Viele Rudervereine weichen auf angrenzende Kanäle aus
Hamburg. Nach dem tödlichen Unfall hat die Schulbehörde alle allgemeinbildenden staatlichen Schulen aufgefordert, den Schulsport „aus Pietätsgründen“ auf der Außenalster einzustellen. Verhindert werden soll, dass Schüler auf den noch immer nicht gefundenen Leichnam des jungen Ruderers stoßen. In dem Schreiben der Behörde, das an alle Schulen gerichtet ist, heißt es: „Stellen Sie bitte sicher, dass bis auf Weiteres die Außenalster nicht für schulisches Rudern, Segeln oder Paddeln genutzt wird, außer zum direkten Erreichen eines Alsterkanals“. Die Regelung entfalle, „sollte der Leichnam geborgen werden“.
Der Fall hat in ganz Hamburg Betroffenheit ausgelöst, so auch bei vielen Schulleitern, die Ruderunterricht anbieten. Rainer Hencke, Leiter des Gymnasiums Grootmoor, sagte: „Die Maßnahme ist natürlich absolut sinnvoll. Es verbietet sich, auf der Alster zu segeln und zu paddeln, solange noch gesucht wird.“ Seine Schule bietet in der Oberstufe Ruderkurse in Kooperation mit dem Club „Favorite Hammonia“ an, dem Ruderverein, dem auch der verunglückte Junge angehörte. Auch der Leiter der Klosterschule zeigte sich betroffen: „Je dichter man dran ist, umso schlimmer empfindet man es“, sagte Ruben Herzberg. Die Schüler rudern jetzt auf einem Seitenarm.
Bei den Ruder-Clubs wird nun debattiert, wie man auf das Unglück reagiert. „Wir haben jetzt Rettungsringe mit im Boot, damit die Kinder das Gefühl haben, ihnen wird geholfen“, sagt der Vorsitzende des Ruder-Clubs Bergedorf, Karl-Joachim Meißner. Auch Trillerpfeifen werden die Kinder künftig mit dabei haben. Zwar rudern die Bergedorfer auf der Dove Elbe in ruhigerem Gewässer als die Kollegen auf der Alster, dennoch hat der Verein Schwimmwesten bestellt.
Auch an der Uni Hamburg können Studenten rudern. Zwar sind dort keine Kinder aktiv, aber häufig auch keine wirklichen Profis, dementsprechend klar sind die Vorschriften: „Wir sind da ziemlich rigoros“, sagt Philipp Hattje, der stellvertretende Geschäftsführer Hochschulsport. Gemeinsam dürfen seine Studenten zwar aufs Wasser. Wollen sie aber alleine rudern oder liegt die Wassertemperatur unter zehn Grad, ist eine Weste zwingend erforderlich.
Die Debatte um Westen ist nicht neu im Rudersport. Vor allem die Leistungssportler vertreten die Meinung, dass eine Weste beim Sport störe und die Bewegungsfreiheit zu sehr einenge. „Bei uns fahren die Kinder im Winter grundsätzlich mit Weste“, sagt Jörg Kraußlach, Vorsitzender der Ruder-Gesellschaft Hansa. In seinem Club seien die Kinder zudem immer mit einem Begleitboot unterwegs und nie allein auf dem Wasser. Derzeit würden seine Ruderer die Außenalster meiden und die Kanäle ansteuern. „Da ist etwas im Alltag passiert, was für uns Ruderer nicht alltäglich ist“, sagt Kraußlach, der hofft, dass der Leichnam möglichst schnell gefunden wird.