Dächer abgedeckt, Nahverkehr gestört und Chaos in der Stadt: Das Orkantief Christian zieht über den Norden und sorgt für viel Ärger. In Hamburg fallen Teile der U-Bahn bis zum nächsten Morgen aus.
Hamburg/Kiel. Sturm-Chaos im Norden: Das Orkantief Christian sorgt zu Wochenbeginn für viel Wirbel in Hamburg und ganz Norddeutschland. In der Hauptsache zieht das Tief Christian über die Nordsee in Richtung Skandinavien und streift dabei Hamburg eigentlich nur. Das reicht aber aus, um große Schäden und Verwüstungen zu verursachen. Der Überblick des Tages:
Sturm hält Stader Feuerwehr und Polizei in Atem
Die Sturmböen, die am Montagnachmittag über den Landkreis Stade zogen, richteten hohe Schäden an und sorgten für eine Vollbeschäftigung von Feuerwehr und Polizei, Straßenmeistereien, Bauhöfen und Forstverwaltung. Insgesamt mussten etwa 500 Einsätze durch Feuerwehr und Polizei abgearbeitet werden. Dabei hatten hauptsächlich Bäume dem Sturm nicht standgehalten und waren in Gärten, auf Straße und Häuser sowie fahrende und geparkte Autos gestürzt. Dächer wurden abgedeckt, Dachziegel flogen durch die Gegend, Verkehrs- und Werbeschilder kippten sowie Gerüste drohten umzustürzen. Teilweise mussten ganze Straßenstrecken für die Zeit der Bergungs- und Aufräumarbeiten voll gesperrt werden.
Allein auf der Bahnstrecke von Harburg nach Cuxhaven waren an sieben Stellen Bäume auf die Gleise und die Oberleitungen gestürzt und hatten so den Bahnverkehr komplett lahmgelegt. Dies führte zu erheblichen Behinderungen im Nahverkehr und zu langen Wartezeiten für die Pendler, die aus Hamburg nach Hause wollten. Teilweise brauchten sie mehr als vier Stunden für die Rückfahrt. Durch Glück im Unglück gingen alle Vorkommnisse bis auf geschätzte Sachschäden in Höhe von mehreren hunderttausend Euro glimpflich aus, verletzt wurde bei den Sturmschäden niemand. Einzelne Einsätze dauerten bis in die späten Abendstunden an.
Elbwasser erreicht nur Fischauktionshalle
Die erste Sturmflut in diesem Herbst ist in Hamburg glimpflich verlaufen. Die Elbe schwappte am Montagabend in St. Pauli nur wenige Zentimeter hoch über die Kante und erreichte lediglich die Fischauktionshalle.
Das Wasser stieg in St. Pauli auf 1,74 Meter über dem mittleren Hochwasser, wie ein Sprecher des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sagte. Erwartet worden waren Pegelstände um bis zu zwei Meter über dem mittleren Hochwasser. Berichte über Hochwasser-Schäden lagen der Polizei nicht vor.
Drei Tote in Norddeutschland
Der erste schwere Herbststurm hat am Montag drei Todesopfer in Norddeutschland gefordert. In Flensburg wurde ein Mann von einem umgestürzten Baum erschlagen, teilte die Polizei mit. In der Nähe von Oldenburg in Holstein starb eine 66-Jährige, als sie von einer fast drei Meter hohen Mauer aus Kalksandstein verschüttet wurde. In Niedersachsen wurde eine Autofahrerin wurde in ihrem Wagen von einem umstürzenden Baum bei Schortens (Kreis Friesland) erschlagen. Orkanböen wirbelten durch weite Landstriche und über Inseln. Auf Juist wurden Rekordwerte von 170 Stundenkilometern gemessen.
Straßenverkehr in Hamburg normalisiert sich
Die Lage auf Hamburgs Straßen entspannt sich am Abend langsam. Der Verkehr staute sich nach Angaben der Verkehrsleitzentrale noch auf der Amsinckstraße, der Esplanade in Richtung Stephansplatz und auf der Ludwig-Erhard-Straße. Bis 22 Uhr sollte sich die Lage jedoch normalisiert haben. Auch der Stau auf der A1 zwischen Maschen und dem Kreuz Südost hat sich gegen 20 Uhr aufgelöst.
