Bischöfin Kirsten Fehrs setzt auf einvernehmliche Lösung des Konflikts um die Zukunft der Flüchtlinge der Lampedusa-Gruppe. „Ob die Lampedusa-Flüchtlinge hierbleiben können, sollen allein Einzelfallprüfungen klären.“
Die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs setzt auf eine einvernehmliche Lösung des Konflikts um die Zukunft der rund 300 Flüchtlinge der Lampedusa-Gruppe, von denen 80 Männer in der St. Pauli Kirche Unterschlupf gefunden haben. „Ob die Lampedusa-Flüchtlinge hierbleiben können, sollen allein Einzelfallprüfungen klären“, sagte Fehrs. Allerdings seien die Männer sehr verunsichert, womit die Bischöfin vermutlich unter anderem auf die Kontrollen der Polizei im Umfeld der Kirche anspielt. „Ich appelliere an die Flüchtlinge, die immer wieder geforderte Chance auf ein faires Verfahren auch zu nutzen. Es gibt aus meiner Sicht keinen anderen Weg“, betonte die Bischöfin.
Die meisten Afrikaner weigern sich bislang aus Angst vor einer schnellen Abschiebung, in Einzelverfahren ihre Identität zu offenbaren, und fordern stattdessen ein kollektives Bleiberecht. „Wir haben deutliche Signale aus der Politik bekommen, dass die Sorgen der Flüchtlinge ernst genommen werden. Darauf vertrauen wir“, sagte der Sprecher der Nordkirche, Mathias Benckert. Mit dem Appell der Bischöfin rückt eine Lösung des seit Monaten andauernden Streits um den Aufenthalt der Lampedusa-Gruppe immer näher. „Ich bin dankbar, dass sich die Bischöfin so engagiert. Sie hilft mit, eine Brücke zu bauen“, sagte SPD-Bürgerschaftsfraktionschef Andreas Dressel. Der SPD-Politiker und mehrere Abgeordnete seiner Fraktion trafen sich am Dienstagabend im Rathaus mit einer Abordnung der afrikanischen Flüchtlinge.
Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan forderte den Senat bereits am Montag auf, den Flüchtlingen die Sorge zu nehmen, schnell abgeschoben zu werden: „Wenn es eine solche Zusicherung gibt, werden die Flüchtlinge bereit sein, ihre Identität zu offenbaren.“ Seit Juni leben die Afrikaner in der St. Pauli Kirche. Zuletzt hatte sich die Lage zugespitzt: Die Polizei hatte begonnen, im Umfeld der Kirche Afrikaner zu kontrollieren, weil der Verdacht besteht, dass die in Italien ausgestellten Touristenvisa abgelaufen sind.