In Hamburg ist die Suche nach einer passenden Bleibe für Studierende so schwer wie sonst nur in München. Grund dafür sind laut einer aktuellen Studie unter anderem fehlende Wohnheim-Kapazitäten.
Hamburg/Berlin. In Hamburg haben es Studenten so schwer wie in fast keiner anderen deutschen Stadt, eine Bleibe zu finden. Nur in München ist die Lage noch angespannter. Das geht aus einer aktuellen Studie des Berliner Immobilienentwicklers GBI AG hervor, der den studentischen Wohnungsmarkt an 81 deutschen Hochschulstandorten zum Wintersemester 2013/14 untersucht hat.
In der Hansestadt erreicht der Anspannungsfaktor demzufolge 72 von 100 möglichen Punkten. In München beträgt er 76 Punkte. „Das ist ein extrem hoher Wert“, sagte Stefan Brauckmann von der GBI. Der Leiter der Studie bewertet die Lage als sehr kritisch: „Da sind zusätzliche Angebote auf dem Wohnungsmarkt dringend notwendig, um die Situation zu entschärfen.“ Je höher die Punktezahl der Städte, desto größer sei der Handlungsbedarf.
Hohe Nachfrage besonders an Medizin-Standorten
Als Gründe für die angespannte Lage auf dem studentischen Wohnungsmarkt nennen die Macher der Studie die allgemein steigende Studierfreudigkeit, doppelte Abitur-Jahrgänge in einigen Bundesländern und fehlende Wohnheim-Kapazitäten in den jeweiligen Städten. In Hamburg, München oder Frankfurt - die hessische Großstadt landet mit 70,5 Punkten auf Platz drei des Rankings - komme von fast allen Einflussfaktoren maximaler Druck auf. In ihrer Verzweiflung seien Studenten bereit, auch für ein kleines, unkomfortables Zimmer in einer WG überdurchschnittlich viel zu zahlen.
Analyst Brauckmann sieht die ersten rund 25 Städte des Rankings mit einer Punktezahl von mehr als 50 im kritischen Bereich. Hier würden Angebot und Nachfrage bezüglich kleiner Appartements so spürbar auseinander driften, dass auch in Zukunft ein deutlicher Mangel herrschen werde. „Vor allem die Exzellenz- und andere renommierte Universitäten verzeichnen eine nachhaltige hohe Nachfrage, insbesondere wenn dort auch medizinische Studiengänge angeboten werden“, sagte Brauckmann. Am Anfang des Rankings stehen vor allem die großen Metropolen, doch bereits ab Platz 5 sind auch klassische Universitäts-Standorte in mittelgroßen Städten wie Heidelberg (62 Punkte), Konstanz (57,5 Punkte), Freiburg (56,5 Punkte) oder Tübingen (54 Punkte) gelistet.
Kiel und Bremen können „kurzfristig kritisch“ werden
Norddeutsche Hochschulstädte finden sich erst unterhalb der 50-Punkte-Marke wieder. So landet Kiel auf Platz 20 (41 Punkte), Bremen auf Platz 22 (40 Punkte) und Hannover auf Platz 25 (37 Punkte). In diesem Bereich müsse die Situation auf dem Wohnungsmarkt für Studierende aufgrund einiger riskanter Faktoren genau im Auge behalten werden. „Kurzfristig mögliche Entwicklungen können dafür sorgen, dass der Anspannungsfaktor schnell in den kritischen Bereich steigt“, heißt es.
Dass es aber sogar Großstädte mit einer wenig angespannten Lage gebe, zeigen der Studie zufolge etwa Bochum, Dortmund oder Leipzig. Zwar sei nicht garantiert, dass jeder Student sofort seine Traum-Wohnung am gewünschten Standort finde, doch bezogen auf den nationalen Vergleich sei die Lage „relativ unproblematisch“, heißt es. Außerdem sei dort ein entsprechend niedriges Mietniveau zu verzeichnen, von durchschnittlich meist weniger als sechs Euro pro Quadratmeter. Auch Flensburg und Rostock zählen zu dieser Gruppe.
Die Studie der GBI AG hat neben der Höhe sowie Entwicklung der Mieten 22 weitere Einflussfaktoren auf den studentischen Wohnungsmarkt berücksichtigt. Dazu gehören etwa die Leerstandsquoten, die Zahlen in- und ausländischer Studierender sowie der Erstsemester, deren monatliche Einnahmen, die Altersstruktur der Bewohner einer Stadt, dortige Zu- und Wegzüge, die Entwicklung von Neuvermietungen, die Attraktivität einer Universität unter jungen Leuten, das Angebot und die Nachfrage bei bestimmten Wohnungsgrößen, studentischen Wohngemeinschaften oder Wohnheimen.