Aydan Özoguz, Johannes Kahrs und Co. kommen direkt in den Bundestag. Nur Dirk Fischer holt seinen Wahlkreis für die CDU.
Hamburg. Keine Chance im Bund – aber in Hamburg hat die SPD ein gutes Ergebnis erreicht. Fünf der sechs Wahlkreise konnten die Sozialdemokraten an Alster und Elbe holen. Dabei zogen Aydan Özoguz (Wandsbek), Johannes Kahrs (Mitte), Niels Annen (Eimsbüttel), Matthias Bartke (Altona) und Metin Hakverdi (Bergedorf-Harburg) direkt ein. Für die CDU holte Dirk Fischer in Nord das Direktmandat.
Özoguz schlug mit Frank Schira einen prominenten Christdemokraten, Annen landete vor Rüdiger Kruse, der aber über die Landesliste abgesichert ist.
Hamburgs SPD-Chef, Bürgermeister Olaf Scholz, sieht einen Erfolg seiner Partei in der Hansestadt bei der Bundestagswahl. „Auch wenn die Endergebnisse von Hamburg noch nicht vorliegen, zeichnet sich jedoch ab, dass die Hamburger SPD erfolgreich abgeschnitten hat“, sagte Scholz am Sonntagabend. Für den Bund räumte der stellvertretende SPD-Bundesvize ein: „Es hat nicht für den Regierungswechsel gereicht, auch wenn die SPD ein wenig zugelegt hat. Peer Steinbrück hat wacker gekämpft.“
Scholz gratuliere Kanzlerin Angela Merkel zu ihrem Wahlerfolg. Laut Hochrechnung (19.50 Uhr) hat es die SPD wieder an die Spitze der Parteien in der Hansestadt geschafft. 2009 erstmals von der CDU überholt, kommt sie nun auf 32,7 Prozent – 0,4 Punkte vor der CDU.
Die SPD ist in Hamburg wieder stärkste Kraft. Nach Auszählung aller 1686 Wahlbezirke erreichte sie bei der Bundestagswahl in der Hansestadt 32,4 Prozent, wie es auf der Internetseite des Landeswahlamtes hieß. Das sind 5,0 Prozentpunkte mehr als bei der Bundestagswahl 2009, als die SPD erstmals hinter die CDU gefallen war. Die CDU kam auf 32,2 Prozent, 4,4 Punkte mehr als vor vier Jahren. Die Grünen verloren 3,0 Punkte und kamen auf 12,6 Prozent, die Linken kamen auf 8,8 Prozent – 2,4 Punkte weniger als 2009. Großer Verlierer der Bundestagswahl ist die FDP, die mit 4,8 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. Die erstmals angetretene Alternative für Deutschland kam in Hamburg auf 4,1 Prozent.
Das sagen die Hamburger Parteien zur Wahl
Hamburgs CDU-Chef Marcus Weinberg zeigte sich hochzufrieden mit dem Ergebnis seiner Partei bei der Bundestagswahl. „Wir haben seit der Wiedervereinigung das beste Ergebnis“, sagte der Bundestagsabgeordnete am Sonntag im Hamburger Rathaus. „Wir sind zurück im Geschäft“, sagte Weinberg mit Blick auf die nächsten Wahlen. Eine Koalition mit der Alternative für Deutschland schloss er aus: „Eine Zusammenarbeit mit der AfD ist ausgeschlossen.“
Anders Sylvia Canel (FDP). Sie nannte die Zahlen „niederschmetternd“. Es sei ein Signal, dass sich die Partei neu aufstellen müsse. „Jetzt muss ein Ruck durch die Partei gehen“, sagte die 55-Jährige. Das schlechte Ergebnis dürfe jetzt jedoch nicht an Personen festgemacht werden, sondern an strategischen Fehlern, die die FDP innerhalb der Koalition gemacht habe. „Nach der Analyse können wir auch über Personen reden“, sagte Canel.
FDP-Spitzenkandidat Burkhardt Müller-Sönksen suchte nach Erklärungen für das schlechte Abschneiden seiner Partei. „An den Inhalten hat es nicht gelegen, sondern daran, wie wir die Inhalte dargestellt haben“, sagte der 54-Jährige, der seit 2005 im Bundestag sitzt. „Man muss auch mit Anstand und Würde verlieren können“, betonte er jedoch.
Die Hamburger Linken verbringen den Abend im Clubheim im Schanzenpark. Dort sagte die Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Kersten Artus nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse: „Wir freuen uns über das stabile Ergebnis. Auch im Westen sind wir verankert.“ Anders als in früheren Jahren, fügt sie hinzu, seien die Linken im Hamburger Wahlkampf nicht beschimpft worden.“ Und es gelte als sicher, dass der Hamburger Spitzenkandidat Jan van Aken erneut in den Bundestag einzieht.
Elefantenrunde beim Abendblatt
In großer Runde diskutierten Krista Sager (Grüne), Ortwin Runde (SPD), Dora Heyenn (Die Linke), Katja Suding (FDP) und Dietrich Wersich (CDU) die Ergebnisse der ersten Hochrechnungen mit Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider und Redakteurin Vanessa Seifert. Erstmals konnten Abendblatt-Leser die Runde komplett auf abendblatt.de verfolgen.
Dabei konnte Dietrich Wersich seine Freude über den Wahlsieg seiner Partei im Bund genauso wenig verhehlen, wie Katja Suding ihre Enttäuschung über das Abschneiden der Liberalen im Bund. Fast als wären sie noch im Wahlkampf debattierten Krista Sager und Dora Heyenn. Auch Alt-Bürgermeister Ortwin Runde hat in Sachen Politikdebatte nichts verlernt. Sehen Sie noch einmal das Video der Diskussionsrunde.