Die Sicherheit auf der Alster sollte nach dem Tod des 13-jährigen Lorenz erhöht werden. Doch die Wasserschutzpolizei und ehrenamtliche Retter streiten.
Hamburg. Nach dem Tod des 13-jährigen Lorenz, der beim Rudern verunglückt war, sollte die Sicherheit auf der Alster erhöht werden. Das wird wohl nicht klappen: Denn die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) wird in absehbarer Zeit zwei ihrer drei Standorte verlieren. Dazu gehört ausgerechnet auch die Station in der Außenstelle der Wasserschutzpolizei an der Alten Rabenstraße.
Die Arbeit an der Außenalster ist für die ehrenamtlichen Helfer der DLRG mühsam: Es gibt nämlich zwei Stützpunkte, an denen Boote liegen. Es sind kleine Boote mit Viertaktaußenborder, wie die "Manni", ein 5,4 Meter langes Boot vom Typ Fun Yak 540, das von der Haspa gestiftet wurde.
Außerdem gibt es einen Kellerraum in der Außenstelle der Wasserschutzpolizei. Dort wird hauptsächlich die Ausrüstung für die Boote gelagert. Vor Einsätzen müssen die DLRG-Mitglieder folglich erst zur Außenstelle, um die Ausrüstung wie Regenkleidung, Funkgeräte oder Rettungswesten holen, um dann die Boote einsatzbereit zu machen.
Allerdings hat die DLRG nach Angaben ihres Hamburger Präsidenten Heiko Mählmann nur für von Freitagabend bis Sonntagabend die Genehmigung, mit Motorbooten auf der Alster zu fahren. Einen sogenannten Regeldienst, der die verbindliche Präsenz und Einsatzbereitschaft an der Alster vorsieht, gibt es nicht. Stattdessen macht man "Regattadienst". Das heißt: Die DLRG stellt das vorgeschriebene Begleitboot bei Segel- oder anderen Wassersportveranstaltungen, die zwischen April und Dezember stattfinden. "Oft sind wir aber an Wochenenden auch präsent, wenn keine Regatta stattfindet", sagt Mählmann. "Dann würden wir natürlich losfahren, wenn wir gebraucht würden."
Zwei Stützpunkte wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Dazu gehört laut Mählmann der Liegeplatz bei Germania, dem ältesten Ruderclub Deutschlands, der sich am westlichen Alsterufer befindet. "Mir wurde vom Ruderclub signalisiert, dass wir dort über kurz oder lang den Liegeplatz nicht mehr haben können", sagt Mählmann. Ein ähnliches Signal kam von der Wasserschutzpolizei an der Alten Rabenstraße. Weil die maritimen Ordnungshüter ihre Präsenz an der Alster verstärken wollen, brauchen sie Platz. Der Raum, den derzeit die DLRG nutzt, werde gebraucht. "Dabei hatten wir den Raum fertig gemacht und gestrichen", sagt Mählmann. Der Raum sei nicht nur Lager, sondern auch so etwas wie ein "Rückzugsraum für die kleine Pause zwischendurch".
"Wenn unsere Mitglieder an der Außenalster sind, haben sie nicht einmal die Möglichkeit, auf eine Toilette zu gehen", sagt Mählmann. "Sie müssen bei den Gastronomen darum betteln, die dortigen WC-Anlagen benutzen zu dürfen." Von einer warmen Dusche nach einem Einsatz könnten die DLRG-Mitglieder "nur träumen". Und selbst heißen Kaffee kann es nur aus der Thermoskanne geben. Behördlich bezahlten Strom in der Wache an der Alten Rabenstraße für private Kaffeemaschinen oder einen Kühlschrank fließen zu lassen, ist laut Mählmann nicht drin.
Der Präsident des Landesverbandes Hamburg favorisiert eine eigenständige Lösung für die DLRG an der Außenalster. "Unsere Mitglieder arbeiten ehrenamtlich, sie bekommen nicht einen Cent", sagt Heiko Mählmann, Präsident des Hamburger DLRG-Landesverbandes. "Es müssen aber zumindest die Grundbedingungen stimmen." Er denkt an eine eigene DLRG-Station am Alsterufer.
Dabei schwebt Mählmann beispielsweise eine aus Holz gebaute Station auf Rädern vor. "Dafür braucht man nicht einmal eine Baugenehmigung", so Mählmann. Man sei auch bereit, an Wochenenden einen Regelwachdienst zu gewährleisten, der sich nicht nur um Notfälle auf dem Wasser, sondern auch um "kleine Wehwehchen an Land" kümmert. "Unsere Mitglieder sind schließlich auch ausgebildete Sanitäter", so Mählmann.
Er räumt aber auch ein: "Wenn man uns nicht will, ist das okay", sagt er. "Wenn man uns will, muss man aber die Grundbedürfnisse unserer Leute erfüllen." Natürlich haben Medaillen immer zwei Seiten. Das ist auch in diesem Fall so. Von der Wasserschutzpolizei wurde signalisiert, dass die Leute vom DLRG weiterhin in der Außenstelle Alte Rabenstraße ihr Lager haben dürften.
"Dagegen spricht gar nichts. Auch unsere Slipanlage, über die die Boote zu Wasser gelassen werden können, kann zukünftig selbstverständlich von der DLRG genutzt werden", sagt Hauptkommissar Andreas Schöpflin. "Es hat in der Vergangenheit Anzeichen dafür gegeben, dass sich dort eine Art Vereinsleben etabliert. Das ist mit einer Dienststelle nicht vereinbar."
Das ist offenbar sehr diplomatisch ausgedrückt, wenn man dem Glauben schenkt, was in Kreisen der Wasserschutzpolizei erzählt wird. Ein wahres "Lager" soll der Raum gewesen sein. Dies aber nur in zweiter Linie für Ausrüstung. Dominiert hätten eher Bierzeltgarnituren und Grillausrüstung. Bei der Diskussion über den Stromverbrauch hätte es immer wieder Zwist wegen eines Kühlschranks für Bier und Würstchen gegeben.