Zwei von drei ausgerissenen Jungen sind in ein Heim zurückgekehrt und haben ihre Vorwürfe gegenüber Behörden bestätigt. Ein 16-Jähriger gilt weiter als vermisst.

Potsdam/Hamburg. Im Streit um Misshandlungsvorwürfe in Haasenburg-Heimen in Brandenburg verhärten sich die Fronten. Das Bildungs- und Jugendministerium sieht weiter Anlass für Suspendierungen und Belegungsstopp. Die Heimbetreiber wehren sich juristisch gegen das Verbot, neue Jugendliche aufzunehmen. „Wir lassen dies vom Verwaltungsgericht überprüfen“, sagte ein Sprecher der Haasenburg GmbH am Montag.

Nach ihrer Rückkehr in ein Haasenburg-Heim haben unterdessen zwei von drei ausgerissenen Jungen ihre Misshandlungsvorwürfe bei Behörden in Brandenburg wiederholt. Der zweite Jugendliche habe in Teilen die Aussagen bestätigt, die zuvor der andere gemacht habe, sagte eine Sprecherin des Jugendministeriums in Potsdam. Durch seine Angaben fühle sich das Ressort in seinem Vorgehen bestätigt. Ministerin Martina Münch (SPD) hatte in der vergangenen Woche drei Erziehern eine weitere Tätigkeit in den drei Heimen untersagt und einen Belegungsstopp für die Einrichtungen ausgesprochen.

Drei Jugendliche waren zuvor aus der Einrichtung in Neuendorf in Unterspreewald (Kreis Dahme-Spreewald) ausgerissen. Als Grund nannte ihr Hamburger Anwalt Rudolf von Bracken Gewalttaten und Demütigungen. Inzwischen haben zwei der drei Jungen die Anschuldigungen wiederholt. Das Landesjugendamt habe mit einem 16-Jährigen telefoniert nach dessen Rückkehr nach Brandenburg, sagte die Ministeriumssprecherin. Ein 15-Jähriger aus dem Saarland war schon früher zurückgekehrt und befragt worden. Seine Aussagen waren mit Auslöser dafür, dass Münch vergangenen Dienstag die drei Erzieher suspendiert hatte.

Ein weiterer 16-Jähriger gilt noch immer als vermisst und wird von der Polizei gesucht. Er hatte sich an die Tageszeitung „taz“ gewendet und von Misshandlungen berichtet. Sein Anwalt schloss zunächst aus, dass der Junge zurückkehrt.

Das Jugendministerium geht nicht davon aus, dass die Vorwürfe schnell aufzuklären sind. Bislang hätten die beschuldigten Erzieher noch nicht gehört werden könne. Auch die Staatsanwaltschaft Cottbus geht nicht von einem schnellen Ende der Ermittlungen aus. Sie hatte bislang in Fällen aus der Vergangenheit ermittelt, prüft nun auch die neuen Vorwürfe.

Unterdessen untersuche eine von Münch eingesetzte Kommission, wie das Konzept der Heime zu bewerten ist. Bis Ende des Jahres wird mit Ergebnissen gerechnet, einen Zwischenbericht will das Gremium im September vorlegen.

Hamburg wird angesichts der Vorwürfe eine zusätzliche Aufsichtskommission einrichten. Die fünf Mitglieder des Gremiums würden sich um die aus Hamburg stammenden Jugendlichen kümmern, die in einem der drei Heimen der Haasenburg GmbH untergebracht seien, hatte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) dem Abendblatt gesagt. Die dafür notwendige Sitzung der Behörden-Deputation sei vorgezogen geworden. „Die fünf Mitglieder der Kommission werden am 23. Juli berufen“, sagte Scheele.

Nach den Worten von Sozialsenator Scheele gibt es gegenwärtig keine Anzeichen, dass aus Hamburg stammende Jugendliche in den Heimen der Haasenburg GmbH gefährdet seien. Man wolle aber mit der Einrichtung der zusätzlichen Aufsichtskommission für mehr Transparenz sorgen. „Die Mitglieder der Kommission haben freien Zugang zu den Heimen und erhalten alle Informationen“, sagte Scheele. Die Jugendlichen könnten sich an die Kommission wenden. „Das Gremium wird aber auch einmal in der Legislaturperiode einen Bericht an die Bürgerschaft erstellen.“