Das Einkaufzentrum am Spitzbergenweg soll einem Neubau mit Läden und 120 Wohnungen weichen. Alle begrüßen den Neuanfang, aber für viele Läden wird kein Platz mehr sein, und der Entwurf ist recht massiv.

Meiendorf. Das kleine, eingeschossige Einkaufzentrum am Meiendorfer Spitzbergenweg soll abgerissen und neu gebaut werden. Das plant der neue Grundstückseigner „Profilia GmbH & Co KG“. Auf den drei Grundstücken zwischen der Wiese an der Ecke Wildschwanbrook bis kurz vor den Penny-Markt am Spitzbergenweg sollen auf insgesamt 13.000 Quadratmetern die Läden erneuert, der bestehende Edekamarkt auf 2400 Quadratmeter Verkaufsfläche zeitgemäß vergrößert und bis zu 120 Wohnungen gebaut werden. Die SPD begrüßte die Pläne.

„Nachdem Aldi einen Kilometer weiter an die Meiendorfer Straße gezogen ist, hat das Einkaufzentrum am Spitzbergenweg einen Magneten verloren“, sagte der Rahlstedter SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter, „jetzt wird es zeitgemäß erweitert.“ Er lobte ausdrücklich auch den geplanten Wohnungsbau in den Obergeschossen. Wie die 120 Wohnungen auf dem Grundstück möglich werden sollen, ist noch offen. Die Profilia sprach von einem „Zielkorridor“. Angedacht sind drei bis acht Geschosse, der erste Vorentwurf hat fünf Stockwerke plus Staffelgeschoss. Im Rücken des kleinen „Einkaufstreffs Spitzbergenweg“ stehen die massiven Punkthäuser der Saga-GWG-Siedlung, gegenüber überwiegend eingeschossige Einzelhäuser.

Die Mieter in den kleinen Geschäften sind in Unruhe. Christiane Schröter vom Friseursalon: „Wir wissen nicht, wo wir hin sollen, ob wir wiederkommen können und wie hoch die Miete dann sein würde.“ Christiane Schröter zieht aus. Sie macht in Tonndorf ein Kosmetikstudio neu auf. Rahim Schabani, Sprecher des Einkaufstreffs, betreibt den Zeitschriften und Tabakwarenladen vorn an der Straße. Er bleibt. Auch, weil er einen zweiten Laden beim Aldi an der Meiendorfer Straße hat. „Mit den Mietern ist nichts geregelt. Uns wurde gesagt, dass erst nach einer Baugenehmigung verhandelt wird.“ Ähnliches war aus der Apotheke von Christina Gloyer zu hören. Allerdings läuft ihr Mietvertrag noch zehn Jahre.

Profilia plant derzeit mit einem neu anzusiedelnden Getränkemarkt, einer Drogerie und einer Apotheke. Auch mit einem der drei Gastronomen sei bereits gesprochen worden. Doch trotz Sanierungsstaus und der erheblichen Leerstände am Spitzbergenweg übersteigt die Zahl der Geschäfte bei weitem das, was Profilia an Läden plant. Es seien „nicht alle integrierbar“, sagt Profilia-Geschäftsführer Helmut Kreft. Weite Teile der Erdgeschossflächen werden Parkplätze. Kreft zeigte sich überaus kompromissbereit: „ Wir haben nur einen ersten groben Entwurf gemacht, alles kann geändert werden.“ Mit dem Vermieter des Penny-Marktes werde noch verhandelt, sagte Kreft. Will auch er verkaufen, würden die Pläne entsprechend erweitert.

Profilia soll einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan erstellen. Wenn alles glatt läuft, wird er Ende 2016 Gesetz. Unmittelbar danach soll der Bau starten. Die Geschäftsleute vor Ort sehen die Entwicklung grundsätzlich positiv. „Der Bedarf ist da“, sagte Schabani. Er verwies auf zwei Altenheime, die Schule, die Kita und die große Saga-GWG-Siedlung in unmittelbarer Nachbarschaft. An der Meiendorfer Straße, die im letzten Jahr mit der Straßenerneuerung und der Sanierung des Hofgebäudes erheblich gewonnen hat, gebe es nicht genug Ladenflächen. „Wir brauchen eine Perspektive für die Läden am Spitzbergenweg“, sagte Schabani. Die Vermieter und die Stadt haben seit Jahren nicht mehr investiert.

Trotzdem stieß der Entwurf auf ein zwiespältiges Echo im Bezirk Wandsbek. CDU-Fraktionschef Eckard Graage sprach von einem „erschreckenden Baukörper. So massiv und hoch wollten wir eigentlich nicht mehr bauen, wenn das Umfeld belastet ist. Über Jahre hat es am Wildschwanbrook und im Saga-Hochhaus Probleme mit Drogen und Kriminalität aller Art gegeben.“ Linken-Stadtplaner Rainer Behrens nannte die Planung „unsensibel für einen Außenbezirk. Das sieht ja aus wie am Hammer Steindamm.“ Auch die Grünen monierten den Entwurf als zu hoch und zu massiv. SPD-Fraktionsvize Rainer Schünemann: „Dass eine Bebauung von fünf Geschossen plus Staffel zu einem Kriminalitätsschwerpunkt führt, ist natürlich absurd.“ Die Pläne dürften „nicht schlecht geredet“ werden. Es gehe darum für den normalen Mittelstand Wohnungen in erschwinglicher Lage zu schaffen. „Damit erreichen wir eine gute soziale Durchmischung.“

Profilia sagte eine Überarbeitung der Entwürfe zu. Die Wandsbeker rot-grüne Koalition stellte den Eigentümern der Einzelhäuser am Spitzbergenweg in Aussicht, auf den im Schnitt 1000 Quadratmeter großen Grundstücken von etwa 70 Meter Tiefe eine rückwärtige Bebauung zuzulassen. „Wir würden das Plangebiet entsprechend erweitern, wenn die überwiegende Mehrheit der Anwohner am Spitzbergenweg das so will“, sagte Schünemann. Anwohner Frank Poels nahm das Angebot an: „Wir werden jetzt ein Schreiben aufsetzen und in der Nachbarschaft die Stimmung abfragen.“