Ex-Aufsichtsratschef lobt Ex-Vorstand. Hilmar Kopper glaubt, dass der wegen Untreue angeklagte Dirk Jens Nonnenmacher die HSH Nordbank gerettet habe. Und zwar eigenhändig.

Hamburg. Kaum hat er seinen Spitzenposten verlassen, meldet er sich mit Ratschlägen und seiner Sicht der Bankenkrise zu Wort. Der frühere Aufsichtsratschef der HSH Nordbank, Hilmar Kopper, 78, hält weiter zu dem ehemaligen Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher. Der „Zeit“ sagte Kopper: „Nonnenmacher hat die Bank gerettet. Eigenhändig. Mit einem Minimum an barem öffentlichem Geld. Dafür hätten sie ihm ein Denkmal setzen können.“ Kopper war Anfang des Jahres vom ehemaligen Senator Thomas Mirow im Amt abgelöst worden.

Der frühere Vorstandssprecher der Deutschen Bank hatte sich und Deutschlands größtem Finanzinstitut schon 1994 verbal ein Denkmal gesetzt, als er über die rund 50 Millionen D-Mark, die der Pleite-Baulöwe Jürgen Schneider an Schaden hinterließ, als „Peanuts“ bezeichnete. Ein Begriff, der im Englischen üblich ist für Kleinigkeiten, in Deutschland aber Empörung auslöste, weil Kopper den Fall bagatellisierte. „Peanuts“ wurde das Unwort des Jahres.

Nonnenmacher, HSH-Vorstandschef von 2008 bis 2011 und zuvor Finanzvorstand, muss sich vom 24. Juli an mit fünf früheren HSH-Vorstandsmitgliedern wegen Untreue und Bilanzfälschung vor Gericht in Hamburg verantworten. „Da ist immenser öffentlicher Druck. Da soll jemand bestraft werden. Einigen Vorständen droht das zu Recht. Aber Nonnenmacher?“, sagte Kopper der „Zeit“. Und ergänzte: „Wenn Sie mich fragen: Das geht für die Anklage wohl nicht gut aus.“

Die HSH Nordbank trennt sich, wie berichtet, in ihrer Sanierung von einem Teil ihres Privatkundengeschäfts. Rund 10.000 Kunden sollen mit ihren Konten zur Haspa und zur Förde Sparkasse in Kiel wechseln. Voraussetzung für die Übertragung von Girokonten oder Schließfächern sei, dass die Kunden dem zustimmen. Dieser Vorgang soll bis Ende 2013 abgeschlossen sein.

Die Landesbank für Hamburg und Schleswig-Holstein kommt nach eigenen Angaben EU-Auflagen nach, die im Zuge ihrer Rettung gemacht wurden. Sie will sich als Bank für Unternehmer auf vermögende Anleger, Stiftungen und gemeinnützige Organisationen konzentrieren. Der neue Vorstandschef Constantin von Oesterreich sieht das HSH-Geschäftsmodell, als Bank für Unternehmer zu fungieren, als wichtigsten Baustein für die Zukunft des größten Schiffsfinanzierers weltweit an. „Wir müssen zeigen, dass wir in der Kernbank Geld verdienen können“, sagte er.

Nach der Veröffentlichung von Telefonmitschnitten irischer Banker ist die öffentliche Meinung von Finanzjongleuren weiter gesunken. Nach der heftigen, weltweit beachteten Kritik der deutschen Bundeskanzlerin hat Angela Merkel (CDU) noch einmal nachgelegt. Sie hält den Vertrauensverlust bei den Banken für ein Grundproblem, das auch die Arbeitsmärkte in Europa belastet. „Das Problem der hohen Refinanzierungskosten hat sich in der Tat als hartnäckiger herausgestellt, als wir es erwartet hatten“, sagte Merkel der „Süddeutschen Zeitung“ mit Blick auf Kreditprobleme für Unternehmen in Euro-Krisenländern. In der Form habe man noch nie erlebt, dass Banken und sogar der Finanzaufsicht derart das Vertrauen entzogen worden sei.

Mit den Plänen für eine europäische Bankenaufsicht und anspruchsvollen Belastungstests könnte das Vertrauen in die Banken zurückgewonnen werden, sagte Merkel. Einer Beschleunigung der Pläne für eine Bankenunion seien aber Grenzen gesetzt. „Geschwindigkeit ohne Gründlichkeit“ helfe nicht weiter. Die gemeinsame europäische Aufsicht werde im kommenden Jahr in Kraft treten.