abfedern: Auf der Basis von 60 Wohnungen plus Kita soll der Bezirk weiterplanen, hatte der Senat verfügt. Viele Eilbeker wollen das Dreieck zwischen Hasselbrookstraße, Papenstraße und Peterskampweg grün belassen. An der Jenfelder Au entstehen 770Wohnungen. Im Brauhausviertel hinter der Wandsbeker Chaussee ist der Bebauungsplan fertig, das Amt hofft auf (wohnungs-)bauwillige Investoren im vormals dem Gewerbe vorbehaltenen Areal. Auch am Elfsaal in Jenfeld und in der Farmsener August-Krogmann-Straße entstehen große Projekte. Besonders in Farmsen-Berne ist viel Platz: Das Berufsförderungswerk hat Grundstücke verkauft, und die Pflegeeinrichtung von Pflegen und Wohnen gegenüber wird kleiner, insgesamt entstehen in den nächsten Jahren rund 750 Wohnungen nahe dem Bahnhof Farmsen.
Um Flüchtlinge muss Wandsbek sich mehr bemühen: Der Bezirk hat im Verhältnis zu seiner Größe in der Vergangenheit zu wenige aufgenommen. 2014 soll sich dies ändern. Derzeit sind 1650 Plätze für Flüchtlinge und Wohnungslose belegt. Folgende Standorte werden geprüft oder schon aufgebaut: Am Volksdorfer Grenzweg (170 Plätze) und an der Litzowstraße (110 Plätze) werden im ersten Quartal 2014 Unterkünfte eröffnet, an der Rahlstedter Straße werden 130 Plätze geschaffen, an den Bahngärten die Einrichtung von 50 Notplätzen geprüft. Über die Standorte wird die Sozialbehörde entscheiden. In Bergstedt hat sich ein Förderverein gegründet, dessen 90 Mitglieder den Bewohnern des Heims am Volksdorfer Grenzweg etwa mit Sprachunterricht und Hilfe bei Behördengängen das Leben leichter machen wollen.
Im Zentrum von Steilshoop (Gropiusring 43) soll der „Campus Steilshoop“ das alte Schulzentrum ersetzen, nachdem es abgerissen worden ist. Anfang des Jahres wird der Architektenwettbewerb entschieden, dann geht es in die Feinplanung des 35-Millionen-Euro-Projekts und die weitere Diskussion mit den vielen Betroffenen. Gebaut wird zwar frühestens 2015, aber im kommenden Jahr werden viele Weichen gestellt werden. Zugleich wird in direkter Nachbarschaft der Neubau von Wohnungen auf frei werdenden Schulflächen geplant. Denn die Schule am See zieht in den Campus um, und die Schulerweiterungsflächen neben dem alten Schulzentrum werden nicht mehr benötigt, weil die Schule in Steilshoop insgesamt schrumpft. Als Folge dieser Umwälzungen werden auch die Sportplätze des Tennis- und der beiden Fußballvereine zum Teil renoviert oder sogar verlegt werden müssen. Die Lärmprobleme, die sich daraus ergeben und die alle Sportanlagen lahmlegen könnten, sind noch ungeklärt. Denn mit der „Ertüchtigung“ bestehender Sportanlagen gelten plötzlich strengere Lärmgrenzwerte: Die von den Anlagen ausgehende Belastung muss halbiert werden. Steilshoop ist Teil des Rahmenprogramms Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) in Hamburg. Die Hälfte der Kosten für städtische Baumaßnahmen trägt der Bund. Die andere Hälfte muss die Stadt aufbringen. Schafft sie das nicht, verfällt die Geldzusage des Bundes.
Auch Hohenhorst im Stadtteil Rahlstedt ist in dieses Programm aufgenommen worden. 2014 geht es vor allem um den zentralen Grünzug im Stadtteil. Im mittleren Teil des „Hohenhorst Parks“ sollen der Blaue Garten, Bolzplätze und Spielfelder sowie neue Wege entstehen. Der Rodelberg wird neu modelliert und eine Rasenarena angelegt. 690.000 Euro soll das alles kosten.
Am Meiendorfer Spitzbergenweg gibt es Neubaupläne für das kleine Einkaufszentrum. Nach ersten Entwürfen sollen die bis kurz vor den Penny-Markt reichenden Ladenzeilen abgerissen werden. Der Edeka-Markt soll auf 2400 Quadratmeter Verkaufsfläche erweitert werden, darüber sollen bis zu 120 Wohnungen entstehen. Derzeit sind fünf Etagen plus Staffelgeschoss angedacht, weite Teile der Erdgeschossflächen sollen Parkraum werden. Trotz der massiven Leerstände würden weitere Geschäfte verschwinden.