Hamburgs Feuerwehr rechnet mit mehr als 2000 Extra-Einsätzen
Bis 19 Uhr hatte die Feuerwehr Hamburg mit allen verfügbaren Kräften rund 1400 Einsätze gefahren, und hatte zu diesem Zeitpunkt 500 weitere offene Einsätze ausstehen. Ein Sprecher rechnete fest damit, dass die Schallmauer von 2000 Einsätzen am Montag durchbrochen wird. Zusätzlich zu diesen 2000 Extra-Einsätzen kommen die rund 700 Einsätze, die die Hamburger Feuerwehr an einem normalen Tag ausführt.
Verletzte wurden bei der Feuerwehr auch am Abend noch nicht registriert. Der Sprecher schätzt, dass zwischen 70 und 80 Prozent aller Einsätze des Tages auf umgestürzte Bäume oder herunterfallende Äste zurückzuführen sind.
Lübecker Beamten im Dauereinsatz
Das Orkantief „Christian“ über Deutschland erreichte am Nachmittag auch die Hansestadt Lübeck. Im gesamten Stadtgebiet war die Feuerwehr Lübeck mit den vier Wachen und 19 freiwilligen Feuerwehren, dem THW und dem DRK im Einsatz.
Insgesamt wurden 140 Einsätze durch 185 Einsatzkräfte abgearbeitet. Den schwersten Einsatz gab es in der Straße „Am Neuhof“. Dort erfasste ein umstürzender Baum eine 57-jährige Frau, die lebensgefährlich verletzt wurde. Vier parkende Autos verhinderten noch schlimmeres und hielten einige Last des Baumes von der Frau ab.
Frau wird bei Oldenburg von Mauer erschlagen
Das Orkantief „Christian“ hat am Montag ein zweites Todesopfer in Schleswig-Holstein gefordert. Eine 66-jährige Frau wurde in Göhl bei Oldenburg in Holstein von einer umstürzenden Mauer erschlagen, wie die Polizei mitteilte. Sie hatte zusammen mit ihrem Mann im Garten heruntergefallene Äste aufgesammelt, als sie von der fast drei Meter hohen Mauer aus Kalksandstein verschüttet wurde. Der Notarzt habe nur noch den Tod der Frau feststellen können. Zuvor war in Flensburg ein Mann von einem Baum erschlagen worden.
Auch in Lübeck-St. Lorenz traf ein umstürzender Baum eine Frau. Die 57-Jährige wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Ihr Zustand sei kritisch, teilte die Polizei weiter mit.
Im Thalia Theater ist zunächst kaum jemand da
Abendblatt-Kulturchefin Maike Schiller meldet sich aus dem Zuschauerraum des Thalia Theaters: „Sitze im Thalia, wo die Vorstellung "König Lear", ein Gastspiel der Münchner Kammerspiele im Rahmen des Hamburger Theaterfestivals, nicht los geht. Weil kaum Zuschauer da sind - wegen der Verkehrssituation. Thema im Foyer: Sturm, nichts anderes. Festivalchef Niko Besch in seiner Ansage: "Fast hätte uns Shakespeares 'Sturm' einen Strich durch die Rechnung gemacht." Alle sind zusammengerückt, um die leeren Plätze zu füllen.“ Später kamen noch viele, aber eben sehr verspätet. Die Vorstellung fing schließlich eine halbe Stunde später an.
U-Bahnen bleiben über Nacht gesperrt
In einer abschließenden Meldung gibt die Hochbahn bekannt, dass die U1 den Betrieb zwischen Volksdorf und Großhansdorf/Ohlstedt heute nicht mehr wieder aufnehmen wird. Der Ersatzverkehr mit Bussen bleibt über Nacht bestehen. „Wir gehen davon aus, dass der Betrieb ab morgen zum Betriebsstart auch hier wieder läuft“, heißt es von einer Sprecherin.
Gleiches gilt für die U3 zwischen Schlump und Kellinghusenstraße - sie steht über Nacht still und soll am Morgen wieder befahrbar sein.
