Ein Gutachten sah Potenzial für 270 bis 320 Wohnungen in der Hegholt-Siedlung. 158 davon stehen jetzt im Wohnungsbauprogramm des Senats. Anwohner protestieren und berufen sich auf Ex-Senator Thomas Mirow.

Bramfeld Die Bramfelder waren sehr früh mit ihrem Protest. Das Gutachten zu möglichen Nachverdichtungen im Bezirk hatte sie alarmiert, weil es in der Hegholt-Siedlung Potenzial für 270 bis 320 Wohnungen ausgemacht hatte. „Das macht uns schlaflose Nächte“, sagte Heinz Gentzen (88) im Wandsbeker Planungsausschuss. Verschattungen, mehr Verkehr und ein altes Versprechen führte er ins Feld, um vor allem der SPD die Lust am Bauen zu nehmen. „Wir sollen zusammengepfercht werden wie die Legehennen“, sagte Gentzen, sprach von „Unterdrückung“ und beschwor die „Unantastbarkeit der Menschenwürde“.

Die Bramfelder Bürgerinitiative Hegholt applaudierte, die SPD wehrte ab. Es gebe gar keine konkreten Pläne für irgendwelche Bauvorhaben, der Grundstückseigner Saga habe bisher keinerlei Interesse am Bauen bekundet, sagte der stadtplanungsploitische Sprecher der SPD-Bezirksfraktion, Rainer Schünemann. „Die Gutachter haben bloß Möglichkeiten aufgezeigt, keine Pläne unterbreitet.“ Die CDU wollte das nicht gelten lassen und verwies darauf, dass die Flächen am Hegholt ins Wohnungsbauprogramm des Senats aufgenommen worden seien. Von den bis zu 320 laut Gutachter möglichen Wohnungen immerhin 158. „Das machen die ja nicht nur zum Spaß“, sagte der stadtplanungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Philip Buse.

Senator Thomas Mirow hat uns aber versprochen, dass bei uns nicht mehr nachverdichtet wird“, sagte Gentzen. Der frühere Stadtentwicklungssenator habe nach einer Ortsbegehung im August 1997 in Gentzens Wohnzimmer gestanden und zugesichert, dass nach dem Neubau der Altenwohnungen an der Haldesdorfer Straße Schluss sei mit Nachverdichtungen in der Siedlung Hegholt. Dieses Versprechen wollte die SPD weder in Zweifel ziehen noch erneuern.

„Wann entscheiden Sie denn nun?“, fragte Gentzen. „Es gibt nichts zu entscheiden“, sagte Schünemann. „Es geht nur um Potenziale. Es gibt keinen Investor und keine Baupläne.“ Linken-Stadtplaner Rainer Behrens: „Formal hat Schünemann recht, aber in der Realität läuft es natürlich anders“. Claus-Thomas Heins, CDU, verwies darauf, dass „die Saga GWG dem Senat versprochen hat, Wohnungen zu bauen. Und bei der Saga werden solche Gutachten gelesen.“ Die Saga GWG wollte auf Abendblatt-Anfrage keine Auskunft über etwaige Neubau-Ambitionen in der Siedlung geben. Entschieden reagierte die FDP. Fraktionsvize Helga Daniel: „Wir lehnen jede Nachverdichtung am Hegholt ab.“