Der Ostpreußenplatz vor dem Bahnhof Wandsbek-Gartenstadt soll renoviert werden. Die Planungswerkstatt mit Bürgern ist angelaufen, das Geld bereits zurückgestellt.
Am Saseler Markt hakt es beim Verkehrskonzept rund um die Geschäfte und die Wochenmarktfläche. Der Konsens droht zu zerbrechen, weil die Parkplatzfrage aus Sicht der Einzelhändler ungelöst ist. Die Bezirksversammlung hat die Senatsbehörden gebeten, auf dem Saseler Markt zunächst zwischen der Einmündung Kunaustraße und der Kehre einen „verkehrsberuhigten Geschäftsbereich“ einzurichten und die Höchstgeschwindigkeit auf 10 km/h zu begrenzen.
Für die neue Linie S4 soll im Sommer die Kosten-Nutzen-Analyse vorgelegt werden. Sie entscheidet über den Fortgang der Planungen für die zwei neuen Gleise zwischen den Bahnhöfen Hasselbrook und Ahrensburg. Der Bürgerprotest formiert sich. Vom „Lärmschutz Rahlstedt“ hat sich eine radikalere Gruppe abgespalten, die den Güterverkehr nicht durch Rahlstedt, Tonndorf und Wandsbek hindurch, sondern um Hamburg herum führen will und deshalb die S-4-Planung komplett ablehnt.
In Bramfeld steht das Geld für die Sanierung des Forsthauses und des Kulturzentrums Brakula bereit. Eine neue Kulturinsel kann entstehen. Dahinter sollen am Leeschenblick Wohnungen gebaut werden. Die Dorfpassage zwischen dem neuen Marktplatz und dem Bramfelder Dorfplatz wird 2014 in konkrete Planung gehen. Die Verhandlungen mit den Investoren stehen vor dem Abschluss. Mit dem Bau von Dorfpassage und Kulturinsel wird auch die Neugestaltung des Bramfelder Dorfplatzes Thema. Sie ist Teil der Rahmenplanung für ein schlüssiges Gesamtkonzept im Kern des Stadtteils Bramfeld.
Das Museumsdorf Volksdorf soll erweitert werden. Mit dem Bau einer Handwerkerhalle samt Lager soll es gelingen, die historischen von den modernen Reparaturwerkstätten zu trennen und so wieder authentisch das alte Leben um 1900 zu zeigen. Eine alte Stellmacherwerkstatt für die Wagenräder der Kutschen soll neu dazukommen.
Im Ortszentrum Volksdorfs nimmt der Parkplatzmangel zu. Mit der Sanierung der Ohlendorffschen Villa entstehen nebenan drei neue Häuser mit großen Luxuswohnungen – auf der Fläche von gut 50 Parkplätzen im Ortskern, die vorwiegend von Ladeninhabern und Angestellten genutzt wurden. Die Interessengemeinschaft der Geschäftsleute sucht alternative Stellflächen und hofft, ein kleines Parkhaus bauen zu können.
Die Jugendhilfe im Bezirk Wandsbek wird umorganisiert. Bis auf die „Hilfen zur Erziehung“, auf die Eltern einen gesetzlichen Anspruch haben, werden alle Projekte aus der Zuständigkeit des Jugendamts genommen und in das „Fachamt Sozialraum-Management“ geschoben. Die rechtlichen Folgen sind den freien Trägern der Jugendhilfe und den Sozialpolitikern unklar. Sie befürchten, dass das Amt gegenüber dem Jugendhilfeausschuss weniger Berichtspflichten haben wird. Dann ginge vor allem der offenen Kinder- und Jugendhilfe der wichtigste Lobbyist verloren. Sie leidet seit Einführung der Hilfen zur Erziehung unter Honorarkürzungen und Stellenstreichungen. Das Haus der Jugend in Volksdorf etwa verliert 2014 eine von drei Stellen und startet mit einem freien Träger neu.
Der Wahlkampf hat in den Ausschüssen schon begonnen. Jeder Wahlberechtigte hat am 25. Mai fünf Stimmen, die er auf bis zu fünf Kandidaten für die Bezirksversammlung verteilen oder einem einzigen geben kann. Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff: „Es wird spannend, wie sich die Wahlbeteiligung entwickeln wird. 2014 dürfen auch 16-Jährige ihre Stimme abgeben. Der Volksentscheid zum Netzerückkauf hat gezeigt, dass dies rege genutzt wurde.“