Rekordzeiten in der Innenstadt
Betroffene Verkehrsteilnehmer berichten von wahnsinnigen Fahrzeiten rund um den Stephansplatz: 41 Minuten von der Laeiszhalle bis zum Cinemaxx Dammtor mit dem Auto und rund 30 Minuten vom Grindel bis zum Stephansplatz mit dem Bus.
Verkehrsleitzentrale: „Ganze Stadt dicht“
Die Verkehrsleitzentrale hat derzeit alle Hände voll zu tun. Beinahe im gesamten Hamburger Stadtbereich gibt es derzeit stockenden Verkehr - von der Innenstadt bis in die Außenbezirke. Die Autobahnen sind vom Verkehrschaos weitaus weniger betroffen und auf den meisten Strecken in und um Hamburg rollt der Verkehr. Nur auf der A1 in Richtung Norden - zwischen Maschen und dem Kreuz Südost - staut sich der Verkehr momentan auf bis zu 10 Kilometern.
„Beängstigende Situation“ auf Sylt
Erinnerungen an den zerstörerischen Sturm „Anatol“ 1999 wurden wach. Damals seien es 180 Stundenkilometer gewesen, sagte die Sylter Bürgermeisterin Petra Reiber, nun bis zu 160. „Das ist schon eine beängstigende Situation.“ Sie habe ihren eigenen Mitarbeitern anheimgestellt, nach Hause zu gehen. Es seien Bäume, Bänke und Fahrräder umgestürzt, Dachteile herabgerissen worden, Strom ausgefallen, das Telefonnetz teilweise zusammengebrochen. „Und die Luft ist nicht mehr klar“, getrübt von Sand und Unrat, „trüb wie bei Nebel, eine sehr schlechte Sicht“.
Situation am Flughafen normalisiert sich
Nach dem Durchzug des Orkantiefs „Christian“ hat sich der Verkehr auf dem Hamburger Flughafen am Montagabend wieder etwas entspannt. Seit 17.15 Uhr werden Passagiere wieder abgefertigt, sagte eine Sprecherin. Geschätzt 1500 Fluggäste mussten auf dem Vorfeld an Bord von 15 Flugzeugen zweieinhalb Stunden ausharren. Die Kapitäne entschieden sich aus Sicherheitsgründen, ihre Maschinen nicht zu öffnen. Mehrere Flüge nach Hamburg wurden den Angaben zufolge aufgrund des Orkans gestrichen.
Borkum und Helgoland: 191 km/h Windgeschwindkeit
„Christian“ raste mit einer Geschwindigkeit von bis zu 173 Stundenkilometern über den Norden. Der Spitzenwert wurde in St. Peter-Ording (Nordfriesland) gemessen. Dort flogen sogar Strandkörbe durch die Luft. Das ARD-Wetterstudio maß eigenen Angaben zufolge sogar einen neuen Rekord bei Windgeschwindigkeiten für Norddeutschland. Die Stationen auf Borkum und Helgoland-Oberland hätten am Nachmittag jeweils 191 Stundenkilometer verzeichnet, teilte ein Sprecher vom zuständigen Unternehmen Bavaria Film aus München mit.
„Langsamfahrten auf Sicht“ der Metronom-Züge
Auch der Metronom kann seinen Zugverkehr nicht komplett aufrechterhalten. Es wird versucht, einzelne Züge auf einzelnen Streckenabschnitten zu fahren. Dabei handelt es sich dabei um „Langsamfahrten auf Sicht“. Die Strecken Hamburg - Cuxhaven und Lüneburg - Uelzen sind noch komplett gesperrt.
Fortschritte bei der U1: Strecken wieder frei
Die Erkundungsfahrten der Hochbahn brachten ein positives Ergebnis: Die U1 in Richtung Norderstedt-Mitte fährt wieder durch. Bis Volksdorf ist die U1 wieder freigegeben. Die U3 zwischen Schlump und Kellinghusenstraße ist hingegen weiter gesperrt. „Hier bitte einfach den Ring in die andere Richtung fahren“, teilt die Hochbahn mit.
