Der Hafendienstleister Robert Eckelmann will Containerschiffe in Hamburg innovativ mit Strom versorgen und gibt dafür 15 Millionen Euro aus. Er baut ein schwimmendes Kraftwerk.

Hamburg. Lange hat er im Verborgenen geplant. Jetzt steht sein Projekt: Der Hamburger Unternehmer Robert Eckelmann will die schwarzen Abgaswolken der Containerschiffe aus dem Hafen verbannen. Dazu hat er ein schwimmendes Kraftwerk konzipiert, dass die Handelsschiffe während ihrer Liegezeit im Hafen mit Strom versorgen soll. Dieses Kraftwerk wird mit umweltschonendem flüssigen Erdgas betrieben und pustet damit wesentlich weniger Schadstoffe in die Luft als die Dieselmotoren der Schiffe. Der Strom wird über eine Kabelverbindung vom Kraftwerk zu den Schiffen transportiert.

Im zweiten Quartal 2014 will Eckelmann mit dem Bau anfangen. Rechtzeitig zur Welthafenkonferenz in Hamburg im Juni 2015 soll das Schwimmkraftwerk die Arbeit aufnehmen. Die Kosten für das Projekt betragen 15 Millionen Euro. Als Partner für die elektrische Technik hat Eckelmann den Weltkonzern Siemens gewonnen. Zudem haben erste Reeder angekündigt, ihre Schiffe mit Anschlüssen für eine externe Stromversorgung ausstatten zu wollen. So hat Eckelmann Grundsatzvereinbarungen, sogenannte Letters of Intent, mit Hapag-Lloyd und Hamburg Süd geschlossen, die beabsichtigen, ihre Schiffe aufzurüsten. Zusätzliche Einsatzmöglichkeiten ergeben sich aus einer deutsch-chinesischen Vereinbarung, nach der eine umweltfreundliche, grüne Schiffsverbindung zwischen Shanghai und Hamburg aufgebaut werden soll. Das Potenzial sieht der Hafenmanager bei etwa 250 Einsätzen pro Jahr.

„Ich glaube, dass wir bei der Energieversorgung der Schiffe in den kommenden Jahren einen Technologiesprung erleben werden. Hamburg sollte hier eine Vorreiterrolle übernehmen“, sagt Eckelmann. Befördert sieht er das Thema durch die wachsende Diskussion über die Luftverschmutzung in den Häfen. „Bisher wird nur der Schadstoffausstoß der Kreuzfahrtschiffe kritisiert. Wir haben es aber mit einem grundsätzlichen Problem zu tun, das alle Schiffe betrifft“, so Eckelmann.

Wer sollte diesen Technologiesprung anschieben, wenn nicht er? Seit 1865 ist der Name Eckelmann mit dem Hafen verbunden, und immer wenn Neuerungen eingeführt wurden, war die Familie treibende Kraft: Roberts Vater Kurt brachte den Container nach Deutschland und baute in den 1960er-Jahren innerhalb kurzer Zeit das bedeutendste und heutzutage einzige privatwirtschaftliche Containerterminal Deutschlands, Eurokai, auf, das heute von Sohn Thomas geleitet wird. Dessen Bruder Robert erfand das Containertaxi für schnelle Umfuhren im Hafen und bietet mit seiner Gruppe über den Transport hinaus zahlreiche Dienste zur Schiffsreinigung, Abfallentsorgung und zum maritimen Umweltschutz an.

Die Idee zum schwimmenden Kraftwerk mit dem Namen E-Power-Barge kam ihm in der Wirtschaftskrise. „Damals war im Hafen weniger los und auch die Containertaxis waren unterbeschäftigt. Ich überlegte, was ich mit den Fahrzeugen machen kann“, erinnert sich Eckelmann. Von dort war es nicht mehr weit zu dem Gedanken, die Schuten mit durch Flüssiggas angetriebene Motoren zur Stromerzeugung auszustatten, damit die Schiffe im Hafen ihre eigenen Dieselmotoren abstellen können. Rußpartikel und Schwefeloxide (SOx) würden dann praktisch gar nicht mehr in die Luft gepustet. Die Emission von Stickoxiden (NOx) würde sich um bis zu 80 Prozent, der Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid um 25 Prozent verringern.

Von der Idee zur Umrüstung der Containertaxis hat sich Eckelmann derweil längst verabschiedet. Aber er hat innerhalb seiner Holding eine Tochterfirma namens Greenplug (zu deutsch: Grüner Stecker) gegründet, welche die E-Power-Barge in Zusammenarbeit mit Det Norske Veritas entwickelt hat. Geschäftsführer von Greenplug ist Agnus Cassens. „Die neue Barge wird 50 Meter lang und zwölf Meter breit. Auf ihr werden Austauschcontainer mit dem Flüssigerdgas gelagert sowie mehrere Gasmotoren installiert. Diese können mit einer Leistung von vier Megawatt auch Kreuzfahrtschiffe versorgen“, sagt er. Dazu hat Eckelmann inzwischen eine Vereinbarung mit TUI Cruises getroffen, die ihre Schiffe im Hafen mit externem Strom versorgen wollen.

Eine weitere Barge will das Hamburger Unternehmen Becker Marine Systems in Zusammenarbeit mit dem Kreuzfahrtunternehmen Aida auf den Markt bringen. „Unser Projekt ist aber anders konzipiert“, so Cassens. Im Gegensatz zur Konkurrenz soll Eckelmanns Barge mit einem eigenen Antrieb ausgestattet sein und überall im Hafen herumfahren können. Das schwimmende Kraftwerk kann die Schiffe auch von der Wasserseite aus mit Energie versorgen. Dazu wird die Schute mit einem Sicherheitsabstand im Grund des Hafenbeckens verankert. Eine Barge reicht laut Eckelmann aber nicht: „Wir sehen allein in Hamburg das Potenzial für fünf weitere E-Power-Barges.“ Doch das hänge davon ab, wie schnell die Reeder ihre Schiffe umrüsten.