Der deutsche Marktführer der Kreuzfahrtanbieter, Aida Cruises, will seine Schiffe mit einem neuen System zur Abgasreinigung ausstatten. Die Abgase der Schiffe sollen dadurch von Schadstoffen fast völlig befreit werden.
Hamburg. Erst vor wenigen Wochen bezeichnete der Naturschutzbund (Nabu) die Reederei als den schlimmsten Umweltverschmutzer unter den Kreuzfahrtbetreibern. Jetzt holt Aida Cruises zum Gegenschlag aus. Am Donnerstag kündigte das Unternehmen an, als weltweit erster Anbieter umfassende Abgasreinigungsanlagen in seine Schiffe einzubauen. Aida greift dazu auf neuartige Technologien zurück, die innerhalb des Mutterkonzerns, der Carnival Gruppe, entwickelt worden sind. Den Anfang machen die beiden Luxusliner der Hyperion-Klasse, die derzeit in Japan gebaut werden und ab 2015 in Betrieb gehen. Aber auch die bereits fahrende Flotte (derzeit zehn Schiffe) soll nach und nach mit dem neuen Filtersystem ausgerüstet werden.
„Wir investieren in den kommenden drei Jahren 100 Millionen Euro in den Umweltschutz“, erklärte die Aida-Umweltdirektorin Monika Griefahn, früher Greenpeace-Aktivistin und von 1990 bis 1998 SPD-Umweltministerin in Niedersachsen. „Mit der bislang einzigartigen Technologie können wir erstmals alle drei Emissionen, nämlich Rußpartikel, Stickoxide und Schwefel, aus den Abgasen der Schiffe filtern.“ Dazu erhält die Anlage einen Katalysator zur Bindung der Stickoxide, einen Rußpartikelfilter sowie einen Wäscher zur Minderung der Schwefeloxide. Der Schadstoffausstoß soll so um 90 bis 99 Prozent reduziert werden.
Aida erfüllt damit die strengeren Umweltauflagen, die ab 2015 in Nord- und Ostsee gelten. Danach dürfen Schiffe nur leichteren Treibstoff mit einem Schwefelgehalt von maximal 0,1 Prozent verwenden oder müssen ihre Abgase reinigen. Zudem reagiert der Marktführer der deutschen Kreuzfahrt-Anbieter auf die anhaltende Kritik an der Branche insgesamt. Kreuzfahrtschiffe fahren in der Regel mit Schweröl, das bei der Verbrennung giftige Substanzen freisetzt. Selbst bei der Liegezeit im Hafen, wo die Stromversorgung über Dieselmotoren geschieht, werden unentwegt Schadstoffe in die Luft gepustet. Deshalb werde die ganze Flotte auch mit Landstromanschlüssen ausgestattet, kündigte Griefahn weiter an.
Im Hamburger Hafen soll mit einem Jahr Verspätung 2014 dann auch die LNG Hybrid Barge als Alternativkonzept in Betrieb genommen werden. Dabei handelt es sich um ein schwimmendes Kraftwerk für Flüssigerdgas (LNG), das der Hamburger Schiffszulieferer Becker Marine Systems entworfen hat. Die Schute wird an das Kreuzfahrtschiff herangeschleppt und versorgt dieses per Kabel mit Strom. Die beiden Aida-Schiffe, die ab 2015 auf Fahrt gehen, werden mit Dual-Fuel-Motoren ausgestattet, die sowohl Schiffsdiesel als auch Erdgas verbrennen können. Diese könnten während ihrer Liegezeit im Hafen die Stromversorgung auch direkt über Erdgas sicherstellen.
Der Umweltverband Nabu, der Aida in seinem jüngsten Ranking der umweltfreundlichsten Kreuzfahrer an die letzte Stelle gesetzt hat, zeigte sich von den Ankündigungen beeindruckt: „Wir werden uns das Konzept sehr genau ansehen. Wenn das alles wie versprochen kommt, handelt es sich in der Tat um einen Meilenstein“, sagte Malte Siegert, Hamburger Umweltexperte des Nabu. „Damit zeigt sich, dass unsere Kampagne für saubere Kreuzfahrtschiffe etwas bewirkt.“ Jetzt seien die Mitbewerber gefragt, es Aida gleich zu tun.