Zug in Nordfriesland entgleist
Bei Bredstedt im Kreis Nordfriesland ist am Montag ein Zug der Nord-Ostsee-Bahn gegen einen vom Sturm umgestürzten Baum gefahren. Eine Achse des Zuges auf der Strecke zwischen Husum und Westerland sei aus dem Gleis gesprungen, teilte die Bundespolizei mit. 60 Fahrgäste mussten die Bahn verlassen. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) waren im Einsatz, ebenso der Notfallmanager der Deutschen Bahn.
Alles steht: Verkehrkollaps in der Innenstadt
Die Bahnsteige sind gerammelt voll, auf den Straßen steht der Verkehr völlig still. In der Hamburger Innenstadt geht nichts mehr, an vielen Orten bewegt sich der Verkehr kaum. Gerade im Berufsverkehr machen sich die Behinderungen besonders stark bemerkbar.
Passagiere zwei Stunden in S-Bahn gefangen
Eine S-Bahn ist am Bahnhof Diebsteich auf einen Baum gefahren und die Äste hatten sich unter dem Triebwagen verkeilt. Daraufhin steckte der Zug fest, die Fahrgäste konnten nicht aussteigen. Nach zwei Stunden konnten die Einsatzkräfte dem Wagen endlich wieder zur Weiterfahrt verhelfen.
Gefahr durch Bäume: Friedhof Ohlsdorf gesperrt
Aufgrund des Sturms wurden auf dem Ohlsdorfer Friedhof einige Bäume entwurzelt. Um Personenschäden zu vermeiden, werden die Friedhöfe Ohlsdorf, Öjendorf, Volksdorf und Wohldorf ab 15.20 Uhr für den Verkehr ganz gesperrt. Ausfahrende Fahrzeuge können den Friedhof verlassen, die Zufahrten werden gesperrt.
Lage im Bus-Verkehr bleibt „sehr angespannt“
Die Hamburger Hochbahn berichtet noch immer von einer „sehr angespannten Situation“ im Busverkehr. Dieser war am Nachmittag im gesamten Großbereich der Stadt beeinträchtigt. „Durch Äste und Bäume auf den Straßen gibt es in der ganzen Stadt Staus. Dadurch kommt es zu Verspätungen bis zu einer halben Stunde“, sagte eine Hochbahn-Sprecherin.
Fast 1000 zusätzliche Feuerwehreinsätze
Update der Feuerwehr Hamburg: Mittlerweile rückten die Beamten bis 18 Uhr rund 950-mal zusätzlich aus. Ein Ende ist für die Einsatzkräfte noch nicht in Sicht.
Dach des Ernst-Deutsch-Theaters beschädigt
Am Nachmittag wurde die Feuerwehr zu einem Großeinsatz in Mundsburg gerufen. Rund 100 Quadratmeter des Daches des Ernst-Deutsch-Theaters sind durch die Windböen angehoben worden und umgeschlagen. Die Feuerwehr konnte das Dach aber absichern, so dass nichts auf die Straße stürzte. Der Bereich um das Gebäude wurde weiträumig gesperrt. Der Verkehr rund um die Hamburger Meile war stark beeinträchtigt.
U3 wieder unterbrochen, Hoffnung für die U1
Da ein Baum droht, auf die Strecke der U3 zwischen Schlump und Kellinghusenstraße zu stürzen, ist der Verkehr auf diesem Streckenabschnitt wieder unterbrochen. Fahrgäste in Richtung Barmbek müssen vom Schlump aus in die andere Richtung fahren. Kurz nach 18 Uhr will die Hochbahn wieder erste Erkundungsfahrten auf den betroffenen Streckenabschnitten der U1 beginnen und hofft, die Bahn ab ca. 18.30 Uhr wieder voll einsetzen zu können. Die Internetseite des HVV liegt derzeit komplett lahm.
Sturm fordert bislang zwei Todesopfer
Im heftigen Sturm über Schleswig-Holstein ist ein Mann in Flensburg von einem Baum erschlagen worden. Näheres war zunächst nicht bekannt. Wie die Polizei mitteilte, waren 70 Beamte und Retter in der Fördestadt im Einsatz. Somit waren die Berufs- und alle Freiwilligen Feuerwehren alarmiert. Über Flensburg wütete der Sturm nach Angaben der Stadt mit Windstärke 12.
