Die Stadt Hamburg und der Baukonzern Hochtief haben sich nach jahrelangem Streit auf einen Weiterbau der Elbphilharmonie geeinigt. Das Konzerthaus muss im Sommer 2016 fertig sein.

Hamburg. Fast eineinhalb Jahre herrschte Stillstand bei der Elbphilharmonie, nun kann es auf der Großbaustelle endlich weitergehen: Am Freitag einigten sich die Stadt Hamburg und der Baukonzern Hochtief endgültig auf eine gemeinsame Fortführung des Projekts. Das teilte Senatssprecher Christoph Holstein mit. „Es ist verhandelt, und es ist in harter Arbeit gelungen, eine gute Grundlage für die künftige Zusammenarbeit zu schaffen. Es ist denjenigen zu danken, die den Weg für den Weiterbau der Elbphilharmonie geebnet haben“, sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz.

Die Stadt und der Baukonzern streiten sich seit Jahren um Kostenexplosionen und Zeitverzögerungen bei dem Prestigeprojekt. Sollte die Elbphilharmonie ersten Schätzungen zufolge den Steuerzahler 77 Millionen Euro kosten und 2010 fertig sein, liegen die Kosten mittlerweile bei mindestens 575 Millionen Euro, die Eröffnung wurde auf 2017 verschoben. Nach Medienberichten könnten die Kosten auf mehr als 600 Millionen Euro steigen. Damit würde die Elbphilharmonie von den Kosten her das bisher größte deutsche Kulturprojekt – die Rekonstruktion des Berliner Schlosses - übertreffen. Für das Berliner Projekt waren bislang 590 Millionen Euro veranschlagt.

Schon im Dezember hatten sich beide Parteien auf einen Weiterbau verständigt. Die vorläufige Einigung musste jedoch noch in einen rechtsverbindlichen Vertrag überführt werden. Hochtief hatte angeboten, das Konzerthaus bis Sommer 2016 zu Ende zu bauen und schlüsselfertig an die Stadt zu übergeben.

"Bei der Komplexität dieses Projektes sollte niemand glauben, dass die Fertigstellung des Konzerthauses ein Spaziergang wird. Es werden auch in den kommenden Jahren noch Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen sein. Das betrifft zunächst die Arbeiten auf der Baustelle. Das betrifft aber auch die Frage, wie man verlorenes Vertrauen zurück gewinnen kann. Mit der frühzeitigen Veröffentlichung des Vertragsentwurfes und einer neuen Transparenz wollen wir dieses Ziel erreichen. Wir wollen Vertrauen in die Projektstruktur, in die an der Realisierung Beteiligten und die Elbphilharmonie selbst zurückgewinnen. Die Elbphilharmonie soll ein Haus für alle Hamburgerinnen und Hamburger werden“, erklärte Scholz.

Für einen erneuten Nachschlag von 198 Millionen Euro übernimmt der Baukonzern dafür sämtliche Risiken und stellt die Elbphilharmonie gemeinsam mit den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron fertig, die Stadt zieht sich nahezu komplett zurück. Auch für die zuletzt strittige Akustik des Konzertsaals will der Konzern Medienberichten zufolge eine Garantie übernehmen, solange es sich dabei um messbare Bauleistungen handelt.

Bereits am Donnerstag wurden erste Details der neuen Vereinbarung bekannt. So soll es Zwischentermine geben, bei deren Nichteinhaltung die Stadt ein Sonderkündigungsrecht hat, berichtete das Abendblatt. Außerdem soll die Stadt eine Schlusszahlung von 100 Millionen Euro offenhalten, sollte Hochtief das Konzerthaus nicht rechtzeitig fertigstellen.

Zusätzlich müssen externe Gutachter die Arbeiten auf der Baustelle begleiten und kontrollieren. Eines der zahlreichen Probleme, die Risse in der Verkleidung der 80 Meter langen Rolltreppe, soll behoben werden, indem die gesamte Verkleidung wieder herausgerissen und neu angebracht wird.

Kritik an der Vereinbarung kam von den Hamburger Grünen. „Bisher können wir nicht erkennen, dass diese Neuordnung alle Probleme löst“, sagte Fraktionschef Jens Kerstan. „Beim Bau des Konzerthauses drohen weitere Millionenkosten – bei der Haustechnik, beim Bausoll und beim Facility Management. Der Bürgermeister muss erklären, warum Hochtief trotz der hohen Einigungssumme die Möglichkeit bekommt, minderwertige Qualität abzuliefern.“

Das gläserne Konzerthaus auf einem alten Speicher im Hamburger Hafen, mit integriertem Luxushotel und 45 Eigentumswohnungen, soll einmal zu den zehn besten Konzerthäusern der Welt gehören. Der Große Konzertsaal mit 2150 Plätzen ist nach dem Weinberg-Prinzip gebaut, mit einer Bühne in der Mitte, die von terrassenförmigen Publikumsrängen umgeben ist. Für die Akustik wurde mit dem Japaner Yasuhisa Toyota einer der besten Akustiker der Welt engagiert.

Bevor es mit den Bauarbeiten weitergehen kann, muss jedoch noch die Bürgerschaft über das Projekt entscheiden. Sie will die Verträge gründlich prüfen und auch Experten anhören, bevor es zu einer Abstimmung kommt.

Die Stadt hat die Verträge im Internet veröffentlicht, sie sind hier zu finden.