Auch in Niedersachsen forderte der erste schwere Herbststurm ein Todesopfer. Auf einer Landstraße bei Schortens sei ein Baum auf das Auto einer in Richtung Jever fahrenden Frau gestürzt, teilte ein Polizeisprecher mit. Die Fahrerin sei an der Unfallstelle gestorben.
Halle über Schwimmbad in Neumünster eingestürzt
Heute nachmittag ist die Traglufthalle, die das 50m Freibad im Winter überspannt und für den Schwimmunterricht der Schulen in Neumünster und dem Training der Vereine dient, vom Orkan zerstört worden. Die starken Winde haben einen Riss in der Außenhaut verursacht und das Dach zum Einstürzen gebracht. Menschen befanden sich nicht in der Halle. Die Traglufthalle wurde generell ab einer Windstärke von sechs gesperrt. Genutzt wird sie während der Wintermonate ausschließlich für den Schul- und Vereinssport in Neumünster.
Hamburger Flughafen kommt teilweise zum Erliegen
Bis zu 1300 Fluggäste haben am Montag wegen des Orkantiefs „Christian“ lange in ihren gelandeten Maschinen auf dem Hamburger Flughafen ausharren müssen. Um 14.45 Uhr musste die Abfertigung wetterbedingt eingestellt worden, sagte eine Flughafen-Sprecherin. Zeitweise standen deshalb bis zu 15 Flugzeuge auf dem Vorfeld. Dort war ein Arbeiten nicht mehr möglich. „Die Kapitäne entschieden sich gegen das Öffnen der Maschinen“, sagte die Sprecherin weiter. Wenn die Luken der Flugzeuge aufgingen, sei die Sicherheit der Passagiere nicht mehr garantiert. Wie viele Menschen genau an Bord betroffen waren, stand zunächst nicht fest. Der Flughafen schätzte, dass sich die Lage gegen Abend entspannen würde. Mehrere Flüge nach Hamburg seien aufgrund des Orkans gestrichen worden. Zudem wurde mit Verspätungen bei den Abflügen von Hamburg gerechnet.
Keine Züge zwischen Hamburg und Schwerin
Orkanartige Böen bis Stärke zwölf haben am Montagnachmittag den Bahnverkehr in Teilen Mecklenburgs lahmgelegt. Die Deutsche Bahn AG stoppte ihre Züge zwischen Hamburg und Schwerin sowie Lübeck und Bad Kleinen (Nordwestmecklenburg), wie ein Sprecher mitteilte. Busersatzverkehr wurde eingerichtet. Auch der Fernverkehr zwischen Berlin und Hamburg war demnach von Einschränkungen betroffen. Die Bahn bat Reisende, sich vor Fahrtantritt über die Zugverbindungen unter 0180/6996633 oder auf der Internetseite www.bahn.de zu informieren. In Nordwestmecklenburg riss der Sturm Bäume um. In Rostock und Warnemünde stürzten drei Bäume auf parkende Autos. Verletzt wurde niemand. Im Raum Güstrow, Wismar, Rostock knickten Strom- und Telefonmasten um, wie eine Polizeisprecherin sagte. Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte wurde ein Auto von einem herabstürzenden Ast getroffen. Die Windschutzscheibe barst, der Fahrer kam mit dem Schrecken davon. Aufgrund des Sturms fielen mehrere Ostseefähren aus. Die Reederei Scandlines sagte Verbindungen von Rostock nach Gedser (Dänemark) ab.
U2, U3, und U4 fahren wieder
Die Linien U2, U3 und U4 fahren aktuell wieder ohne Einschränkungen. Die Hochbahn geht davon aus, dass diese Linien nicht weiter vom Sturm beeinträchtigt werden. Die U1 ist aufgrund von umgestürzten Bäumen oder drohenden Entwurzelungen weiterhin zum Teil gesperrt.
Der Betrieb soll nicht vor 18.30 Uhr wieder aufgenommen werden. Die Wetterprognosen sagen ein Ende des Sturms gegen 18 Uhr voraus. Im Busverkehr ist die Lage sehr angespannt, da der Straßenverkehr aufgrund von Entwurzelungen und Ästen stark beeinträchtigt ist. Die Busse stehen im gesamten Stadtbereich mit im Stau.
Zugverkehr im Norden teils lahmgelegt
Der heftige Herbststurm hat in Norddeutschland den Zugverkehr teilweise lahmgelegt. Am Nachmittag wurde der komplette Regionalverkehr der Deutschen Bahn in Schleswig-Holstein wetterbedingt eingestellt. Auch auf den Strecken von Berlin nach Hannover und von Berlin nach Hamburg kam es nach Angaben der Bahn wegen orkanartiger Windböen zu Verspätungen und Ausfällen im Regional- und Fernverkehr. Wie viele Züge genau betroffen waren, stand noch nicht fest.
Starke Beeinträchtigungen gebe es auch in Hamburg, wo die S-Bahn betroffen sei, sowie in Niedersachsen, teilte die Deutsche Bahn auf Anfrage mit. Auch Linien des Regionalverkehrs in Mecklenburg-Vorpommern wurden eingeschränkt.
Feuerwehr mit 536 Einsätzen mehr
Der Wind hält die Hamburger Feuerwehr ordentlich auf Trab: Bis zum Nachmittag hatte die Feuerwehr 536 zusätzliche Einsätze zu verzeichnen, wie ein Sprecher mitteilte. Verletzte Personen haben die Einsatzkräfte bis dato nicht registriert, die Schadensmeldungen erreichen die Beamten aber im Minutentakt.
U-Bahn wieder in Betrieb
Gegen 16 Uhr vermeldet die Hochbahn, dass der Betrieb der U-Bahnlinie U3 wieder aufgenommen wurde, die U2 generell kaum betroffen war. Auf der Linie U1 gibt es noch immer leichte Behinderungen wegen umgefallener Bäume und drohender Entwurzelung an der Strecke.
Keine Starts am Flughafen Hamburg
Seit 15 Uhr werden am Hamburger Flughafen keine Passagiere mehr in und aus den Flugzeugen gelassen, da die Windböen auf dem Rollfeld zu stark sind. Aus diesem Grund finden derzeit auch keine Starts mehr statt, obwohl die Flugzeuge theoretisch abheben könnten. Erst zwei Kapitäne haben sich dafür entschieden, auf dem Hamburger Flughafen nicht zu landen - die Entscheidung darüber liegt allein bei ihnen. Das Ein- und Ausstiegsverbot gilt vorerst bis 17 Uhr, dann soll die Situation neu bewertet werden.
Christian wütet im Kreis Segeberg
Auch im Kreis Segeberg hat das Orkantief zugeschlagen. Dutzende Bäume stürzten um und Dächer wurden demoliert. In Kisdorf wurde eine Autofahrer verletzt, als ein Baum während der Fahrt auf ihre Fahrzeug stürzte. Der Sturm führte in Norderstedt außerdem zu einem kurzen Stromausfall. Gegen 14 Uhr sackte in mehreren Stadtteilen für etwa ein Sekunde die Spannung ab.
S-Bahn stellt Verkehr ein
Die Hamburger S-Bahn hat am Nachmittag ihren Verkehrsbetrieb wegen des anhaltenden Sturms komplett gestoppt. Das teilte ein Sprecher der Bahn mit. Die einzige Strecke, die noch befahren wird, ist der City-Tunnel. Schon am frühen Nachmittag gab es eine Vielzahl an Behinderungen.
Hamburg im Ausnahmezustand
Die Hamburger Feuerwehr hat am Nachmittag Ausnahmezustand ausgerufen, um auch auf die Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr zurückgreifen zu können. „Wir sind noch nicht an unserer Leistungsgrenze angelangt“, erklärt ein Sprecher der Feuerwehr Hamburg, bestätigte aber, dass die Situation deutlich schlimmer sei, als erwartet.
Unter anderem wurden die Beamten zu einem Einsatz in der Speicherstadt gerufen. In der Straße Pickhuben rissen sich Teile von einem Baugerüst los und wehten ins Brooksfleet. Die Feuerwehr eilte mit einem Boot an die Einsatzstelle, während die Hamburg Port Authority das Fleet gesperrt hat.
Kein Regionalverkehr in Schleswig-Holstein
Seit 14.30 Uhr ist der komplette Regionalverkehr der Deutschen Bahn in Schleswig-Holstein wetterbedingt eingestellt worden. Starke Beeinträchtigungen gebe es auch in Niedersachsen, teilte die Deutsche Bahn mit. Es sei noch völlig offen, wann der Zugverkehr wieder aufgenommen werden könne.
Sturm deckt Hallendach am Fischmarkt ab
Ein ganzes Dach einer Tiefkühlhalle wurde vom Orkantief angehoben und auf die Große Elbstraße auf dem Hamburger Fischmarkt geschleudert. Ein auf der Straße parkender Smart wurde darunter begraben. Einsatzkräfte versuchen, im tobenden Sturm, die Einsatzstelle zu sichern und das Dach zu entfernen.
162 km/h Windgeschwindkeit gemessen
Orkantief Christian ist mit 162 Stundenkilometern über den Norden gefegt. Gemessen wurde der Spitzenwert auf einem Feuerschiff, das sich in der Deutschen Bucht aufhielt. Auf der Hochseeinsel Helgoland wurden Böen bis zu 137 Stundenkilometern erreicht, wie ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagte. In List auf Sylt tobte der Sturm mit 80 Knoten, umgerechnet knapp 150 Stundenkilometer. Noch stärker wütete er mit 82 Knoten auf Hallig Hooge. In St. Peter-Ording waren es 130 Stundenkilometer. Auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog (Niedersachsen) wurden sogar 86 Knoten gemessen, knapp 160 Stundenkilometer. Die Unwetterwarnung des DWD galt vorerst bis zum Abend, für die nordfriesische Küste wurde vor extremem Unwetter gewarnt.
Bahn- und Busverkehr in Hamburg gestört
Aufgrund von umgestürzten Bäumen hat der HVV auf vier Strecken im Hamburger Stadtgebiet den U-Bahn-Verkehr eingestellt. Betroffen sind die Linie U1 zwischen Volksdorf und Großhansdorf und zwischen Ohlsdorf und Fuhlsbüttel Nord und die U3 zwischen Wandsbek-Gartenstadt und Barmbek und St. Pauli und Schlump.
Die Feuerwehr ist vor Ort und bemüht sich, die Bäume und Behinderungen zu beseitigen. Über die Dauer der Sperrungen, konnte der HVV am Nachmittag keine Angaben machen.
Auch der Busverkehr ist im gesamten Stadtgebiet beeinträchtigt, viele Linien nicht fahrplanmäßig.
Auto von Baum getroffen, Haus droht Einsturz
Im Hamburger Stadtgebiet ist ein erstes Auto Opfer der Winde geworden: Im Jaguarstieg in Lokstedt stürzte eine Pappel, die auf einem Privatgrundstück stand, auf einen Renault, der auf der Straße geparkt war. Das Dach des Wagens wurde erheblich eingedrückt, verletzt wurde niemand, da keine Personen in dem Wagen saßen.
Im Hamburger Karo-Viertel ist ein denkmalgeschütztes Haus vom Einsturz bedroht: +++ Haus droht einzustürzen - Turnerstraße abgesperrt +++
Uni-Gebäude in Göttingen demoliert
Der Sturm hat am Montag einen Neubau der Universität Göttingen erheblich demoliert. Auf einer Fläche von etwa 40 bis 50 Quadratmetern seien durch Böen schwere Dämmplatten aus der Fassade des Bio-Forschungszentrums auf dem Nordcampus herausgerissen worden und in die Tiefe gestürzt, sagte ein Hochschulsprecher. Menschen seien zum Glück nicht in der Nähe gewesen. Allerdings wurden sieben geparkte Autos beschädigt und zum Teil völlig zerstört. Den Sachschaden bezifferte der Sprecher auf etwa 150 000 Euro.
Bremer Freimarkt vorerst geschlossen
Der Bremer Freimarkt ist am Montag wegen des Sturms zunächst geschlossen worden. Das teilte das Stadtamt mit. Bei Böen bis zu Windstärke elf könne ein sicherer Betrieb des Volksfestes nicht gewährleistet werden. Am Nachmittag solle aufgrund von Wetterlage und Prognose entschieden werden, ob der Freimarkt später doch noch geöffnet werden könne.
Hochwassergefahr an der Elbe
Der starke Wind treibt auch viel Wasser nach Hamburg. Zum Abend hin ist für das Hafengebiet im Stadtteil St. Pauli Hochwasser angesagt. Daniel Wünsch erwartet einen um rund 1,5 Meter erhöhten Wasserstand - zumindest auf dem Fischmarkt wird am Abend das Wasser stehen.
Die angekündigte Niederschlagsmenge ist allerdings gering, die Temperaturen bleiben am Montag mild bei rund 16 Grad, die sich durch die starken Böen aber kälter anfühlen.
Bahn-Chaos in Niedersachsen
Umgestürzte Bäume sorgten für Sperrungen auf mehreren wichtigen Bahnstrecken in Niedersachsen, so dass Tausende von Fahrgästen in den Bahnhöfen festsaßen. Umgeknickte Bäume machten auch vielen Autofahrern auf den Straßen zu schaffen. Größere Schäden blieben jedoch bis zum Nachmittag aus.
Bäume im Gleisbett und auf Oberleitungen: Die Reparaturtrupps der Bahn mussten immer wieder mit speziellem Gerät ausrücken, um Störungen zu beseitigen. Nach und nach wurden die Strecken zwischen Minden und Hannover, zwischen Emden und Leer, Stubben und Bremerhaven gesperrt. Auch die wichtigen Fernverbindungen zwischen Bremen und Hannover bei Hagen sowie zwischen Bremen und Hamburg bei Sottrum wurden blockiert.
Auf vielen Bahnhöfen kam es zu chaotischen Situationen, weil Reisende keine Informationen über die Weiterfahrt bekamen. Die Bahn bemühe sich um Ersatzverkehr, das könne aber dauern, sagte ein Sprecher. Wie lange die Störungen dauern könnten, sei noch nicht absehbar.
„Kommen in Hamburg glimpflich davon“Wetter-Experte Daniel Wünsch mahnt zwar zur Vorsicht, Grund zur Sorge sieht er allerdings nicht: „Christian ist ein relativ kleines Tief, ist aber nicht zu unterschätzen.“ Vor Waldspaziergängen warnt er und rät dazu, leichte Gegenstände von der Terrasse zu holen. Gerade, weil die Bäume noch stark belaubt sind, bieten diese stärkere Angriffsflächen für den Wind und können leicht umkippen. Den Höhepunkt des Sturms in Hamburg erwartet Wünsch für den frühen Nachmittag. „Es wird ein kräftiger Herbststurm, wir kommen in Hamburg aber glimpflich davon“, prognostiziert er am Vormittag.
Fähren im Norden fallen aus
Die Wetterwarnungen haben die Fährpläne im Norden durcheinander gewirbelt: Vier Abfahrten der Syltfähre zwischen List auf Sylt und Havneby auf der dänischen Insel Rømø fallen am Montag aus, kündigte die Betreiberin, die Flensburger Förde Reederei Seetouristik, am Morgen an.
Betroffen sind die Passagen in der Zeit von 12.25 Uhr bis 15.25 Uhr. Am späten Nachmittag soll der Betrieb nach Möglichkeit wieder aufgenommen werden. Auch bei der Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.) auf der Insel Föhr wird es am Nachmittag Ausfälle geben.
Betroffen ist nach Angaben des Unternehmens die Hallig-Linie zwischen dem Festlandhafen Schlüttsiel und den Halligen Hooge und Langeneß. Der erste Ausfall werde die Fähre ab Langeneß um 15.15 Uhr sein. Föhr und Amrum würden aber weiter angefahren.
Nacht zu Montag bleibt ruhig
Nach dem ersten Herbststurm des Jahres in Hamburg und Schleswig-Holstein ist die Nacht zu Montag zwar etwas ruhiger verlaufen, heute werden aber wieder heftige Stürme erwartet.
In der Nacht von Sonntag auf Montag gab es nach Angaben von Polizei und Feuerwehr in der Hansestadt keine wetterbedingten Einsätze. Auch in Schleswig-Holstein rückten die Wehren kaum aus. Lediglich in Kiel knickten drei Bäume um, verletzt wurde aber niemand.